Der schmale Grat – Kinder zwischen Angst und gesundem Selbstvertrauen

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Trotz der Pflicht, täglich mit Ranzen und Federmäppchen aufzubrechen – zumindest der Schulweg ist für viele Kinder auch so etwas wie ein erster Befreiungsschlag. Endlich dürfen sie alleine und ohne die Großen unterwegs sein. Das wissen auch Kriminelle. Ein Risiko?   Foto: Daniel Grosse

Von Daniel Grosse

„Kinderansprecher“ oder der „Kastenwagen in der Nähe der Schule“ ängstigen Kinder, Eltern und Lehrer. Zumindest sorgen sie häufig für Unruhe und Unsicherheit. Auch in der Marbach sind jeden Tag Dutzende Schüler auf dem Weg zur Schule und wieder nach Hause unterwegs.

Bereits die Grundschüler sollen selbstständig werden, alleine laufen, nicht ständig rundum versorgt werden: durch das Schul-Mama- oder Papa-Taxi. Und die Kinder sollen auch selbstbewusst und selbstständig ihren Ort erkunden, dort spielen, toben oder Sport treiben. Das ist wichtig. Und dabei sei der Grat zwischen Informationen zur Sensibilisierung der Kinder und ihrer Einschüchterung schmal, stellen die Experten des Hessischen Landeskriminalamtes (LKA) fest. Deshalb haben die Fachleute Tipps und Hilfen heraus gearbeitet, die Kinder auf brenzlige Situationen vorbereiten sollen, ohne übertriebene Angst hervorzurufen oder die Phantasie der Kinder negativ anzuregen.

Danach sind für Kinder einfache Regeln und klare Absprachen die beste Orientierung. Wichtig ist es, dass Eltern besonnen und überlegt reagieren, wenn ein Kind fragwürdige oder ungewöhnliche Erlebnisse erzählt. Eine „Informationsverbreitung“ beispielsweise über soziale Netzwerke wie Facebook oder WhatsApp ist da nach Ansicht des LKA häufig kontraproduktiv und führe zu einer Vielzahl von„Fehlmeldungen“, die die Ermittlungsarbeiten behindern und erschweren könnten.

Wenn ein Kind zum Beispiel davon erzählt, von einem Unbekannten angesprochen worden zu sein, raten die Experten des LKA:

Loben Sie Ihr Kind dafür, dass es sich Ihnen anvertraut hat.

Stellen Sie in einem ruhigen Tonfall offene Fragen über den Ablauf der Geschehnisse. (Zum Beispiel: Und was ist dann passiert? Was hat xy danach gemacht?) Geben Sie dem Kind keine Details vor.

Akzeptieren Sie es, wenn das Kind nicht weitersprechen will.

Überfordern Sie das Kind nicht mit bohrenden Fragen nach Einzelheiten.

Melden Sie den Vorfall der Polizei.

Von außen sichtbaren Namensschildern auf Rucksäcken und Schulranzen rät die Polizei ab. Diese gehörten an die Innenseite, denn werde ein Kind mit seinem Namen angesprochen, suggeriere ihm dies eine nicht vorhandene Vertrautheit.

Halten Sie sich an Absprachen mit Ihrem Kind, wer es abholen darf und zu welcher Uhrzeit. Seien Sie pünktlich und vermeiden Sie Ausnahmen.

Erkundigen Sie sich nach Möglichkeiten, ob Ihr Kind zum Beispiel mit Nachbarkindern den Schulweg laufen kann. In der Gruppe sind und fühlen sich Kinder sicherer. Bereiten Sie Ihre Kinder vor. Eltern können Verhaltensregeln für den Schulweg und die Freizeit festlegen. Realitätsnahe Rollenspiele sollten aber auf jeden Fall vermieden werden, um Kinder nicht zu ängstigen, warnt das LKA.

Und warum nicht auch mit dem Kind den Schulweg abgehen und dabei klare Absprachen treffen: Wer darf es im Auto mitnehmen? Wer darf es von der Schule abholen?

Und der letzte Tipp: Vielleicht können sich Eltern ein Spiel überlegen, um so Informationen vom Kind „abzufragen“, die wichtig für die polizeiliche Fahndung sein können: Angaben zum Fahrzeug (Kennzeichen, Typ, Farbe)? Personenbeschreibung (Alter, Größe, Kleidung)? Wann und wo wurde die verdächtige Person gesehen?

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