Archive for April, 2018

Spendenläuferin unterschätzt: Dreijährige aber unter Dopingverdacht

Freitag, April 27th, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Elsbeth Dümp ist fassungslos. Weil ihre Enkeltochter einfach nicht aufhören wollte, auf dem Sportplatz in der Marbach ihre Runden zu drehen, stand die Siebzigjährige zunächst vor einem echten Problem. Mit einem harmlosen Formular hatte das spätere Drama begonnen. Ein Sportverein hatte über den Kindergarten die Drei- bis Sechsjährigen dazu aufgerufen, Runden zu laufen. Pro Runde 100 Euro. Für Elsbeth Dümp eine gute Idee. Sie kreuzte alles an, teilte sogar ihre Bankverbindung mit, drei Wochen später dann der Schock: der Verein hatte 10.000 Euro abgebucht. „100 Runden, welch ein Wahnsinn! Meine Enkeltochter ist drei. Ich hatte mit maximal eineinhalb Runden gerechnet. Das hätte ich noch bezahlen können. Aber das?!“, sagte sie, nachdem sie ihren Kontoauszug erhalten hatte.

Schnell hieß es, wie das sein könne, dass ein so junges Mädchen derlei Leistungen vollbringt. Das Wort Doping war zu hören. Die Großmutter hatte Glück, denn nach dem Rennen hatte die Kleine einen Strohhalm benutzt, den eine Freundin einsteckte, „weil er so schön grün war“, wie sie sagte. Diesen Strohhalm nahmen dann Experten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes an sich, untersuchten ihn – und tatsächlich: die Dreijährige hatte gedopt.

Vier Wochen nach dem Rennen stand das Ergebnis der Analyse fest: Center Schock-Kaugummis und Bionade. Warum die Kleine eine derartig hohe Konzentration dieser, bei Kindern so beliebten Produkte, in ihrem Blut hatte, konnten auch die Eltern nicht beantworten.“In jedem Fall werden wir fortan bei Kindergeburtstagen unserer Tochter einen Zettel mitgeben, auf dem wir bitten, unserer Tochter diese Dinge nur in Maßen zu geben“, sagte die Mutter

Die dreijährige Enkeltochter von Elsbeth Dümp wurde lebenslang für sämtliche Spendenläufe gesperrt.

Entschuldigung, aber es geht um das bedauernswerte dumme Ar***loch

Montag, April 23rd, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

„Erlauben Sie mir die Feststellung, dass Sie einfach ein bedauernswertes dummes Arschloch sind.“ – „Derartige Äußerungen“, so ist von Anwaltsseite zu lesen, „pfeffern sich im persönlichen Streit befindliche Anwälte um die Ohren. “ Nun musste der Bundesgerichtshof (BGH) entscheiden, ob der Kläger als tituliertes „bedauernswertes dummes Arschloch“ Ansprüche auf Unterlassung und Geldentschädigung geltend machen kann. Es ging hin und her in dem Rechtstreit, gekämpft wurde mit harten Bandagen – verbal. Und das ist wahr. Nachzulesen im Urteil des BGH vom 14. November 2017, Aktenzeichen VI ZR 534/15.

„Unerträglich“, findet Jus Dillon-Wurst. Der Senior-Partner der Großkanzlei „Cornwall and more“ ist am Boden zerstört. Er schäme sich, wie er sagt, für seine Berufskollegen. Früher, als er ein junger Jurist war, hätten sich seine Kollegen noch duelliert, sie wären abends in die Kneipe gegangen, um zu wetten, wer nach so und so vielen Schnäpsen schneller vom Keipenhocker fällt. Und nicht selten krachten Fäuste auf Nasenbeine. Dillon-Wurst erklärt im Interview die Hintergründe.

Herr Dillon-Wurst, was passt Ihnen nicht an diesen verbalen Attacken?

Jus Dillon-Wurst: Die heutigen Kollegen, vor allem die jungen, sind einfach peinlich.

Das ist zu pauschal.

JDW: Sie wollen es mal wieder genau wissen, oder? Na gut. Das sind Weicheier. Schreien kann jeder, argumentieren auch, wenn er halbwegs klar im Kopf ist. Aber seinen Mann stehen, wenn er es muss, das ist eine Kunst.

Eine, die Sie damals beherrscht haben?

JDW: Sie Schleimer. Aber ja, ich konnte tatsächlich austeilen. Nicht selten trafen wir uns als junge Anwälte abends im Stadtpark. Wir waren Gegner, weil unsere Mandanten Gegner waren.

Sie benutzten Waffen?

JDW: Naürlich! Die zwei, die Sie auch haben: Fäuste.

Wie primitiv.

JDW: Sie Weichei! Glauben Sie wirklich, Fäuste seien nur dafür da, um sie im Winter in Handschuhe zu stecken? Mitnichten. Die können sie sogar argumentativ einsetzen. Und das beste Argument sitzt noch immer an derselben Stelle wie das Nasenbein.

Sind Sie nun Mediziner oder Jurist?

JDW: Sie sind ein hoffnungsloser Fall. Kommen Sie heute Abend in den Stadtpark. Dort zeige ich Ihnen, wo Ihr Nasenbein sitzt. Und danach sagen Sie mir, wer recht hat.

Darf ich auch ein Kamerateam und eine Reporterin aus der Redaktion mitbringen?

JDW: Bringen Sie mit, wen Sie möchten, aber unbedingt einen Verbandskasten.

Mit Unterschriften gegen Pläne am Oberen Rotenberg

Montag, April 23rd, 2018

Von Daniel Grosse

Das Baugebiet auf den Wiesen am Oberen Rotenberg/Höhenweg in Marburg-Marbach ist zwar noch lange keines. Aber immer wieder ist bereits jetzt zu lesen, dass sich Menschen gegen Überlegungen, dort eventuell in großem Stil zu bauen, wehren. Für heute Vormittag (Montag), 11 Uhr, hat zum Beispiel die so genannte „Initiative Marbacher Nachbarn“ angekündigt, der Stadtverordnetenvorsteherin Marianne Wölk (SPD) eine Unterschriftensammlung zu überreichen. Mehr als 400 Unterschriften habe sie gegen eine eventuelle Bebauuung gesammelt, teilt die Initiative mit.

Zugrunde liegt ein Memo mit folgendem Wortlaut:

„Keine Bebauung von Oberem Rotenberg und Marbacher Wiesen !….Bau eines Gewerbegebietes und Wohnbebauung am Oberen Rotenberg und „Engelsberg“ (Marbacher Wiesen) gefährden ein wichtiges Naherholungsgebiet und einen Bereich mit erheblicher klimatischer Bedeutung für ganz Marburg.
Welche Folgen hat das für Natur und Klima?
• Freie Flächen am Stadtrand sind eine wichtige Frischluftschneise für ganz Marburg. Zubauen dieser Flächen kann die Luftqualität weiter Teile der Stadt verschlechtern. Aktuelle Daten/Klimamessungen sind notwendig im Bereich Marburger Rücken zwischen Marbach-Engelsberg und Ockershausen-Hasenkopf zur Kaltluftentstehung über den Höhenflächen und Kaltluftzufuhr in die tiefer gelegenen Bebauungs- und Stadtlagen. Gibt es aktuelle Klimafunktionskarten der Stadt (nicht nur Daten aus Investoren-Gutachten)?
• Verpflichtung zur Luftreinhaltung der Städte: eine Verringerung/Veränderung der Frischluftzufuhr in die Tallagen der Stadt kann zur Nichteinhaltung von Schadstoffgrenzwerten führen. Welche Folgen hat das für den Marburger Straßenverkehr? Welche Untersuchungen gibt es, um die zur Einhaltung der Schadstoffgrenzen zu gewährleisten? Ginge es um drohende Fahrverbote hat die Stadt die Nachweispflicht, entsprechende Vorsorge getroffen zu haben.
• Zahlreiche geschützte Arten in diesem Bereich: Amphibien (Erdkröten, Molche; Schutzgebiet Erdkröten weniger als 100 m entfernt: Köhlersgrund/ Dammelsberg); Vögel wie Graureiher, Wiedehopf, Eulen, Kauze, Greifvögel, Schwalben, Feldlerchen, Zaunkönig, Zugvögel wie Wildgänse und Kraniche.
• Der Engelsberg ist ein Wasserpuffer bei starkem Regen ! Versiegelung großer, hoch gelegener Flächen führen zu erheblicher Zunahme der Wassermengen, die den Stadtteil Marbach belasten mit Folgen für Straßen, Wasserleitsysteme und ggf. auch Wohnbebauung. Zu erwarten sind erhebliche finanzielle Belastungen für die Bewohner weiter Teile der Marbach. Die Folgekosten müssten einzig von den Investoren getragen werden ! Die angedachten Zisternen sind nicht ausreichend.
• Erhebliches Verkehrsaufkommen – PKW und LKW – auf dafür nicht geeigneten Straßen mitten durch den Ortsteil Marbach, entlang Naturschutzgebieten („Im Köhlersgrund“), über „Rotenberg“ oder „Hohe Leuchte“. Es gibt derzeit keine LKW-geeignete Zufahrt, außer, wie vom Bauamt vorgeschlagen, ein weiter (Um-)Weg über die Lahntal-Landstraße und Neubaugebiet Wehrshausen.
• Verkehrszunahme auch in der ohnehin überlasteten nördlichen Marburger Innenstadt (schon seit Jahren kilometerlanger Stau bis Marbach zur Rush hour).
• Ist geklärt, ob es Weltkriegsminen in dem Bereich gibt ? (ähnliches Projekt in Gossfelden musste wegen Kosten der Minenräumung aufgegeben werden)
• Bau eines Einkaufszentrum mit ca. 2000 qm nach §11 Baunutzungsverordnung (Sondergebiet für Einkaufszentren und großflächigen Einzelhandel) widerspricht dem Regionalplan Mittelhessen (hier nur Wohnfläche vorgesehen). Zulässige Verkaufsflächen am Stadtrand max. 800 qm, bei Sondergenehmigung höchstens 1200 qm Gesamtfläche.
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• Planungen für Bauleitplanverfahren des Einkaufszentrums (tegut) stammen
unmittelbar von der Werner Group. Bisher keine unabhängigen Prüfungen und
Gutachten der Stadt (wie von Bauamt bei Ortsbeirat Marbach angekündigt).
• Einkaufszentrum ist nicht im Gewerbeentwicklungskonzept Marburg 2017
vorhanden: Ist die Planung zum tegut-Einkaufszentrum mit dem Marburger
Gesamtkonzept abgestimmt? Kann die Bedarfsplanung stimmen, wenn nicht im
GEK integriert?
• Verlagerung der Einkaufszentren an den Stadtrand widerspricht sowohl Vorgaben
im Regionalplan MH als auch aktuellen Vorgaben der Bundesregierung.
• Keine Zersiedelung und „Gewerbekomplexierung“ des Umlands bei Leerstand
von Gewerbe und teuren Immobilien in den Innenstädten (auch in Marbach und
Umfeld Rotenberg stehen Immobilien leer aufgrund hoher Preise).
• Ausreichende Einkaufsflächen für Marbach und Wehrshausen vorhanden:
Ketzerbach (u.a. tegut; auch nicht weiter als Oberer Rotenberg für die meisten
Marbacher und besserer ÖPNV-Anschluss) sowie in PKW-Entfernung zahlreiche
Märkte in Stadt Marburg, Sterzhausen, Wehrda, Cappel. Ein Vorranggelände für
den Bau eines Supermarktes am oberen Höhenweg wurde vor wenigen Jahren als
„nicht benötigt“ aufgegeben, hier sind jetzt Mehrfamilienhäuser. Damals waren
bereits Planungen zu Erweiterungsfläche „Engelsberg“ für Regionalplan
Mittelhessen den Akteuren bekannt. Jetzt plötzlich Bedarf?
• Voten der Ortsbeiräte Marbach und Wehrshausen für Supermarkt basierten auf
falschen Informationen bezüglich der Ausweisung des Gebietes (nach Auskunft
des Ortsbeirats Marbach). Die Voten der Ortsbeiräte sollten daher wiederholt
werden, insbesondere nach sorgfältiger Recherche und Darlegung der
Folgekosten für die Bürger der Stadtteile bei Erschließung des Geländes.
• Unzulässige Vorgänge wie Reservierungen/ Vorverträge für Baugebiete Flurstück
Engelsberg durch Investoren noch vor Beginn des Gesamtverfahrens – dies führt
zu Vorfestlegungen und Druck auf die Entscheidungsträger.
Wo sind Transparenz und Bürgerbeteiligung der Stadt? Bisher sind für den Oberen
Rotenberg nur die gesetzlich vorgeschriebenen Formen der Bürgerbeteiligung
angekündigt worden, also keine darüber hinausgehende Beteiligung von Anwohnern
und interessierten Bürgern zu diesem Vorhaben. …“

Unglaublich: Hans W. findet nach 73 Jahren sein Furzkissen wieder

Freitag, April 20th, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Mitten im Bombenhagel, kurz vor Kriegsende, hatte ihn ein Freund im Streit mit diesem harmlosen Spielzeug beworfen. Hans W. stolperte und das Furzkissen flog unbemerkt in ein tiefes Loch, das Hans‘ Vater an diesem Tag für das Fundament eines Frühbeets ausgehoben hatte.

Jahrzehnte später wollte Hans W. nun an derselben Stelle, in Kirchentellinsfurt, für seinen verstorbenen Schäferhund, einen Grabstein in der Erde verankern, als er das vermisste Furzkissen entdeckte – es aber weder mit dem Spaten berührte noch anfasste. Wegen „der unabsehbaren Folgen und gefährlicher Gasentwicklung nach extremer temporärer Verweildauer“, riet die örtliche Ordnungsbehörde von einem weiteren unfachmännischen Graben ab. Stattdessen rückten kurze Zeit später Experten eines Entschärfungsteams an, nachdem der Garten von Hans W. weiträumig abgesperrt und evakuiert worden war.

Nach zwei Stunden gaben die Spezial-Arbeiter auf und schickten einen Roboter des Spielzeuggiganten Matell an den Fundort. Es gab einen unglaublichen Knall. Zwischen den Greifarmen des Räum-Roboters platzte das Furzkissen.

„Ein Drama!“, kommentierte erst Stunden später der noch sichtlich benommene Einsatzleiter den schrecklichen Ausgang. Auch Matell erklärte in einer Pressemitteilung: „Wir haben von Anfang für unsere Produkte eine Haltbarkeit von 100 Jahren garantiert. Vor allem für die Furzkissen der frühen Jahre galt und gilt dieses Garantieversprechen. Dass eines dieser Spielgeräte nun bereits im achten Jahrzehnt nach seiner Herstellung, tief vergraben unter tonnenschwerer, feuchter Erde und Geröll, seine Funktion aufgibt, ist unverzeihlich. Wir leisten selbstverständlich Ersatz.“

Endlich als Brettspiel im Laden: Familienspaß mit Zugriff

Donnerstag, April 19th, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Mit dem neuen Spiel „Zugriff“ ist endlich wieder ein Brettspiel für die ganze Familie auf dem Markt. Es ist schnell, unbarmherzig und wahnsinnig witzig. So jedenfalls heißt es in der Werbung für „Zugriff“. Vorgestellt hat es ein Erfinder, dem man das gar nicht zugetraut hätte, schließlich ist der Top-Jurist in seinem Hauptjob mit ganz anderen Dingen beschäftigt. „Aber in den vergangenen Jahren konnte ich durch die massive mediale Berichterstattung so viel über das Vorgehen bei einer Razzia lernen, und in welchen Branchen sie sich am ehesten lohnt, dass mir morgens die Idee kam: Das kann man doch auch spielen, am besten mit der ganzen Familie“, sagt Spiele-Erfinder Jus Dillon-Wurst.

Und das tolle ist, bei „Zugriff“ muss kein Spieler nur langweilig am Wohnzimmertisch sitzen, die Spieler schwärmen aus. Sobald jemand vier Ereigniskarten einer Branche gesammelt hat, stürmt er los. Ab da läuft die Zeit. 15 Minuten verbleiben, bis erste Ergebnisse den Mitspielern präsentiert werden müssen. Das kann eine Akte aus einem Büro des Durchsuchten sein, eine Kassenrolle oder auch ein Firmenchef persönlich. Ob das denn nicht kriminell sei und Familien in die Illegalität treibe, wird Spiele-Erfinder Jus Dillon-Wurst häufig gefragt: „Natürlich ist es das. Aber glauben Sie ernsthaft, dass Sie heute noch Familien für ein Brettspiel begeistern, bei dem zum Beispiel gelbe oder rote Holzfiguren möglichst schnell auf passende Farbfelder gelangen müssen?“

Nun wird der Markt entscheiden, ob „Zugriff“ einschlägt. Aber bei den Ereigniskarten müsste das gelingen: Autoindustrie, Gastronomie, Einzelhandel aller Art.

Kinovorführer brutal geweckt – nach 35 Jahren

Mittwoch, April 18th, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

BL drehte sich in seinem Bett gerade von links nach rechts, als er das Gejohle hörte. BL ist die Abkürzung für einen Mann, der in Hinterindien als letzter seiner Zunft noch im aktiven Dienst ist. Zumindest im Bereitschaftsdienst. Es war 8 Uhr abends. „Die Meute rief: `Lasst uns rein!`“, berichtet BL. Er schaute auf seinen Kalender. Dort stand 18. April 2018. Das letzte Mal hatte der Kinovorführer dieses Spektakel vor 35 Jahren erlebt. Und nun war er der Einzige im ganzen Land mit Vorführerlaubnis. Nach so langer Zeit durfte BL endlich wieder seine Kinotüre öffnen.

Innerhalb weniger Minuten musste BL sich für einen Film entscheiden. Nur drei Filme hatten die Jahrzehnte unbeschadet überlebt: Vom Winde verweht, Zurück in die Zukunft 1, Robocop. BL schwitzte, denn wenn das nun schief ging – weitere 35 Jahre würde er nicht überleben. Immerhin wäre er dann über 90.

Zehn Minuten später wusste BL, dass seine Entscheidung richtig war. Er schaute den riesigen Filmspulen zu. Die drehten sich gleichmäßig, während unten im Kinosaal 7.899 Zuschauer im einst größten und einzigen Kinosaal Hinterindiens Popcorn aßen. Marty McFly war zurück. Und BL schlief ein.

Ins Innere einer Firewall – Fünf Frauen gelingt Unglaubliches

Dienstag, April 17th, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Ella Björnlund ist eine von ihnen. Gemeinsam mit vier Kolleginnen hat sie es gewagt, als eine von fünf Frauen erstmals in eine Firewall einzudringen. Die Forscherinnen waren mittendrin. Die weltweit erste Mission dieser Art ist geglückt.

In dem Inneren der Firewall war Björnlund sehr schlecht zu erreichen. Handys oder Funkgeräte funktionierten dort nicht. So musste die Weltpresse darauf warten, was die fünf Frauen nach ihrem Trip zu berichten hatten. Und das war unglaublich.

„Wir sahen Russen, Franzosen, Amerikaner, auch ein Mann aus Bergisch-Gladbach versuchte, die Mauer emporzuklettern. Da wir jedoch mittendrin waren, konnten wir ja weder helfen noch abwehren“, berichtet Ella Björnlund dem Nachrichtensender DIE WAND. Das war wohl auch besser so, schließlich sind solche Wände massiv gefertigt und mit allerlei Raffinessen ausgestattet.

Einer, der sich auf dem Markt auskennt, ist Bong. Seinen richtigen Namen möchte er nicht nennen, zu diskret sei sein Geschäft. Immerhin bedient Bong den internationalen Markt für Firewalls, im Osten wie im Westen. Er sagt, worauf es ankommt: „Die Firewalls müssen massiv und undurchdringbar sein. Es nützt nichts, wenn Sie auf Eiche rund um ihren Standort vertrauen. Auch Stahl verhindert nicht, dass doch jemand hindurchdringt. Hitze kann vernichtend sein.“ Bong rät daher von einer Materialschlacht ab, auch die Höhe einer Firewall sei nicht entscheidend, „vielmehr kommt es auf die Dicke oder Tiefe der Wall an“, erklärt der Fachmann.

Und wie beurteilt Bong den Erfolg der fünf Forscherinnen? Weshalb konnten sie gar in das Innere der Firewall eindringen? „Da müssen die Programmierer eine Tür offengelassen haben, oder der Schlüssel lag schlicht unter der Fußmatte.“

Keine Scheu vor Kundenmief

Montag, April 16th, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Parfümerien und Drogerien könnten die Verlierer sein, wenn Körpergerüche ihrer Kunden nicht mehr wahrzunehmen sind. Aber auch andere geruchsintensive Sparten im Einzelhandel sind betroffen: Gewürzläden oder Kaffeeröstereien. Immerhin zählt zu den so genannten biometrischen Charakteristika auch der individuelle Körpergeruch eines Menschen. Und der lässt sich nicht verfälschen, wohl aber überdecken durch andere Gerüche. Stichwort: stark duftendes Sortiment in Geschäften. Parfüm, Gewürze, Kaffee und so weiter.

Mit der erneut entbrannten Diskusssion um digitale Fingerabdrücke und andere biometrische Daten, die EU-weit Pflicht werden könnten, wird es spannend, wie der Handel reagiert – immerhin ist es vom Personalausweis zur EC-Karte nur ein kleiner Schritt. Und mit ihr zahlen die meisten Kunden.

Wenn ein Kunde ein Parfüm kauft, mit seiner Karte zahlt, der Geruchserkenner im Lesegerät aber wegen des Ladengeruchs nichts mehr erkennt, könnte künftig zweierlei geschehen: der Kunde wird nicht akzeptiert, eine geklaute Karte funktioniert trotzdem.

Bon Jour, Präsident des Deutschen Duftinstituts, bietet bereits kostenpflichtige Schulungen für Ladenbetreiber an. Seinen wichtigsten Rat gibt er allerdings vorab kostenlos: „Bauen Sie Nähe zu Ihrem Kunden auf, rechnen Sie in einem kleinen Nebenraum ab, vertrauen Sie auf Ihre Nase, beschnuppern Sie ruhig auch Ihre Kunden vor dem Bezahlen. Das tut zwar manchmal weh, aber nur so können Sie der empfindlichen Bezahlelektronik auch wirklich eine Hilfe sein. Haben Sie Verständnis für die Konstrukteure der Geruchserkenner. Und immer daran denken: Menschen stinken nunmal zuweilen.“

Vögel als Kuriere der Juristen

Montag, April 16th, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Rechtsanwaltskanzleien und die Bundesrechtsanwaltskammer haben ein Problem: irgendetwas stimmt nicht mit diesem Postfach. Es nennt sich beA und ist sogar ein besonderes elektronisches Anwaltspostfach. Aber beA machte nicht das, was es sollte. Also nahm die Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK) diese Technologie kurz vor Weihnachten 2017 wieder vom Netz. Das geschah aus Sicherheitsgründen, wie wiederholt das Fachblatt BRAK-Mitteilungen mitteilte. Nun suchen alle Beteiligten nach einer Lösung.

„Warum brauchen die so lange?“, fragten kürzlich mehrere Top-Juristen ihren Wirt, als der sich gerade umdrehte, um gespülte Gläser ins Regal zu stellen. Jus Dillon-Wurst setzte als Senior Partner der Großkanzlei „Cornwall and more“ noch einen drauf: „Alle Fahrradreifen sind platt. Unsere Kuriere kollabieren und die Mandanten stöhnen. Sogar Amazon geht in die Knie.“ Natürlich hatte der Wirt auch keine Ahnung, wie die Anwaltschaft nach diesem grauenvollen Kollaps des beA künftig ihre Briefe, Mitteilungen und andere Postsachen verschicken soll.

„Brieftauben“, murmelte der nur und umwickelte einen Schlauch mit Isolierband, damit nicht noch mehr Bier aus seiner Zapfanlage auslief. Als Vordenker und kluger Kopf sagte Dillon-Wurst sogleich: „Das ist die Lösung!“ Der Wirt legte den Kopf schief. „Natürlich, ich nehme immer Isolierband, wenn es sutscht.“ Aber da war der Cornwall-Jurist schon längst wieder im Gespräch mit seinen Kollegen. Weil jedoch der Wirt ein Neugieriger war, schrieb er mit, was er da so hörte. Gegen 23 Uhr rief er seinen Freund bei der Lokalzeitung an, der soeben noch nach einer Meldung für die Spätnachricht suchte. Nun hatte der Zeitungsmann seine Meldung.

Am nächsten Morgen saß Jus-Dillon Wurst in seinem gläsernen Büro bei Croissant und Latte Macchiato, überflog die Meldungen im Internet – und verschluckte sich. Seiner Yucca-Palme las er mit heiserer Stimme vor:

„Brieftauben könnten schon bald zu Tausenden Boten der Anwaltschaft werden. Wie die Landzeitung berichtet, habe es gestern ein Treffen prominenter Vertreter verschiedener Großkanzleien gegeben. Weil ein neuartiges elektronisches Postfach nicht funktioniere, seien die Vögel nun die letzte Rettung, um den massiv gestiegenen Postverkehr der Juristen untereinander und mit den Gerichten abzuwickeln. Weil jedoch Pakete und großformatige Sendungen die Tauben überforderten, sollte diese Tiere anderes Gefieder ausbilden. Bussarde und große Adlerarten könnten zum Einsatz kommen. Die zuständigen Rechtsanwaltskammern seien noch skeptisch, ist zu hören, die Bundesrechtsanwaltskammer verhandelt jedoch scheinbar bereits mit Wildparks und Vertretern von Gerichten.“

Wohngebiet am Oberen Rotenberg nimmt erste Hürde

Mittwoch, April 11th, 2018

Rund fünf Hektar Fläche umfasst das Gebiet am Oberen Rotenberg/Höhenweg (orangefarbene Markierung). Laut Standortanalyse könnten etwa 200 neue Wohneinheiten dort entstehen, etwa 60 davon als geförderter Wohnungsbau.    Grafik: Stadt Marburg

Nachfolgend eine Pressemitteilung der Stadt Marburg – im Wortlaut:

„Marburg. Rund fünf Hektar am Oberen Rotenberg, fast zehn Hektar am Hasenkopf – die Stadtverwaltung hat zwei große Flächen für den potenziellen Bau neuer Wohngebiete analysiert und verglichen. Das Ergebnis der Untersuchung liegt vor, im Herbst soll das Stadtparlament entscheiden, wo es vorrangig losgeht. Ortsbeiräte, Anwohnerinnen und Anwohner sowie die breite Marburger Öffentlichkeit werden an der Entscheidungsfindung beteiligt. Baubeginn für die ersten Häuser könnte frühestens in fünf Jahren sein.

„Marburg braucht mehr bezahlbaren Wohnraum“, erklärt Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Wir gehen diese wichtige soziale Frage weiter an und wollen, unter breiter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, die beste Lösung identifizieren und gemeinsam umsetzen“, so das Stadtoberhaupt. Diese Beteiligung reicht von gemeinsamen Sitzungen der Ortsbeiräte von Ockershausen und Marbach mit Fachleuten aus der Verwaltung über öffentliche Informationsveranstaltungen für alle Bürgerinnen und Bürger, Diskussionsrunden für die Anwohner/innen in den Stadtteilen samt Stadtteilspaziergängen bis zur gezielten Auswertung der Debatten, Einschätzungen, Anregungen, Befürchtungen und Ideen.

All das sind Bausteine des neuen Konzeptes, das die Stadt nun zum ersten Mal als Modellprojekt der Bürger/innenbeteiligung anwendet. Die Marburgerinnen und Marburger sollen mitbestimmen, auf welchem der beiden potenziellen Baugebiete im Stadtwald oder am Oberen Rotenberg es vorrangig losgehen soll. Und sie sollen mitarbeiten an einer Antwort auf die Frage, was dort wie gestaltet wird, welche Form und Struktur das neue Wohngebiet haben soll. „Wir geben keine Priorisierung für eines der beiden Gebiete vor“, so der Oberbürgermeister, „fest steht nur, dass gebaut wird, weil es den Bedarf an Wohnraum gibt, dem wir Rechnung tragen wollen und müssen“.

Seit dem vom Parlament einmütig beschlossenen Wohnraumversorgungskonzept sind seit 2015 jährlich hunderte neue Wohneinheiten sowohl von Wohnungsbaugesellschaften als auch von privaten Investoren errichtet worden. Dennoch ist der Bedarf insbesondere an gefördertem, bezahlbarem Wohnraum groß: Bis 2020 fehlen voraussichtlich noch rund 350 Wohnungen für Menschen mit niedrigem Einkommen. „In den letzten Jahren ist schon viel passiert, aber nun stehen wir vor einer wichtigen Entscheidung für die weitere Entwicklung unserer Stadt, die wir am besten gemeinsam treffen“, so Spies. „Die Möglichkeit, in den bestehenden Wohngebieten ,nachzuverdichten‘, wie es im Fachjargon heißt, ist in Marburg weitgehend ausgeschöpft“, erklärt Bürgermeister und Baudezernent Wieland Stötzel. Neue Standorte müssen her.

Im Regionalplan Mittelhessen sind die Flächen am Oberen Rotenberg/Höhenweg sowie am Hasenkopf/Stadtwald seit vielen Jahren schon als „Vorranggebiete Siedlung“ langfristig für den Wohnungsbau ausgewiesen. Beide Gebiete sind nun vergleichend geprüft worden. Dabei ist das Ziel die Entwicklung eines neuen Quartiers für „die Versorgung benachteiligter Wohnungssuchender mit bezahlbaren Wohnraum“ bei gleichzeitiger „Vermeidung einseitiger Belegungsstrukturen“. Das heißt, es geht um einen Mix an gefördertem und nicht gefördertem Wohnraum für eine möglichst große soziale Vielfalt an Menschen, die in dem neuen Gebiet leben werden.

Beide Gebiete sind bislang unbebaut und landwirtschaftlich genutzt. Für beide Gebiete wurde in der 36 Seiten umfassenden Analyse die Wirkung einer potenziellen Siedlung auf das Stadt- und Landschaftsbild, auf die Qualität der Freiräume, auch für die Naherholung in der direkten Umgebung, geprüft. Untersucht wurde auch, welche Infrastruktur (Läden, Schulen, Kitas etc.) und Verkehrsanbindungen es schon gibt oder welche erst noch geschaffen werden müssen. Schließlich geht das Papier auch auf die Umsetzbarkeit in Bezug auf Kosten, Risiken, Zeitdauer etc. ein.

Beide Gebiete liegen auf dem Berg. Von der Lahn hinauf zum Oberen Rotenberg im Stadtteil Marbach mit seinen aktuell 3300 Einwohner/innen sind 130 bis 150 Höhenmeter zu überwinden, der Rudolphsplatz liegt gut drei Kilometer entfernt. Das untersuchte Gebiet hat ein Potenzial von 200 neuen Wohneinheiten. Der Hang ist nach Nordosten ausgerichtet. Das Konzept für eine neue Siedlung direkt im Anschluss an die Ein-, Zwei-, Reihen- und Mehrfamilienhäuser am Höhenweg müsste auf den Bestand Rücksicht nehmen. Der ist seit Jahrzehnten gewachsen und hat sich in jüngerer Vergangenheit kaum verändert. Die Anbindung eines neuen Wohngebiets an den ÖPNV wäre unkompliziert. Eng würde es lediglich an der Haarnadelkurve am Barfüßertor.  Baubeginn könnte nach heutigem Stand der Dinge frühestens in fünf bis sechs Jahren sein – inklusive städtebaulichem Wettbewerb und Planverfahren.

Nun zum Hasenkopf im Stadtwald. In dem recht jungen Stadtteil leben aktuell 1430 Einwohner/innen. Der Höhenunterschied ins Tal ist fast ebenso groß, die Entfernung zum Rudolphsplatz gut einen Kilometer weiter als zum Vergleichsgebiet am Höhenweg. 350 Wohneinheiten könnten laut Analyse am Hasenkopf entstehen – in Südwesthanglage und freier plan- und bebaubar als am Höhenweg. Das neue Wohngebiet könnte den recht jungen Stadtwald am und um das ehemalige Kasernengelände erweitern. Der gut funktionierende Stadtteil würde auf rund 3000 Einwohner/innen heranwachsen und damit für weitere Angebote vor Ort attraktiv werden. Der Soziale-Stadt-Prozess, die etablierte Gemeinwesenarbeit sowie die vorhandene und ausbaufähige Infrastruktur sind weitere Pluspunkte des Hasenkopfes. Allerdings sind die Eigentümerverhältnisse der Flächen, die zum Wohngebiet werden könnten, dort wesentlich komplizierter als am Oberen Rotenberg. Deshalb könnte ein neues Wohngebiet dort auch erst später bezogen werden – mit sieben Jahren mindestens zwischen Beschluss und Umsetzung rechnet die Vergleichsstudie.

Was die soziale Komponente angeht, liegen beide Gebiete zwar prozentual gleich auf, aber nicht in der absoluten Zahl der geförderten Wohnungen für Menschen mit geringerem Einkommen. Die Analyse rechnet mit einem Anteil von rund 30 Prozent gefördertem Wohnungsbau – also zehn Prozent mehr als die in Marburg gültige Quotenregelung. Am Hasenkopf wären das rund 100 geförderte Wohnungen und am Höhenweg etwa 60. „Aus städtebaulicher Sicht wäre ein noch höherer Anteil denkbar“, heißt es in dem Papier. Welche Chancen und Risiken das mit sich bringen würde, müsste dann mit Blick auf die Sozialverträglichkeit noch geprüft werden.

„Aus fachlicher Sicht eignen sich beide Gebiete“, so Oberbürgermeister Spies. „Nun gilt es, die Ergebnisse der Studie durch die Beteiligung der Öffentlichkeit zu präzisieren und ein möglichst von einer breiten Mehrheit der Bevölkerung getragenes Votum des Stadtparlaments vorzubereiten“. Der nächste Schritt sei nun, das weitere Verfahren nach der Zustimmung des Stadtparlaments gemeinsam mit den Ortsbeiräten zu besprechen. Läuft alles nach Plan, entscheiden die Stadtverordneten im vierten Quartal 2018 darüber, auf welcher Fläche vorrangig gebaut wird.