Posts Tagged ‘Digitalisierung’

Lesezeit: 30 Sekunden – Digitalisierung

Mittwoch, Mai 10th, 2017

Von Daniel Grosse

Mir geht dieser Digitalisierungswahn gehörig auf den Sender. Entschuldigt, liebe Kolleginnen und Kollegen. Auch dieses Lokalblog ist natürlich eine Folge der Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet. Zugegeben.

Zu publizieren ist, dank der Technologien und des Internet, einfacher geworden. Auch ich publiziere über Books on Demand. Auch ich schreibe für Medien über Recht, die Juristen und wie sie mit Legal Tech erfolgreicher werden. Sinnvoll? Aber darum geht es nicht. Die Häufung und die Lobpreisung, mit der Digitalisierung medial hinaus gepustet wird, stört mich. Wir lesen über faceebook und darüber, wie Gedanken Prozesse steuern sollen. Wir hören von Implantaten, die Körper wieder beweglicher machen. Medien dürfen nicht mehr crossmedial arbeitend bezeichnet werden, weil das den Stand vor zehn Jahren beschreibe. Da entsteht ein schiefes Bild. Das ist mir zu einseitig. Muss Digitalisierung überhaupt sein, oder wie viel davon, und wo? So arbeiten zum Beispiel Unternehmerinnen auf der Schwäbischen Alb schon seit Jahren erfolgreich, beschicken und betreiben ihre Wochenmärkte, ohne Internet, teils sogar ohne E-Mail. Von einem Oliven-Online-Shop ganz zu schweigen. Steinzeit? Nein. Kundennähe? Ja. Zu den Wochenmarktkunden und den Lieferanten. Und was ist mit Branchen, in denen Menschen sich mit einem Tuch neben Bettlägrige setzen, ihnen den Speichel vom Mund wischen? Altenpflege eben. Da kommen leider auch auch schon Online-Digital-Geräte zum Einsatz, die die Takt- und Pflegezeiten vorgeben, aber die dienen eben nicht dem Menschen, sondern den Arbeitgebern und Krankenkassen. Nur zwei ganz kleine Beispiele.

Dass lange nach der Dampfmaschine die Digitalisierung gefolgt ist, mag ja logisch erscheinen. Aber dass das immer so gesund und sinnvoll ist, ist eine andere Frage. Und die ist unpopulär. Gut so. Übrigens, im Wald singen noch immer Vögel – vollkommen undigital.

Mein Vorschlag für das Unwort des Jahres: Digitalisierung.

Neuen Luxus in der Marbach entdeckt

Donnerstag, Februar 23rd, 2017

Von Daniel Grosse

Was Luxus mit Daten zu tun hat? Nun, öffentlich sichtbar zu sein, so dass jeder, der das Internet nutzt, auch Details erfährt, die vielleicht gar nicht für jeden Menschen sichtbar sein sollen, ist 2017 im Zuge der Digitalisierung trotzdem Realität. Da tippt jemand bei WhatsApp auf ein Feld und eine schlüpfrige Grafik samt Text können alle Teilnehmer einer Gruppe sehen. Gut? Nein, sicher nicht, aber darum geht es auch weniger. Es geht vielmehr um den Spagat zwischen der gewollten Sichtbarkeit im Netz und der diskreten Zurückhaltung.

Ob das für Marbacher ein Thema ist? Ich versuche, dieses einfach einmal runterzubrechen. Stellen Sie sich vor, Sie wohnen im Birkenweg. Sie leben dort als Privatmensch. Nebenbei sind Sie Freiberufler. Oder Sie arbeiten fest bei einem Arbeitgeber. Nun macht es Sinn, dass Sie sich öffentlich darstellen oder präsentieren, für sich werben oder einfach digital präsent sind. Aber wie wäre es, wenn Sie in einigen Jahren die Verfügungsgewalt über Ihre eigenen Daten und damit das Nicht-Weitergeben Ihrer persönlicher Daten und Umstände und Ihre Nicht-Existenz im Internet als ein Luxusgut erfahren? Vielleicht wäre das vergleichbar mit dem heutigen Luxus, sich mittels Lage und Größe von Wohnumgebung und der Art von Transportmitteln einen gegen Dritte geschützten privaten Lebensraum zu schaffen. Eine denkbare Option?