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Großkanzlei expandiert in die Provinz – Marbach möglicher Standort

Donnerstag, März 15th, 2018

Mit Holz und dem Naturerlebnisgedanken möchte „Cornwall and more“ Mitarbeiter langfristig binden.  Foto: Daniel Grosse

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Wer sich in den Führungsetagen der großen deutschen Wirtschaftskanzleien umhört, lernt das Fürchten. Die Gruppe der Global Player unter den Mega-Kanzleien hat massive Personalprobleme. Die Großstädte im In- und Ausland sind schon längst ein Markt, auf dem es nichts mehr zu holen gibt. Immerhin können sich die Besten unter den Top-Juristen ihre Arbeitgeber aussuchen. „Cornwall and more“ hat das Problem erkannt und macht etwas, was schon viele in der Branche tun: benefits anbieten. Aber die Großkanzlei mit Standorten in München, Frankfurt, Düsseldorf und Schwäbisch Hall setzt auf den Charme der Provinz. Statt schöner, toller, exklusiver, heißt bei „Cornwall and more“ das Motto für die Neuen: Ran ans Holz!

Was wie ein abgenutzter Spruch aus der Baumarkt-Werbung klingt, ist durchaus ernst gemeint. Die Kanzleilenker möchten Bewerbern eben mehr bieten als immer nur einen Ausgleich für deren ausgewogene Work-Life-Balance oder ein 16. Monatsgehalt. Auch Sport- als Dienstwagen oder teure Kurzurlaube für Mitarbeiter mit 60-Stunden-Wochen sind schon längst kein Grund mehr, länger als nötig bei seinem Arbeitgeber zu bleiben.

Was also steckt hinter dem plakativen „Ran ans Holz“? Senior Partner Jus Dillon-Wurst, mit Wurzeln in Marburg-Marbach, erklärt die Hintergründe.

Was bezwecken Sie als Großkanzlei mit Ihrer Idee?

Jus Dillon-Wurst: Dumme Frage.

Warum?

JDW: Weil die Antwort bereits im Motto steht. Ran ans Holz erklärt sich selbst.

Das klingt aber eher nach Kegeln statt nach Bewerbersuche oder dem Halten talentierter Mitarbeiter.

JDW: Sehen Sie, die Juristen bei uns arbeiten häufig bis zum Umfallen. Das ist gut und wichtig für unseren Umsatz. Auch den Gewinnen schadet das nicht. Jedoch ist dieser Zustand bereits seit Jahren unverändert.

Wo also liegt das Problem?

JDW: Sie kapieren es nicht, oder? Wir können die Mitarbeiter nicht länger als 60 oder 70 Stunden arbeiten lassen. Das würde mit dem Arbeitszeitgesetz kollidieren. Das schreibt vor, regelmäßig Pausen einzulegen, die möglichst „körperlicher Natur“ sind.

Was bedeutet das?

JDW: Joggen, Stricken, Fitness, was auch immer. Wir prüfen das nicht nach.

Und wann kommt nun das Holz ins Spiel?

JDW: Hacken.

Bitte?

JDW: Holz hacken, das Holz sägen, es spalten, verarbeiten.

Aber das versaut Ihnen doch komplett Ihre Kanzleiräume.

JDW: Deshalb ja auch die Idee mit der Provinz und dem Naturgedanken. Wir haben bereits mit Schwäbisch Hall als Kleinstadt gute Erfahrungen gemacht. Dort fahren die jungen Kanzleikollegen bereits als 20- bis 25-Jährige ganz alleine in ihren Pausen auf unseren Geschäfts-E-Bikes in den nahen Wald und toben sich aus. Das schaffen die. Ohne Hilfe.

Und das funktioniert? Damit bekommen und halten Sie Mitarbeiter?

JDW: Das können Sie glauben! Wir planen nun weitere Standorte, zunächst nur in Deutschland. Und da ich die Marbach aus meiner Kindheit kenne, mit den Wäldern nur wenige Minuten entfernt, werden wir dort ein Büro eröffnen.

Sie glauben ernsthaft, dass sich junge Super-Juristen, so genannte High Potentials, mit Top-Noten und Empfehlungen auf den Vorort einer hessischen Unistadt einlassen?

JDW: Genau das. Mit der Firma Stihl haben wir bereits einen großen Deal abgeschlossen. In dem Vertrag steht, dass uns kostenlos 20 Motorsägen der neuesten Baureihe sowie 20 Äxte mit Edelschliff zur Verfügung gestellt werden. Kostenfrei. Dafür toben sich die Mitarbeiter auch nur dann am Holz aus, wenn sie zuvor einen Stihl-zertifizierten Kurs, der auch öffentlich anerkannt ist, absolvieren.

Einen Kurs?

JDW: Kein Scherz, aber in Deutschland benötigen Sie einen Schein, der es Ihnen erlaubt, im Wald mit einer Motorsäge „Holz zu machen“, wie die Insider sagen.

Wo in der Marbach soll denn Ihr neuer Standort entstehen? Ehrlich gesagt, klingt Ihre Idee etwas irre.

JDW: Das soll sie ja auch, danke Ihnen für das Kompliment. Wir sind irre, deshalb ja auch der weitere Schritt in die Provinz. Aber nur aus Irrem, oder lassen Sie es mich Gewagtes nennen, entsteht manchmal Neues. Also, zurück zu Ihrer Frage. Sie kennen sicher das ehemalige Pfarrhaus unweit der Grundschule. Das steht leer. Es bietet Platz und eine gute Sicht auf die Landschaft. Unten die Emil-von-Behring-Straße, oben die Haselhecke. Einen Steinwurf entfernt ein großer Parkplatz und das Bürgerhaus mit genügend Stellfläche.

Was sagt die Kirche dazu?

JDW: Das ist alles längst geregelt. Auch die Privatwaldbesitzer Marbachs sitzen längst im Boot. Sie freuen sich sogar auf die jungen Juristen, warnen allerdings vor Borkenkäfern.

Bitte?

JDW: Uns wurde bei einem Briefing mit den Eigentümern der Waldstücke und dem Forstamt erklärt, dass sie sich gerne abnorm verhalten?

Die Waldbesitzer?

JDW: Was ist eigentlich Ihr Beruf? Hören Sie genau zu!

Entschuldigung. Also?

JDW: Die Borkenkäfer besitzen einen natürlichen Beißreflex, der sich mitunter nicht nur auf das Gehölz erstreckt, sondern auch auf Unbekannte.

Unbekannte?

JDW: Menschen, Arbeiter, wer auch immer, der sich in Waldparzellen erstmals aufhält, den sie nicht kennen.

Wir sprechen von Borkenkäfern?

JDW: Ja, aber das ist nicht unsere Sache. Die Mitarbeiter werden bestens geschult. Sie bekommen das hin, wenn sie in den Pausen mit ihren Sägen und Äxten unterwegs sind.

Wann starten Sie also?

JDW: Am 1. Juni, wenn wir genug Bewerbungen gesichtet haben, die erfolgversprechend sind.

Läuft die Bewerbungsfrist noch?

JDW: Ja, bis zum 31. März.

Danke für das Gespräch, Herr Dillon-Wurst.

Versuchter Einbruch im früheren Europabad

Mittwoch, März 14th, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Es sind diese Meldungen, die selbst langgediente Beamte ins Grübeln bringen. Immerhin sollte folgende Pressemitteilung nach Auskunft der Marburger Polizei eigentlich nicht veröffentlicht werden. Weil jedoch an diesem Tag im Präsidium eine Umbesetzung erfolgte und ein Polizeianwärter den PC-Arbeitsplatz des eigentlichen Pressesprechers übernahm, gelangte die Meldung ins Netz. Bei Facebook wurde sie bereits 6.985 mal mit einem Like versehen. Um was geht es?

Am vergangenen Wochenende wurden die Marburger Beamten zu einem Einsatz gerufen. Gegen 23 Uhr ging die telefonische Meldung bei der Zentrale ein. Ein Anwohner einer Seitenstraße der Europabadstraße meldete verdächtige Bewegungen an dem Appartmenthaus am Standort des ehemaligen Europabads. Leicht bekleidet sollen dort zwei Männer mittleren Alters „unter erhöhter Kraftanstrengung“, so der Originaltext, an der Tür im Erdgeschoss, vorne, gerüttelt haben. Der Anrufer sprach von Tritten gegen die Tür. Auch Aussagen wie, „Wir wollen schwimmen!“, seien zu hören gewesen.

Als die Beamten vor Ort waren, fanden sie, der Meldung zufolge, „zwei in sich zusammengesunkene Gestalten“ vor. Beide trugen tatsächlich nur Badehosen und rote Kappen mit den Initialen des Marburger Schwimmvereins. Aufgrund von Temperaturen im einstelligen Bereich wickelten die Beamten die Männer in Decken und brachten sie zunächst in Gewahrsam. Wie sich herausstellte, waren die Männer hochgradig toxisch verseucht. In ihrem Blut fand ein Amtsarzt Rückstände von Chlorschwimmogen. Aufgrund des Befunds verbrachten die Kollegen die beiden in das Marburger Klinikum auf den Lahnbergen. Ein Entzug wurde angeordnet.

Nach Rücksprache mit der Pressestelle der Polizei Marburg, gehe es den Männern, den Umständen entsprechend, gut. Zu ihrer Tat befragt, hätten sie ausgesagt, sie seien Leistungsschwimmer des Vereins und nach einer Feier mit Vereinskollegen zunächst ziellos durch die Marbach geirrt. Da habe sich der ältere der beiden an seine Jugend erinnert und an das „tolle, hydraulisch bewegliche Sprungbrett und den netten Bademeister“. Und da sie ihre Schwimmsachen wegen einer Erotik-Wette bereits getragen hätten, seien sie so bekleidet zu dem ehemaligen Schwimmbad gegangen. Den Männern droht nun ein Verfahren wegen Hausfriedensbruchs.

Badespaß im Marbacher Regenrückhaltebecken

Dienstag, März 13th, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies gibt sich gerne zurückhaltend volksnah. Das hat er insbesondere in der Marbach schon etliche Male bewiesen, wenn er bei Veranstaltungen der Vereine im Bürgerhaus nicht als prominentes Stadtoberhaupt, sondern als privater Gast vor Ort war.

So verwundert es auch nicht, dass man den Marburger Stadtchef hin und wieder durch die Straßen Marbachs gehen sieht. Weder irgendwelche Personenschützer, noch eine schwarze Dienstlimousine, begleiten dann den OB. Am Weltfrauentag etwa saß Spieß geschlagene zwei Stunden auf einer der zwei Bänke am Regenrückhaltebecken. Passanten berichten, er habe in einer Zeitschrift oder einem ähnlichen Schriftstück gelesen. Aus der Ferne beobachtet, könnte es sich um Themen wie Bäder, Wasser oder Freizeitspaß gehandelt haben. Da sich die Vorbeigehenden aufgrund der Prominenz des Oberbürgermeisters nicht getraut hatten, diesen anzusprechen, war zunächst nichts weiter bekannt geworden.

Auf Nachfrage im Rathaus, wollte die Pressestelle zunächst nichts zu der Sache sagen. Das sei privat, hieß es. Nach mehrmaligem Nachfragen, konnten die Sprecher des OB jedoch nicht mehr ausweichen, da im selben Moment der Stadtchef auf dem Weg zur Teeküche war und von dem Telefonat Bruchstücke mitbekam. Ja, er habe in einem Katalog für Freizeitaktivitäten gelesen, räumte er ein. Schließlich sei das Regenrückhaltebecken entlang des Höhenwegs für die Marbacher ein zentraler Ort, der aufgewertet werden müsse. Da liege der Gedanke nahe, das Schilf radikal zu entfernen, die Böschungen in Ufernähe zu befestigen und eventuell sogar zwei Startblöcke zu bauen. Die bislang fehlende Wassertiefe könnte durch Aushebungsarbeiten ausgeglichen werden. Von einem Freibad wollte Spies nicht sprechen, eher von einem Schwimmteich, wie er schon längst auf vielen Privatgrundstücken vorzufinden sei.

Geschützte Tiere, wie Enten und Reiher, sowie Molche, müssten im Zuge der Maßnahme umgesiedelt werden, sollten sie sich nicht mit der Situation arrangieren. Die Funktion als Regenrückhaltebecken soll die Teichanlage behalten. Gewährleisten soll dies unter anderem, dass die Zahl der Badegäste niedrig gehalten wird, damit durch die zusätzliche Verdrängung des Wassers durch Badende, der Wasserstand im Normbereich bleibt.

Eintritt in Kirchen wird kostenpflichtig

Dienstag, März 13th, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Kirchenaustritte beschäftigen seit jeher die beiden großen Kirchen in Deutschland. Wenn sich Mitglieder einer Konfession dazu entschließen, diesen Schritt zu gehen, geschieht das in vielen Fällen aus pekuniären Gründen – also des Geldes wegen. Mit Immobilienverkäufen allein ist dieser Weggang an zahlenden Gläubigen langfristig nicht zu verkraften. Die Landeskirchen suchen daher schon seit Längerem nach Lösungen mit nachhaltigem Effekt. Marburg könnte ein Vorreiter sein auf dem Weg einer soliden Finanzierung der Gotteshäuser und des Personals.

Mit dem Stadtteil Marbach nimmt die Markuskirche an einem Pilotprojekt teil, das zeigen soll, welche Wege gangbar sind. So ist geplant, nicht nur Kirchgänger stärker in die Finanzierung einzubinden. Auch Besucher anderer Veranstaltungen in der Markuskirche sollen großzügiger ihre Geldbeutel öffnen, heißt es in einer Mitteilung. Was bedeutet das konkret? Es werden demnach im Laufe des Frühjahrs an beiden Eingängen der Kirche Lesegeräte installiert, die, wie beim bargeldlosen Bezahlen, bei jedem Betreten des Gebäudes einen vorher festgelegten Betrag von den EC-Karten der Besucher abbuchen. Einmal jährlich wird dieser jeweilige Betrag der Kirchenverwaltung gemeldet. Wer an dem Verfahren nicht teilnimmt, hat die Möglichkeit, etwa beim Herumgehen des Kollektebeutels, den Betrag nachzumelden. Gleiches gilt für Besucher sonstiger Veranstaltungen in den Kirchenräumen.

Damit die Nachmeldungen reibungslos funktionieren, werden die Konfirmanden nach und nach mit Geräten ausgestattet, die sich bereits bei den Zugbegleitern in den Bahnen seit Jahren bewährt haben.

Mit welchen Beträgen zu rechnen ist, konnten bislang weder das zuständige Pfarramt noch Vertreter der Landeskirchen sagen. Ob das Vorhaben erfolgreich ist, hängt auch davon ab, wie viele Menschen weiterhin in die Gottesdienste gehen. Bei zehn bis 15 Besuchern an gewöhnlichen Sonntagen könnte es schwierig werden. Ostern und Weihnachten hingegen sind Kassenschlager, ebenso Taufen und Hochzeiten – erst recht Basare und andere offene Veranstaltungen.

Marbach direkt ist gescheitert – und erfindet sich neu

Montag, März 12th, 2018

Von Daniel Grosse

Marbach direkt ist gescheitert. Zumindest in der Online-Variante, die hin und wieder „reale Nachrichten und Hintergründe“ liefert. Was folgt?

Bereits bei den vergangenen beiden Seminaren der Bundeszentrale für politische Bildung in Berlin zu lokalem, hyperlokalem Journalismus, war mir deutlich geworden, dass der Wert an Berichterstattung steigt, und zwar mit der Anzahl an Bewohnern in Stadt und Stadtteil. Wir haben hier in der Marbach rund 4.500 Einwohner. Wir haben zwei Bäcker, eine Apotheke, eine Tankstelle, einige Ärzte und viele Privatmenschen. Und wir haben die Behringwerke, die natürlich längst gesplitted sind in Siemens, CSL etc.

Das reicht nicht. Da passiert nichts. Zumindest nicht das, was real nachrichtlich online ins Blatt gehoben werden könnte. Die journalistischen Nachrichtenkriterien sind nicht erfüllt. Deshalb: Wirklich wahr?

Ihr könnt diese Rubrik immer daran erkennen, dass Wirklich wahr? ganz oben erscheint.

Und wenn ihr glaubt, dass Wirklich wahr? das Niveau von POSTILLON oder STREIFLICHT der SZ erreicht hat, freue ich mich auf eine Nachricht.

Aber: Wenn neben euch ein Mensch umfällt, die Bäckerei explodiert, der Nachbar irre Dinge tut, Bürgermeister oder Ortsvorsteher sich verhaltensauffällig verhalten, Behring-Manager und andere Menschen seltsames Zeug verkünden, dann spätestens ist es an der Zeit, eine Mail an Marbach direkt zu senden. info (at) dgrosse.de

Der Behring-Tunnel kommt – Anwohner können aufatmen

Montag, März 12th, 2018

In beide Richtungen donnert derzeit – hier auf Höhe des Bürgerhauses – noch der Verkehr auf der vielbefahrenen Emil-von-Behring-Straße sowie auf dem Marbacher Weg.   Archivfoto: Daniel Grosse

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Der Behring-Verkehr ist zum Synonym geworden für den mehrmals täglich entstehenden Kollaps auf den beiden Marbacher Hauptverkehrsstraßen Marbacher Weg und Emil-von-Behring-Straße. Wenn tausende von Mitarbeitern des Werks, Lieferanten, Zubringer für Ware der Unternehmen und Märkte im Gebiet Lahntal und Hinterland – und zusätzlich noch privat fahrende Marbacher dieses oberirdische Nadelöhr nutzen, stockt er nicht nur, der Verkehr ruht.

Bereits vor Jahrzehnten war immer wieder der Behring-Tunnel im Gespräch, wurde heiß diskutiert, in den Folgejahren wieder als gute Idee aufgegriffen, aber nie umgesetzt. Er soll eine unterirdische Verbindung für Fahrzeuge schaffen, die aus Richtung Marbach in Richtung Innenstadt sowie zurück unterwegs sind.

Der erste Spatenstich für dieses Jahrhundertprojekt könnte bereits im Mai erfolgen. Bislang waren die Arbeiten auch daran gescheitert, dass nahe des künftigen Tunneleingangs enorme Mengen von Pyrit, auch Katzengold genannt, in einer Tiefe von zehn bis 15 Metern die Umsetzung des Projekts unmöglich machten. Da Pyrit wegen seiner besonderen Eigenschaften als Metall auf der Liste der geschützten Metalle steht, hatten sich Organisationen wie der Europäische Rat für Edelmetall sowie der BUND vereint gegen das Projekt stark gemacht.

Wie erst kürzlich von Seiten mehrer Mitarbeiter der Behringwerke, die namentlich nicht genannt werden möchten, zu erfahren war, hätten Forscherkollegen nämlich herausgefunden, dass Pyrit die Eigenschaft habe, bei Berührung mit anderen Metallen explosive Wirkungen zu entfalten. Konkret würden im schlimmsten Falle also Tunnel-Bohrmaschinen oder Bagger mit ihren metallischen Arbeitswerkzeugen Explosionen erzeugen. Die Folgen wären dramatisch. Einstürzende Häuser entlang der Emil-von Behring-Straße, im schlimmsten Falle gar eine Explosion auf dem nahen Werksgelände. Schäden in Millionenhöhe.

Nun ist es jedoch gelungen, Wasser aus dem nur wenige hundert Meter entfernten Regenrückhaltebecken, in der Marbach auch Ententeich genannt, chemisch so zu bearbeiten, es zu verändern, dass es beim Bohren eingespritzt, das Pyrit in eine harmlose weiche Masse verändert, die mittels Absaugvorrichtungen an anderer Stelle wieder in den Naturkreislauf rückgeführt werden kann. Nachdem sowohl der Europäische Rat für Edelmetall sowie der BUND bei einem Ortstermin ihr Einverständnis gegeben haben, steht dem Projekt Behring-Tunnel wohl nichts mehr im Wege. Mit Widersprüchen der Bürger werde nicht gerechnet, heißt es aus dem Rathaus. Die einmonatige Frist dafür beginnt am 28. März.

Mit Windkraft satte Gewinne machen

Donnerstag, März 8th, 2018

Testanlagen für Windkraft hinter der ehemaligen Gärtnerei?    Foto: Daniel Grosse

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Die Bebauung der Wiesen hinter der ehemaligen Gärtnerei Philipps in Marburg-Marbach ist zum wiederholten Mal Thema der städtischen Gremien gewesen. Wie zu erfahren ist, haben sich die Verantwortlichen noch nicht abschließend zu einem Konzept durchringen können. In den vergangenen Monaten war teils die Rede von mehreren Dutzend Mehrfamilienhäusern, die auf Basis des sozialen Wohnungsbaus dort entstehen könnten.

Nun hat sich ein Investor eingeschaltet. Er ist einer der größten Industriellen im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Bei einer Ortsbegehung, mit Vertretern der Stadt Marburg, wurden erste Pläne bekannt. Das Gelände hinter der Gärtnerei eignet sich demnach „bestens, um dort Testanlagen für Windkraft zu installieren“. Mit diesen Plänen, so sie denn umgesetzt werden können, wäre das Wohnthema vom Tisch. Immerhin haben die Experten ermittelt, dass die Windmasse in dem oberen Teil Marbachs Richtung Wehrshausen massiv angestiegen sei in den vergangenen Jahren. Das ließe hoffen auf gewaltige Mengen an Energie, die dort in Strom umgewandelt werden könnten.

Als Grund für die Zunahme an Wind wurde der vermehrte Fahrzeugverkehr genannt. Durch die weitere Bebauung in Dörfern wie Wehrshausen und den enormen Anstieg des Schwerlastverkehrs mit großen LKWs entlang der Verbindung Marburg und Michelbach, sind den Experten zufolge durch den Fahrzeugverkehr extreme Luftverwirbelungen enstanden, die sich im Tagesverlauf nicht abbauten. Diese Winde treffen auf Luftmassen, die sich ohnehin bereits in Richtung Marburg und das Tal bewegen. Knotenpunkt sind die Wiesen oberhalb Marbachs.

Eine Antwort auf die Frage, in welcher Form auch die Marbacher von diesem – in energetischer Hinsicht – Standortvorteil profitieren können, blieb bei dem Ortstermin noch offen. Sollte jedoch das Testanlagen-Projekt als Aktiengesellschaft an den Start gehen, wäre eine bevorzugte Suche nach Anteilseignern in dem Marburger Stadtteil naheliegend.

Milliardär aus Marbach pflegt grünen Gedanken

Mittwoch, März 7th, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Forbes hat heute die Reichsten der Welt präsentiert. Jeff Bezos ist demnach die Nummer 1. Bis 1000 reicht die Liste. US Präsident Donald Trump belegt einen einsamen Platz im hinteren Viertel. Medial vergessen ist jedoch der Gründer der Naturfreundehäuser, die es inzwischen in 42 Ländern weltweit gibt. Einst als Hort für Vagabundierende erdacht, haben sich die Unterkünfte inzwischen längst zu Einrichtungen entwickelt, die Gruppen vielfältige Naturerlebnisse ermöglichen. Das erste seiner Art steht in Marburg-Marbach, nahe der Behringwerke.

Der Gründer der Naturfreundehäuser, Bertol Nau, hat kürzlich bei einem Treffen mit dem Marburger Oberbürgermeister Thomas Spies nochmals bekräftigt, wie wichtig das Naturerleben sei. Nau, der im Marbacher Saalegrund aufgewachsen ist, rangiert auf der Forbes-Liste der Milliardäre auf dem 223. Platz. Er möchte den Naturgedanken ausbauen.

Dem Vernehmen nach gibt es Gespräche mit der Stadt Marburg und dem Ortsbeirat Marbach, dass künftig das Bürgerhaus in dem Marburger Stadtteil ausschließlich von Gruppen gebucht werden darf, die sich offen zum grünen Gedanken bekennen. Wie dieses Versprechen überprüft werden könne, sei noch nicht geklärt, heißt es. Bertol Nau verhandelt nach eigener Aussage inzwischen mit den Verantwortlichen vor Ort und plant, das Bürgerhaus in eine private Stiftung zu überführen. Dann hätte er, als Hausherr, das Sagen und könnte tatsächlich den angedachten grünen Gedanken umsetzen.

Individuelle Kurzgeschichten für Kinder

Dienstag, Dezember 19th, 2017

Schreiben ist Handwerk. Und eine Kurzgeschichte bringt es auf den Punkt.   Foto: Daniel Grosse

Immer wieder die gleiche Situation beim abendlichen Zubettgehen. Sie möchten Ihrem Kind oder den Kindern etwas vorlesen, aber alle Bücher sind schon mehrmals dran gewesen, das Neue ist noch nicht im Haus, Ihre Kinder wollen Abwechslung – zum freien Erzählen haben Sie heute partout keine Lust. Jetzt können Sie punkten mit etwas, das Ihre Kinder noch nicht kennen: mit einer individuellen Kurzgeschichte, die genau das erzählt, was Ihr Kind mag. Ich schreibe diese Kurzgeschichten für Kinder zwischen 6 und 10 Jahre.

Die individuelle Kurzgeschichte für Ihr Kind:
– Schreiben Sie mir 5 Sätze zum Inhalt, die für die Geschichte wichtig sind
– Ich benötige das Alter Ihres Kindes
– Planen Sie zwei bis drei Wochen ein
– …und Sie bekommen eine Kurzgeschichte mit einer Länge von 10.000 Zeichen – zu einem Festpreis

Sprechen Sie mich einfach an. Oder schreiben Sie mir eine Mail an info (at) dgrosse.de
Weiteres können wir besprechen, und schon bald lesen Sie Ihrem Kind seine Geschichte vor. Liest ihr Kind selbst und kommt auf den Geschmack, möchte gar selber Geschichten schreiben, berate ich Sie gerne.

Streiflicht jetzt im Kino – Thriller-Dreh im Europabad Marbach – Interview mit Regisseur

Donnerstag, November 9th, 2017

So kennen die Marbacher ihr Europabad aus vergangenen Zeiten. Das Drehkreuz, das Kassenhäuschen. Auf dem Bild zu sehen ist eine Szene aus dem Kinofilm Streiflicht – gedreht auch im ehemaligen Europabad. 2010. Es wurde entkernt. An gleicher Stelle steht heute ein schickes Wohnhaus. Erhalten blieb die runde Form des – ursprünglichen – Marbacher Wahrzeichens.   Foto: privat

von Daniel Grosse

Im Europabad in der Marbach geschehen seltsame Dinge, zumindest im Film Streiflicht von Regisseur Thomas Rösser. Das ehemalige Schwimmbad in dem Marburger Stadtteil war Teil der Kulisse beim Dreh vor sieben Jahren. Morgen startet der Thriller in Marburg auf großer Leinwand im Kino. Mit dem Filmemacher sprach ich über das Projekt und mailte ihm ergänzend Fragen. Heraus kam ein Interview. Dort verriet Rösser mir, warum er in der Marbach drehen wollte, weshalb er damals Angst hatte, wieso auch die Crew mutig sein musste und welches Projekt er nun plant.

Welchen Bezug haben Sie persönlich „zur Marbach“, wie wir unseren Stadtteil ja nennen?
Thomas Rösser:
1989 sind meine Eltern, mein Bruder und ich in die Marbach gezogen. Ich war 16. Meine Eltern wohnen dort weiterhin. Ein schöner Stadtteil, ich hatte tolle Jahre dort. Ich erinnere mich daran, dass es durch die Berge wirklich hart war, mit dem Fahrrad zur Schule zu kommen. Ich habe schon immer Sport gemacht, aber die Hohe Leuchte mit dem Fahrrad zu meistern, ist eine Herausforderung.

Warum haben Sie 2010 gerade im Europabad gedreht?
Rösser: Ich habe im Europabad schwimmen gelernt. Das große Sprungbrett war die Mutprobe schlechthin. Als wir den Dreh geplant haben, suchten wir ein altes Schwimmbad. Über drei Ecken erhielten wir die offizielle Genehmigung. Als wir die erste Besichtigung hatten, verschlug es mir fast den Atem. Es sah alles noch aus wie früher – nur ohne Wasser. Es roch sogar noch nach Chlor. Ich fand alte Schwimmflügel und Handtücher. Es war für mich sofort klar, dass es keine bessere Location geben würde.

Was geschah dort im Film – ohne natürlich zu viel vorab zu verraten?
Rösser: Das mache ich nicht, wobei es eine meiner Lieblingsszenen ist. Zunächst sollten die Leser wissen, dass wir einen Independent-Film produziert haben, ohne Filmförderung und doppelten Boden. Das aufgebrachte Budget reicht bei anderen Filmen gerade mal für das Catering. Im Film schleicht Wilko, gespielt von Michael Herrmann, durch die Umkleidekabinen, um dort dem Geheimnis des mysteriösen Gemäldes auf die Spur zu kommen. Das Bild scheint seine Besitzer zu bedrohen. In den Umkleidekabinen herrschte eine klaustrophobische Atmosphäre. Und das Ganze bei absoluter Dunkelheit zu passieren, erforderte schon etwas Mut, selbst für die Crew. Ich hoffe, ich konnte das im Film auch so einfangen. Denn ich hatte Angst.

Was war denn die Besonderheit bei dem Dreh?
Rösser:
Wir haben aufgrund der Verletzungsgefahr noch eine Extraversicherung abgeschlossen, da vor allem das Becken des Sprungturms sehr tief war. Wir hatten uns große Gedanken gemacht, dass dort jemand hineinfällt. Übrigens befindet sich die Dachluke, durch die Wilko in das Schwimmbad gelangt, nicht im Europabad. Ich muss in nächster Zeit mal dort vorbeischauen und mir die Wohnungen ansehen. Ich glaube, ich kann noch einiges vom Ursprünglichen erkennen.

Nun dürfen Sie gerne jemandem danken für die damalige Unterstützung in der Marbach. Wem?
Rösser:
Herrn Kappeller, dem damaligen Immobilieninvestor, für die offizielle Genehmigung und dem Tennisverein Europabad Marbach und Peter Penzler. Wir haben auf dem Parkplatz oberhalb des Europabades gedreht. Als Wilko mit seinem Auto das Schwimmbad erreichte, regnete es. Eine tolle Stimmung. Zwei Nächte später, als wir dort wieder drehten, war der Boden trocken. Wir bekamen Wasser zum Anfeuchten des Parkplatzes. Ist nicht wichtig, denken Sie vielleicht, aber für uns elementar, denn die Szenen folgen direkt aufeinander und der Zuschauer hätte es gesehen. Und falls es der Zuschauer nicht bemerkt hätte, hätte ich es gewusst – und ich hätte es immer gesehen.

Stichwort Marbach-Krimi. Kennen Sie eigentlich Birger und Betty, die beiden Marbacher aus dem Buch „Plausch am Ententeich“? Oder wissen Sie, wer Harry, der schreckliche Marbacher, ist?
Rösser:
Ja, wäre gelogen, aber ich habe schnell nachgesehen. Eine interessante Herangehensweise an einen Text. Ein schönes Weihnachtsgeschenk. Werde gleich ein Exemplar für meine Eltern bestellen. Das ist natürlich eine ganz andere Art, sich einer Geschichte zu nähern. Wir hatten für Streiflicht 13 Drehbuchfassungen und man ist nie zufrieden. Momentan schreibe ich an dem Drehbuch für „Der Gelbe Ballon“, eine sozialkritische Liebeskomödie.

Viel Erfolg und danke für das Interview.