Archive for März, 2015

Arbeit zwischen verkohlten Balken – Zeit für Gedankenspiele

Dienstag, März 31st, 2015

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Vor dem letzten Schnee im März sind die ersten Stützbalken und -bretter neben den verkohlten Sparren im Dachstuhl des ausgebrannten Fachwerkhauses eingesetzt.     Foto: Daniel Grosse

Ein Kran hebt verkohlte Reste aus dem Bauch des Hauses heraus. Neue Balken, helle, verbauen Arbeiter seit einigen Tagen neben den verkohlten schwarzen. So die Szenerie. Im Dachstuhl der Brandruine in der Brunnenstraße tut sich etwas. Nach Monaten des Stillstands. Nun wird gesichert. Zu gefährlich ist der Verfall der einst imposanten Fachwerkvilla. Was dort geschieht, sieht derzeit zumindest nicht nach Abriss aus. Aber es muss sich zeigen, ob das Gebäude tatsächlich noch zu retten ist, ob das Haus künftig überhaupt dauerhaft gerettet werden soll. Nach dem verheerenden Flammeninferno in der Brandnacht Mitte August 2014. Im Lokalblog „Marbach direkt“ hatte ich damals darüber geschrieben und das Thema anschließend regelmäßig wieder aufgegriffen.

Auch in den gedruckten „Marbacher Nachrichten“ habe ich wiederholt über den Verfall und Niedergang des bereits im 19. Jahrhundert erbauten Fachwerkhauses in der Brunnenstraße berichtet. Auch aktuell. Denn: Es ist eines der ältesten Häuser Marburg-Marbachs, ein Kulturdenkmal. Längst schon glänzt das einst architektonische Schmuckstück nicht mehr. Was also wird daraus? Oder was könnte daraus werden? Zeit für Gedankenspiele: In Südhessen stehen im Freilichtmuseum Hessenpark historische Häuser verschiedener Jahrhunderte. Einst Balken für Balken am Standort abgebaut, errichteten die Handwerker sie im Hessenpark erneut für Besucher, die jedes Gebäude besichtigen können. Ein Gang durch die Geschichte.

Auch eine Alternative für die verkohlte Fachwerkvilla? „Leider wird eine Übernahme der genannten Villa in den Kontext des Freilichtmuseums und auf unser Gelände aktuell und ganz realistisch nicht zu realisieren sein“, teilte mir Carsten Sobik, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Parks, auf Anfrage mit. Gründe dafür seien unter anderem finanzieller Art, noch mehr als 100 lagernde Gebäude auf dem dortigen Gelände, der historische Blick des Museums auf eher mittlere und untere soziale Schichten und ein weiterer Grund für ein Nein des Hessenparks: der starke Brandschaden am Dach des Marbacher Fachwerkhauses.

Welche Lösungen bieten sich noch an, um ein solches Anwesen, ein Kulturdenkmal, wieder attraktiv und nutzbar werden zu lassen? Immerhin war und ist das Gebäude samt des Areals im Umfeld so etwas wie der Ortsmittelpunkt Marbachs. Grundsätzlich kann etwa die Deutsche Stiftung Denkmalschutz auch beim Wiederaufbau nach einem Brandunglück helfen – mit entsprechenden Spendenaufrufen. Beispiele sind die Dorfkirche, die Kirchenburg von Walldorf sowie Schloss Ehrenstein in Ohrdruf. Dies setzt jedoch immer einen entsprechenden Willen vor Ort voraus. „Als private Einrichtung können wir nur auf Antrag des Eigentümers aktiv werden“, so Ursula Schirmer von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Dass sich auch für schwierige, oftmals sogar schon zum Abriss freigegebene Denkmale Lösungen finden ließen, „wenn vor Ort Bürgerwille, politische Einigkeit und kreative Ansätze“ zusammenträfen, dafür, teilte mir Ursula Schirmer mit, gebe es viele Beispiele – von der ehemaligen Kirche in Strehlow bis hin zum ehemaligen Franziskanerkloster in Horb. „Bei stimmigen Konzepten steht die Deutsche Stiftung Denkmalschutz natürlich auch als Partner zur Verfügung.“

Ein solches Konzept könnte vielleicht so aussehen, dass das Objekt und Areal in der Brunnenstraße letztlich dem Gemeinwohl und den Bürgern nützt. Mit der Familie des Eigentümers gemeinsam zu überlegen, „wie man für die ganze Marbach eine angemessene Lösung finden kann“, ist ein Weg, den sich zum Beispiel die Marburger Kommunalpolitikerin Tanja Bauder-Wöhr vorstellen kann. Sie präsentiert einen ganzen Strauß an Ideen: eine Vermietung als Wohnfläche, der Umbau in Arztpraxen, Kanzleien, Büro- oder Verwaltungsräume. Vorstellbar ist ihrer Ansicht nach auch eine Fördervereinsgründung, bei der sich nicht nur Liebhaber des Kulturdenkmals gemeinsam zusammentun könnten, um Ideen zu sammeln. Aber: „Auch hier wäre die Einbeziehung der Familie wünschenswert“, so Tanja Bauder-Wöhr. „Naiv gedacht könnte hier Raum für ein kleines Museum geschaffen werden.“ Das sollte sich dann dem Bereich eines Fachwerkhauses annehmen und der Stadtteilentwicklung sowie der historischen Bedeutung der Marbach.

Und warum nicht eine kulturelle Begegnungsstätte mit Bibliothek, Café und anderem an dem Standort entstehen lassen? Tanja Bauder-Wöhr sieht für einen Förderverein „Schutz des Fachwerkhauses“ eine mögliche Aufgabe darin, aus dem Gebäude ein kleines Hotel zu machen. Immerhin sei Marburg attraktiv für Touristen. Sollte die Liegenschaft in städtisches Eigentum übergehen, seien ähnliche Überlegungen denkbar.

Dann müsste die Stadt an dem Erwerb des verbrannten Gebäudes und dem Gelände entlang der Brunnenstraße aber überhaupt interessiert sein. Zumindest wurde laut Amtsgericht die Zwangsverwaltung vor dem Hintergrund aufgehoben, dass der Antrag zurückgenommen worden war. Ob es ein weiteres zu eröffnendes Zwangsversteigerungsverfahren in dieser Sache geben wird, „bleibt abzuwarten“, hieß es kürzlich.

„Momentan gehe ich nicht davon aus, dass die Stadt bei einer Zwangsversteigerung Teile des Vermögens ersteigern möchte”, teilte Marburgs Bürgermeister Franz Kahle auf Anfrage mit. Hintergrund war die Frage, wie er die Alternative sieht, dass die Stadt das Gebäude, gar das gesamte Grundstück entlang der Brunnenstraße, “übernimmt” und einem Nutzen zuführt. Vielleicht sogar so, dass das Objekt auch dem Gemeinwohl, den Bürgern, nutzen könnte. Dass also die Stadt bei einem eventuellen Verkauf – sollte es tatsächlich irgendwie dazu kommen – als Erwerberin auftritt, ist derzeit wohl reine Spekulation und bleibt abzuwarten.

Zumindest hatte der Magistrat beschlossen, dass das Haus im Wege der Ersatzvornahme provisorisch zu sichern sei. Damit war der Weg grundsätzlich frei, um das auch durch den Brand stark beschädigte Fachwerkhaus in der Brunnenstraße gegen weiteren Verfall zumindest zu sichern.

Der Bürgersteig könnte dann natürlich erst wieder freigegeben werden, wenn keine Gefahr mehr besteht. Dies sei, “hoffentlich nach Abschluss der provisorischen Sicherung in circa sechs bis acht Wochen der Fall”, hieß es Ende Februar. Im Fall der “hoffentlich folgenden notwendigen Sanierung durch einen Erwerber” müsse der Gehweg wahrscheinlich wieder in Anspruch genommen werden, ist aus dem Marburger Rathaus zu hören. Sprich: Dann wird wohl ein Zaun erneut sichern – und leider Passanten erneut behindern.

Und was hat sich ermittlungstechnisch wegen des Brandes von Mitte August 2014 inzwischen ergeben? Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen, der Verdacht einer Brandstiftung könne nicht ausgeschlossen werden. Bei Brandsachen könnten die Ermittlungen lange dauern, lautetet kürzlich die Auskunft der Marburger Staatsanwaltschaft.

Nun ist das Fachwerkhaus ja auch behördlicherseits als stark einsturzgefährdet eingestuft worden, weshalb Ursachenermittlungen und eine eventuelle Tätersuche nach Brandfällen grundsätzlich schwierig sein können. Ist also die Einsturzgefahr des Gebäudes in der Brunnenstraße 15 einer der Gründe für die bislang bereits mehr als siebenmonatige Ermittlungsdauer in dieser Sache? Oder hat das gänzlich andere Gründe?

Ein unbeteiligter Brandschutzexperte und ehemals langjähriger Leiter des Fachbereichs Brandursachenerforschung im Kriminalwissenschaftlichen und -technischen Institut des Hessischen Landeskriminalamtes hat mir – ohne den konkreten Fall zu kennen – unter anderem erklärt: Grundsätzlich können Probleme auch daraus resultieren, dass ein Brandobjekt einsturzgefährdet ist und erst nach aufwändigen Sicherungsarbeiten betreten werden kann. Sogar zu erheblichen Verzögerungen kann es kommen, wenn sich an die eigentliche Brandstellenuntersuchung Folgeuntersuchungen anschließen – beispielsweise von Brandschutt zum Nachweis flüssiger Brandlegungsmittel. Je nach Labor kann das dann Wochen dauern. Zeitaufwändig sind nach Ansicht des Experten auch mögliche spezielle chemische oder metallurgische Untersuchungen. Auch all das braucht Zeit, um abschließende Aussagen allein zur Brandursache machen zu können.

Viele Fragen bleiben also noch unbeantwortet: Wer oder was ist für den Brand verantwortlich? Ist das Gebäude heute tatsächlich noch zu retten? Soll die Fachwerkvilla künftig überhaupt dauerhaft gerettet und erhalten, gar genutzt werden? Und wenn ja, von wem? Was würde das kosten? Oder doch ein Abriss?

Mehr dazu in Kürze bei „Marbach direkt“.

Ihre Meinung interessiert mich sehr! info@dgrosse.de

Marbacher Nachrichten druckfrisch

Dienstag, März 24th, 2015

In den kommenden Tagen wieder in Ihrem Briefkasten/in Ihrem Zeitungsrohr: die Marbacher Nachrichten (MN). Diesmal unter anderem mit diesen Themen:
– Zukunft der MN
– Gedankenspiele zur Zukunft der Brandruine in der Brunnenstraße
– Keine Chance für Einbrecher
– Gesunde Schule
– OB-Kandidaten mit Ideen für Marbach
– Marbacher Urnenwand
– Blasorchester zieht Bilanz
– Jugendfeuerwehr Marbach lädt ein
– Neues vom MGV

Einbrüche III

Dienstag, März 24th, 2015

Aktualisierung:

Marbacher Bürgerinnen und Bürger können sich wegen einer kostenlosen Beratung zur Sicherung von Haus und Hof an die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle wenden. Das hatte „Marbach direkt“ kürzlich berichtet. Der Kriminalpolizeiliche Berater der Polizeidirektion Marburg-Biedenkopf ist Kriminalhauptkommissar Claus Dieter Jacobi. Er ist telefonisch unter der Nummer 06421-406-123 erreichbar, und per E-Mail unter Claus-Dieter.Jacobi@polizei.hessen.de. Sollte wegen der Vielzahl wahrzunehmender Termine der Anrufbeantworter geschaltet sein, bittet die Polizei die Anrufer, deutlich Namen und telefonische Erreichbarkeit zu hinterlassen. Ein Rückruf werde erfolgen, teilt die Polizei mit. Aufgrund des aktuell hohen Beratungsaufkommens müssen Interessierte wegen eines individuellen Beratungstermins allerdings mit einer Wartefrist von etwa drei Wochen rechnen.

Ob zusätzlich eine Informationsveranstaltung, etwa im Bürgerhaus, bei entsprechender Nachfrage und Teilnehmerzahl trotzdem möglich ist, hängt vom Informationsbedarf der Menschen in Marbach ab. Wer also Interesse daran hat, in einem größeren Rahmen, mehr über das Thema Einbruchsschutz und -vorbeugung zu erfahren, sollte sich an die Marburger Polizei wenden. Einen weiteren Vortrag könnten die Experten allerdings erst ab Ende April / Anfang Mai anbieten, teilen sie mit.

Einbrüche und Spiele II

Freitag, März 6th, 2015

„Gerne können sich Bürgerinnen und Bürger für die kostenlose Beratung zur Sicherung von Haus und Hof an die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle wenden“, so Martin Ahlich, Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelhessen, gegenüber „Marbach direkt“. Der Kriminalpolizeiliche Berater der Polizeidirektion Marburg-Biedenkopf ist Kriminalhauptkommissar Claus Dieter Jacobi. Er ist telefonisch unter der Nummer 06421-406-123 erreichbar. Sollte wegen der Vielzahl wahrzunehmender Termine der Anrufbeantworter geschaltet sein, bittet die Polizei, deutlich Namen und telefonische Erreichbarkeit zu hinterlassen. Ein Rückruf werde erfolgen.

Nach Einschätzung von Martin Ahlich sind solche persönlichen Beratungen vor Ort zweckdienlicher als eine Veranstaltung in einem Bürgerhaus, in der man das Thema Einbruch, Einbruchsintensität und mögliche Schutzmaßnahmen eben nur allgemein darstellen könne. Ob eine derartige Veranstaltung bei entsprechender Nachfrage und Teilnehmerzahl trotzdem möglich sei, könne jedoch geklärt werden.

Generell bewegen sich die Zahlen der Wohnungseinbrüche im Landkreis Marburg-Biedenkopf seit Jahren auf einem gleichbleibenden Niveau etwa zwischen 170 und 210 Taten mit einer Ausnahme im Jahr 2006, wo es etwas mehr dieser Taten gab. Leser können diese Entwicklung in den veröffentlichten Statistiken der Polizei im Internet einsehen, unter
www.polizei.hessen.de/Mittelhessen/Statistiken/

Martin Ahlich: „Eine eigene Statistik für einen einzelnen Stadtteil gibt es nicht.“ Also leider auch nicht für Marbach.

Zehn Minuten unterwegs, zwei Themen im Gepäck: Einbrüche und Spiele

Freitag, März 6th, 2015

Zunächst das Unerfreuliche: Ja, auch in Marbach gehen Einbrecher gerne auf Tour. Das ist nichts Neues. Aber es wird dadurch nicht weniger schlimm. Mit einer Marbacherin sprach ich vorhin darüber. Von ihr kamen zwei Anregungen beziehungsweise Fragen: Inwiefern bietet die Polizei bei Bürgern kostenfrei vor Ort individuelle Einbruchsberatungen an – bei Bedarf? Themen könnten Schutz, Bautechnik, Fenster, Türen, Kameras, Elektronik und richtiges Verhalten im Ernstfall sein. Und könnten Einbruchsexperten der Polizei nicht auch zusätzlich, zum Beispiel im Marbacher Bürgerhaus, zeitnah einmal eine Informations-Veranstaltung zum Thema „Einbruchsschutz und -gefahren“ anbieten? Sobald die Polizei sich dazu äußert, erfahren Sie mehr – in „Marbach direkt“.

Nun das Erfreuliche: Marbacher spielen. Und das gerne. Dazu passt es, dass bereits am Wochenende auch in Marburg-Marbach die 15-Grad-Marke geknackt werden könnte. Eine andere Marbacherin regte deshalb an, ob sich nicht regelmäßig auf der Wiese vor dem Bürgerhaus spielfreudige Menschen treffen könnten. Zum Beispiel regelmäßig freitags, am Nachmittag oder frühen Abend. Spiele für Draußen, auch für Erwachsene, gibt es schließlich genug.

Wer Ideen und Interesse hat, kann sich gerne an „Marbach direkt“ unter info (at) dgrosse . de wenden.

PS1: Vergessen Sie nicht, dass in Kürze wieder die „Marbacher Nachrichten“ verteilt werden. Dort geht es unter anderem um die Zukunft der verbrannten Marbacher Ortsmitte.

PS2: Kürzlich fragte ich im Blog: Wie stehen die Marbacher zu dem Thema Kirchenasyl? Wie wohltätig sollte Kirche bei diesem Thema sein, wie barmherzig? Oder sollte sie sich doch nur in dem Rahmen des gesetzten, staatlichen Rechts bewegen? Mehr unter „Kirchenasyl zwischen Recht und Barmherzigkeit“

Kirchenasyl zwischen Recht und Barmherzigkeit