Loslassen kann eine Lösung sein

Von Daniel Grosse

„Eine Firmenübergabe ist wie ein Staffellauf“, sagt Schreinermeister Helmuth Brehm, 56. Sein Sohn Matthias, 29, soll den Betrieb im Kasseler Stadtteil Wolfsanger übernehmen und das Bestehen des Familienbetriebes in der vierten Generation sichern.

Ein Handwerker werde immer mehr zum Kaufmann, sagt Helmuth Brehm. Das passe es, dass sein Sohn Groß- und Außenhandelskaufmann sowie Küchenfachberater sei. „Trotzdem hat Matthias das Schreinerdenken. Das ist wichtig“, betont der Senior.

Er sieht sich als „Steigbügelhalter“ des Sohnes und will noch vier, fünf Jahre das Geschäft fortführen. Ein anderer Nachfolger kam nicht in Betracht. Wegen Krankheit muss der Vater bereits jetzt lernen loszulassen: „Ich merke von Jahr zu Jahr, wie meine Leistungsfähigkeit nachlässt.“

Nach Abschluss der Unternehmensnachfolge wird der Sohn die Betriebsräume samt Maschinen vom Vater mieten und die Leitung übernehmen. Die Mietzahlungen sollen dem Senior einen Teil der Altersversorgung garantieren.

„Ich habe meinen Sohn nicht genötigt.“ Das bestätigt Matthias, der sagt, dass er sich auf seine neue Aufgabe freue. „Es wird zwar eine Umstelllung werden, und wir haben zum Teil recht unterschiedliche Ansichten, ergänzen uns aber.“

Friseurmeisterin Carolin Göring, 35, ist seit Jahresbeginn Inhaberin des Salons Thöne in Grebenstein (Landkreis Kassel). Von ihrem Vater Wolfgang Thöne, 63, hat sie den Salon gekauft, weil sie einen klaren Schnitt wollte. Ein Darlehen sichert die Finanzierung. Schon Mitte der 90er-Jahre sei klar gewesen, dass sie den Betrieb übernimmt, in dem sie auch gelernt hatte.

Stichwort „starker Vater“ – ein Problem für sie? „Nein. Er hat sich immer mehr aus dem Geschäft zurückgezogen und übernimmt nur noch kaufmännisch-organisatorische Aufgaben. Die Selbstständigkeit hatte ich mir schlimmer vorgestellt“, sagt Carolin Göring.

Quelle: Hessische/Niedersächsische Allgemeine (HNA), 12. August 2005

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