Archive for the ‘Wirklich wahr?’ Category

Übernahme der Tochter: Jetzt fließen die Milliarden

Mittwoch, Mai 9th, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Heute Morgen um 10.30 Uhr las Gerwin Gehlhaar, dass Gigantisches im Telekommunikationsmarkt in Bewegung sei: Vodafone übernimmt eine riesige Tochterfirma. Schnell formulierte der 45-Jährige ein Schreiben an das Amtsgericht Wanne-Eickel, mit der Überschrift: Eilt! Und weiter heißt es dort: „Aufgrund des Prätsedentzzzfalles ‚Übernahme der Tochter durch eine Mutter‘ beantrage ich, Gerwin Gehlhaar, dass meine Tochter Amanda Gehlhaar, 18, ab sofort von unserem Nachbarn Eberhard Braunschwicker, 24, übernommen werden darf. Ich bitte das Gericht, eine Ausnahme zu machen, weil der Käufer ja ein Vater ist.“ Das Amtsgericht Wanne-Eickel erklärte sich einverstanden.

Woher Eberhard Braunschwicker, der bei Redaktionsschluss noch nichts von dem gerichtlichen Eilantrag wusste, die Milliarden für Gerwin Gehlhaar holen soll, ist nicht bekannt. Auch Amanda, die Tochter, war zum Zeitpunkt der Pressemeldung noch in der Schule. Klassenkameraden, so heißt es, hätten allerdings bei Instagram bereits Fotomontagen gepostet, die Amanda Gehlhaar am Ballermann mit 18 1-Meter-langen Strohhalmen abbilden.

Digital-Kongress re:publica 2019 in Berlin: Smartphones und Tablets unerwünscht

Donnerstag, Mai 3rd, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

„Das kann ja wohl nicht wahr sein. Wir und die Kolleginnen und Kollegen stehen hier vorne auf dem Podium oder referieren in einem der 287 Räume vor erwachsenen Menschen und die haben nichts besseres zu tun als ständig auf ihre Smartphones, Tablets oder Notebooks zu schauen!“ Organisator Markus Beckedahl ist sauer. Als Netzpolitikbeobachter, Journalist und Aktivist hat er vor mehr als zehn Jahren die re:publica mitbegründet. Seit gestern toben sich dort in Berlin 10.000 Netz-affine Menschen aus. Und jetzt das.

Tatsächlich hören die Besucher nicht zu. Sie schauen auf ihre Geräte, statt dem Vortragenden zustimmend zu folgen. So beschreiben es dutzende Korrespondenten, die derzeit von der re:publica 2018 aus Berlin berichten. Auch sie können es nicht fassen, wie ignorant diese Menschen sein müssen. Dabei gehe es doch gerade um deren Themen. „In der Schule würden diese jungen Leute sofort einen Eintrag ins Klassenbuch bekommen“, sagt Sandra Scheeres. Als oberste Bildungshüterin Berlins hat die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie sie zur re:publica entsandt.

Schon längst ist die Kritik bei der gesamten Organisationsspitze rund um Markus Beckedahl angekommen. Immerhin könne es nicht sein, dass sich tausende Besucher – die immerhin zur digitalen Elite Europas gehören – anmelden und dann so tun als würde sie das alles nicht interessieren, so Beckedahl. Deshalb fordert der Digital-Chef der re:publica alle Mitstreiter dazu auf, spätestens für die Ausgabe 2019 der Internet-Konferenz ein striktes Verbot einzuführen. Smartphones, Notebooks und Tablets sind dann tabu. Stattdessen erhalten die Teilnehmer der digitalen Zusammenkunft je einen Kugelschreiber, Bleistift und ein von Elon Musk signiertes Notizbuch. Sofern sein selbstfliegendes Flugzeug im Frühjahr 2019 den Weg nach Berlin findet und Musk rechtzeitig zur Signierstunde befördert.

Spendenläuferin unterschätzt: Dreijährige aber unter Dopingverdacht

Freitag, April 27th, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Elsbeth Dümp ist fassungslos. Weil ihre Enkeltochter einfach nicht aufhören wollte, auf dem Sportplatz in der Marbach ihre Runden zu drehen, stand die Siebzigjährige zunächst vor einem echten Problem. Mit einem harmlosen Formular hatte das spätere Drama begonnen. Ein Sportverein hatte über den Kindergarten die Drei- bis Sechsjährigen dazu aufgerufen, Runden zu laufen. Pro Runde 100 Euro. Für Elsbeth Dümp eine gute Idee. Sie kreuzte alles an, teilte sogar ihre Bankverbindung mit, drei Wochen später dann der Schock: der Verein hatte 10.000 Euro abgebucht. „100 Runden, welch ein Wahnsinn! Meine Enkeltochter ist drei. Ich hatte mit maximal eineinhalb Runden gerechnet. Das hätte ich noch bezahlen können. Aber das?!“, sagte sie, nachdem sie ihren Kontoauszug erhalten hatte.

Schnell hieß es, wie das sein könne, dass ein so junges Mädchen derlei Leistungen vollbringt. Das Wort Doping war zu hören. Die Großmutter hatte Glück, denn nach dem Rennen hatte die Kleine einen Strohhalm benutzt, den eine Freundin einsteckte, „weil er so schön grün war“, wie sie sagte. Diesen Strohhalm nahmen dann Experten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes an sich, untersuchten ihn – und tatsächlich: die Dreijährige hatte gedopt.

Vier Wochen nach dem Rennen stand das Ergebnis der Analyse fest: Center Schock-Kaugummis und Bionade. Warum die Kleine eine derartig hohe Konzentration dieser, bei Kindern so beliebten Produkte, in ihrem Blut hatte, konnten auch die Eltern nicht beantworten.“In jedem Fall werden wir fortan bei Kindergeburtstagen unserer Tochter einen Zettel mitgeben, auf dem wir bitten, unserer Tochter diese Dinge nur in Maßen zu geben“, sagte die Mutter

Die dreijährige Enkeltochter von Elsbeth Dümp wurde lebenslang für sämtliche Spendenläufe gesperrt.

Entschuldigung, aber es geht um das bedauernswerte dumme Ar***loch

Montag, April 23rd, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

„Erlauben Sie mir die Feststellung, dass Sie einfach ein bedauernswertes dummes Arschloch sind.“ – „Derartige Äußerungen“, so ist von Anwaltsseite zu lesen, „pfeffern sich im persönlichen Streit befindliche Anwälte um die Ohren. “ Nun musste der Bundesgerichtshof (BGH) entscheiden, ob der Kläger als tituliertes „bedauernswertes dummes Arschloch“ Ansprüche auf Unterlassung und Geldentschädigung geltend machen kann. Es ging hin und her in dem Rechtstreit, gekämpft wurde mit harten Bandagen – verbal. Und das ist wahr. Nachzulesen im Urteil des BGH vom 14. November 2017, Aktenzeichen VI ZR 534/15.

„Unerträglich“, findet Jus Dillon-Wurst. Der Senior-Partner der Großkanzlei „Cornwall and more“ ist am Boden zerstört. Er schäme sich, wie er sagt, für seine Berufskollegen. Früher, als er ein junger Jurist war, hätten sich seine Kollegen noch duelliert, sie wären abends in die Kneipe gegangen, um zu wetten, wer nach so und so vielen Schnäpsen schneller vom Keipenhocker fällt. Und nicht selten krachten Fäuste auf Nasenbeine. Dillon-Wurst erklärt im Interview die Hintergründe.

Herr Dillon-Wurst, was passt Ihnen nicht an diesen verbalen Attacken?

Jus Dillon-Wurst: Die heutigen Kollegen, vor allem die jungen, sind einfach peinlich.

Das ist zu pauschal.

JDW: Sie wollen es mal wieder genau wissen, oder? Na gut. Das sind Weicheier. Schreien kann jeder, argumentieren auch, wenn er halbwegs klar im Kopf ist. Aber seinen Mann stehen, wenn er es muss, das ist eine Kunst.

Eine, die Sie damals beherrscht haben?

JDW: Sie Schleimer. Aber ja, ich konnte tatsächlich austeilen. Nicht selten trafen wir uns als junge Anwälte abends im Stadtpark. Wir waren Gegner, weil unsere Mandanten Gegner waren.

Sie benutzten Waffen?

JDW: Naürlich! Die zwei, die Sie auch haben: Fäuste.

Wie primitiv.

JDW: Sie Weichei! Glauben Sie wirklich, Fäuste seien nur dafür da, um sie im Winter in Handschuhe zu stecken? Mitnichten. Die können sie sogar argumentativ einsetzen. Und das beste Argument sitzt noch immer an derselben Stelle wie das Nasenbein.

Sind Sie nun Mediziner oder Jurist?

JDW: Sie sind ein hoffnungsloser Fall. Kommen Sie heute Abend in den Stadtpark. Dort zeige ich Ihnen, wo Ihr Nasenbein sitzt. Und danach sagen Sie mir, wer recht hat.

Darf ich auch ein Kamerateam und eine Reporterin aus der Redaktion mitbringen?

JDW: Bringen Sie mit, wen Sie möchten, aber unbedingt einen Verbandskasten.

Unglaublich: Hans W. findet nach 73 Jahren sein Furzkissen wieder

Freitag, April 20th, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Mitten im Bombenhagel, kurz vor Kriegsende, hatte ihn ein Freund im Streit mit diesem harmlosen Spielzeug beworfen. Hans W. stolperte und das Furzkissen flog unbemerkt in ein tiefes Loch, das Hans‘ Vater an diesem Tag für das Fundament eines Frühbeets ausgehoben hatte.

Jahrzehnte später wollte Hans W. nun an derselben Stelle, in Kirchentellinsfurt, für seinen verstorbenen Schäferhund, einen Grabstein in der Erde verankern, als er das vermisste Furzkissen entdeckte – es aber weder mit dem Spaten berührte noch anfasste. Wegen „der unabsehbaren Folgen und gefährlicher Gasentwicklung nach extremer temporärer Verweildauer“, riet die örtliche Ordnungsbehörde von einem weiteren unfachmännischen Graben ab. Stattdessen rückten kurze Zeit später Experten eines Entschärfungsteams an, nachdem der Garten von Hans W. weiträumig abgesperrt und evakuiert worden war.

Nach zwei Stunden gaben die Spezial-Arbeiter auf und schickten einen Roboter des Spielzeuggiganten Matell an den Fundort. Es gab einen unglaublichen Knall. Zwischen den Greifarmen des Räum-Roboters platzte das Furzkissen.

„Ein Drama!“, kommentierte erst Stunden später der noch sichtlich benommene Einsatzleiter den schrecklichen Ausgang. Auch Matell erklärte in einer Pressemitteilung: „Wir haben von Anfang für unsere Produkte eine Haltbarkeit von 100 Jahren garantiert. Vor allem für die Furzkissen der frühen Jahre galt und gilt dieses Garantieversprechen. Dass eines dieser Spielgeräte nun bereits im achten Jahrzehnt nach seiner Herstellung, tief vergraben unter tonnenschwerer, feuchter Erde und Geröll, seine Funktion aufgibt, ist unverzeihlich. Wir leisten selbstverständlich Ersatz.“

Endlich als Brettspiel im Laden: Familienspaß mit Zugriff

Donnerstag, April 19th, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Mit dem neuen Spiel „Zugriff“ ist endlich wieder ein Brettspiel für die ganze Familie auf dem Markt. Es ist schnell, unbarmherzig und wahnsinnig witzig. So jedenfalls heißt es in der Werbung für „Zugriff“. Vorgestellt hat es ein Erfinder, dem man das gar nicht zugetraut hätte, schließlich ist der Top-Jurist in seinem Hauptjob mit ganz anderen Dingen beschäftigt. „Aber in den vergangenen Jahren konnte ich durch die massive mediale Berichterstattung so viel über das Vorgehen bei einer Razzia lernen, und in welchen Branchen sie sich am ehesten lohnt, dass mir morgens die Idee kam: Das kann man doch auch spielen, am besten mit der ganzen Familie“, sagt Spiele-Erfinder Jus Dillon-Wurst.

Und das tolle ist, bei „Zugriff“ muss kein Spieler nur langweilig am Wohnzimmertisch sitzen, die Spieler schwärmen aus. Sobald jemand vier Ereigniskarten einer Branche gesammelt hat, stürmt er los. Ab da läuft die Zeit. 15 Minuten verbleiben, bis erste Ergebnisse den Mitspielern präsentiert werden müssen. Das kann eine Akte aus einem Büro des Durchsuchten sein, eine Kassenrolle oder auch ein Firmenchef persönlich. Ob das denn nicht kriminell sei und Familien in die Illegalität treibe, wird Spiele-Erfinder Jus Dillon-Wurst häufig gefragt: „Natürlich ist es das. Aber glauben Sie ernsthaft, dass Sie heute noch Familien für ein Brettspiel begeistern, bei dem zum Beispiel gelbe oder rote Holzfiguren möglichst schnell auf passende Farbfelder gelangen müssen?“

Nun wird der Markt entscheiden, ob „Zugriff“ einschlägt. Aber bei den Ereigniskarten müsste das gelingen: Autoindustrie, Gastronomie, Einzelhandel aller Art.

Kinovorführer brutal geweckt – nach 35 Jahren

Mittwoch, April 18th, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

BL drehte sich in seinem Bett gerade von links nach rechts, als er das Gejohle hörte. BL ist die Abkürzung für einen Mann, der in Hinterindien als letzter seiner Zunft noch im aktiven Dienst ist. Zumindest im Bereitschaftsdienst. Es war 8 Uhr abends. „Die Meute rief: `Lasst uns rein!`“, berichtet BL. Er schaute auf seinen Kalender. Dort stand 18. April 2018. Das letzte Mal hatte der Kinovorführer dieses Spektakel vor 35 Jahren erlebt. Und nun war er der Einzige im ganzen Land mit Vorführerlaubnis. Nach so langer Zeit durfte BL endlich wieder seine Kinotüre öffnen.

Innerhalb weniger Minuten musste BL sich für einen Film entscheiden. Nur drei Filme hatten die Jahrzehnte unbeschadet überlebt: Vom Winde verweht, Zurück in die Zukunft 1, Robocop. BL schwitzte, denn wenn das nun schief ging – weitere 35 Jahre würde er nicht überleben. Immerhin wäre er dann über 90.

Zehn Minuten später wusste BL, dass seine Entscheidung richtig war. Er schaute den riesigen Filmspulen zu. Die drehten sich gleichmäßig, während unten im Kinosaal 7.899 Zuschauer im einst größten und einzigen Kinosaal Hinterindiens Popcorn aßen. Marty McFly war zurück. Und BL schlief ein.

Ins Innere einer Firewall – Fünf Frauen gelingt Unglaubliches

Dienstag, April 17th, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Ella Björnlund ist eine von ihnen. Gemeinsam mit vier Kolleginnen hat sie es gewagt, als eine von fünf Frauen erstmals in eine Firewall einzudringen. Die Forscherinnen waren mittendrin. Die weltweit erste Mission dieser Art ist geglückt.

In dem Inneren der Firewall war Björnlund sehr schlecht zu erreichen. Handys oder Funkgeräte funktionierten dort nicht. So musste die Weltpresse darauf warten, was die fünf Frauen nach ihrem Trip zu berichten hatten. Und das war unglaublich.

„Wir sahen Russen, Franzosen, Amerikaner, auch ein Mann aus Bergisch-Gladbach versuchte, die Mauer emporzuklettern. Da wir jedoch mittendrin waren, konnten wir ja weder helfen noch abwehren“, berichtet Ella Björnlund dem Nachrichtensender DIE WAND. Das war wohl auch besser so, schließlich sind solche Wände massiv gefertigt und mit allerlei Raffinessen ausgestattet.

Einer, der sich auf dem Markt auskennt, ist Bong. Seinen richtigen Namen möchte er nicht nennen, zu diskret sei sein Geschäft. Immerhin bedient Bong den internationalen Markt für Firewalls, im Osten wie im Westen. Er sagt, worauf es ankommt: „Die Firewalls müssen massiv und undurchdringbar sein. Es nützt nichts, wenn Sie auf Eiche rund um ihren Standort vertrauen. Auch Stahl verhindert nicht, dass doch jemand hindurchdringt. Hitze kann vernichtend sein.“ Bong rät daher von einer Materialschlacht ab, auch die Höhe einer Firewall sei nicht entscheidend, „vielmehr kommt es auf die Dicke oder Tiefe der Wall an“, erklärt der Fachmann.

Und wie beurteilt Bong den Erfolg der fünf Forscherinnen? Weshalb konnten sie gar in das Innere der Firewall eindringen? „Da müssen die Programmierer eine Tür offengelassen haben, oder der Schlüssel lag schlicht unter der Fußmatte.“

Keine Scheu vor Kundenmief

Montag, April 16th, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Parfümerien und Drogerien könnten die Verlierer sein, wenn Körpergerüche ihrer Kunden nicht mehr wahrzunehmen sind. Aber auch andere geruchsintensive Sparten im Einzelhandel sind betroffen: Gewürzläden oder Kaffeeröstereien. Immerhin zählt zu den so genannten biometrischen Charakteristika auch der individuelle Körpergeruch eines Menschen. Und der lässt sich nicht verfälschen, wohl aber überdecken durch andere Gerüche. Stichwort: stark duftendes Sortiment in Geschäften. Parfüm, Gewürze, Kaffee und so weiter.

Mit der erneut entbrannten Diskusssion um digitale Fingerabdrücke und andere biometrische Daten, die EU-weit Pflicht werden könnten, wird es spannend, wie der Handel reagiert – immerhin ist es vom Personalausweis zur EC-Karte nur ein kleiner Schritt. Und mit ihr zahlen die meisten Kunden.

Wenn ein Kunde ein Parfüm kauft, mit seiner Karte zahlt, der Geruchserkenner im Lesegerät aber wegen des Ladengeruchs nichts mehr erkennt, könnte künftig zweierlei geschehen: der Kunde wird nicht akzeptiert, eine geklaute Karte funktioniert trotzdem.

Bon Jour, Präsident des Deutschen Duftinstituts, bietet bereits kostenpflichtige Schulungen für Ladenbetreiber an. Seinen wichtigsten Rat gibt er allerdings vorab kostenlos: „Bauen Sie Nähe zu Ihrem Kunden auf, rechnen Sie in einem kleinen Nebenraum ab, vertrauen Sie auf Ihre Nase, beschnuppern Sie ruhig auch Ihre Kunden vor dem Bezahlen. Das tut zwar manchmal weh, aber nur so können Sie der empfindlichen Bezahlelektronik auch wirklich eine Hilfe sein. Haben Sie Verständnis für die Konstrukteure der Geruchserkenner. Und immer daran denken: Menschen stinken nunmal zuweilen.“

Vögel als Kuriere der Juristen

Montag, April 16th, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Rechtsanwaltskanzleien und die Bundesrechtsanwaltskammer haben ein Problem: irgendetwas stimmt nicht mit diesem Postfach. Es nennt sich beA und ist sogar ein besonderes elektronisches Anwaltspostfach. Aber beA machte nicht das, was es sollte. Also nahm die Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK) diese Technologie kurz vor Weihnachten 2017 wieder vom Netz. Das geschah aus Sicherheitsgründen, wie wiederholt das Fachblatt BRAK-Mitteilungen mitteilte. Nun suchen alle Beteiligten nach einer Lösung.

„Warum brauchen die so lange?“, fragten kürzlich mehrere Top-Juristen ihren Wirt, als der sich gerade umdrehte, um gespülte Gläser ins Regal zu stellen. Jus Dillon-Wurst setzte als Senior Partner der Großkanzlei „Cornwall and more“ noch einen drauf: „Alle Fahrradreifen sind platt. Unsere Kuriere kollabieren und die Mandanten stöhnen. Sogar Amazon geht in die Knie.“ Natürlich hatte der Wirt auch keine Ahnung, wie die Anwaltschaft nach diesem grauenvollen Kollaps des beA künftig ihre Briefe, Mitteilungen und andere Postsachen verschicken soll.

„Brieftauben“, murmelte der nur und umwickelte einen Schlauch mit Isolierband, damit nicht noch mehr Bier aus seiner Zapfanlage auslief. Als Vordenker und kluger Kopf sagte Dillon-Wurst sogleich: „Das ist die Lösung!“ Der Wirt legte den Kopf schief. „Natürlich, ich nehme immer Isolierband, wenn es sutscht.“ Aber da war der Cornwall-Jurist schon längst wieder im Gespräch mit seinen Kollegen. Weil jedoch der Wirt ein Neugieriger war, schrieb er mit, was er da so hörte. Gegen 23 Uhr rief er seinen Freund bei der Lokalzeitung an, der soeben noch nach einer Meldung für die Spätnachricht suchte. Nun hatte der Zeitungsmann seine Meldung.

Am nächsten Morgen saß Jus-Dillon Wurst in seinem gläsernen Büro bei Croissant und Latte Macchiato, überflog die Meldungen im Internet – und verschluckte sich. Seiner Yucca-Palme las er mit heiserer Stimme vor:

„Brieftauben könnten schon bald zu Tausenden Boten der Anwaltschaft werden. Wie die Landzeitung berichtet, habe es gestern ein Treffen prominenter Vertreter verschiedener Großkanzleien gegeben. Weil ein neuartiges elektronisches Postfach nicht funktioniere, seien die Vögel nun die letzte Rettung, um den massiv gestiegenen Postverkehr der Juristen untereinander und mit den Gerichten abzuwickeln. Weil jedoch Pakete und großformatige Sendungen die Tauben überforderten, sollte diese Tiere anderes Gefieder ausbilden. Bussarde und große Adlerarten könnten zum Einsatz kommen. Die zuständigen Rechtsanwaltskammern seien noch skeptisch, ist zu hören, die Bundesrechtsanwaltskammer verhandelt jedoch scheinbar bereits mit Wildparks und Vertretern von Gerichten.“