Archive for the ‘Marbach direkt – Neues und Hintergründiges aus Marburg-Marbach’ Category

Lesezeit: 30 Sekunden – Digitalisierung

Mittwoch, Mai 10th, 2017

Von Daniel Grosse

Mir geht dieser Digitalisierungswahn gehörig auf den Sender. Entschuldigt, liebe Kolleginnen und Kollegen. Auch dieses Lokalblog ist natürlich eine Folge der Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet. Zugegeben.

Zu publizieren ist, dank der Technologien und des Internet, einfacher geworden. Auch ich publiziere über Books on Demand. Auch ich schreibe für Medien über Recht, die Juristen und wie sie mit Legal Tech erfolgreicher werden. Sinnvoll? Aber darum geht es nicht. Die Häufung und die Lobpreisung, mit der Digitalisierung medial hinaus gepustet wird, stört mich. Wir lesen über faceebook und darüber, wie Gedanken Prozesse steuern sollen. Wir hören von Implantaten, die Körper wieder beweglicher machen. Medien dürfen nicht mehr crossmedial arbeitend bezeichnet werden, weil das den Stand vor zehn Jahren beschreibe. Da entsteht ein schiefes Bild. Das ist mir zu einseitig. Muss Digitalisierung überhaupt sein, oder wie viel davon, und wo? So arbeiten zum Beispiel Unternehmerinnen auf der Schwäbischen Alb schon seit Jahren erfolgreich, beschicken und betreiben ihre Wochenmärkte, ohne Internet, teils sogar ohne E-Mail. Von einem Oliven-Online-Shop ganz zu schweigen. Steinzeit? Nein. Kundennähe? Ja. Zu den Wochenmarktkunden und den Lieferanten. Und was ist mit Branchen, in denen Menschen sich mit einem Tuch neben Bettlägrige setzen, ihnen den Speichel vom Mund wischen? Altenpflege eben. Da kommen leider auch auch schon Online-Digital-Geräte zum Einsatz, die die Takt- und Pflegezeiten vorgeben, aber die dienen eben nicht dem Menschen, sondern den Arbeitgebern und Krankenkassen. Nur zwei ganz kleine Beispiele.

Dass lange nach der Dampfmaschine die Digitalisierung gefolgt ist, mag ja logisch erscheinen. Aber dass das immer so gesund und sinnvoll ist, ist eine andere Frage. Und die ist unpopulär. Gut so. Übrigens, im Wald singen noch immer Vögel – vollkommen undigital.

Mein Vorschlag für das Unwort des Jahres: Digitalisierung.

Frische Ideen oder stirbt das Lokalblog?

Dienstag, Mai 2nd, 2017

Gekommen, um zu bleiben. Foto: Daniel Grosse

Von Daniel Grosse

Zurück aus Berlin, wo ich in den vergangenen Tagen rund 30 Blogger, Journalisten, Wissenschaftler und andere interessante Menschen getroffen, gehört und gesprochen habe, werden ab sofort frische Ideen in dieses Lokalblog MARBACH DIREKT einfließen. Um was es in Berlin ging, und was das mit den Marbacher Lesern zu tun hat? „Gekommen, um zu bleiben – Neue Ideen für lokale Onlinemedien“ hieß die Redaktionskonferenz/das Seminar, veranstaltet von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb).

MARBACH DIREKT einfach offline stellen, die Kanäle kappen, tschüss zu sagen, das war kürzlich die Option. Die Marbach ist schließlich klein, wir sprechen hier also von hyperlokalem Journalismus für rund 4.000 Marbacher. Kann so etwas funktionieren? Oder leiden wir in unserem Mikrokosmos schlicht an Themenarmut? Keineswegs. Nicht zuletzt nach der Berlin-Konferenz bin ich mir daher sicher: Ja, das funktioniert, das mit MARBACH DIREKT, und ist wichtig als Gegenöffentlichkeit für angestammte Medien wie etwa die Oberhessische Presse oder andere.

MARBACH DIREKT macht also auch weiterhin in der Regel keinen Terminjournalismus. Wenn doch, dann sind Termine Startschuss oder Beschleuniger für langfristige Berichterstattung. MARBACH DIREKT liefert einen anderen Blick auf Themen, die in unserem Stadtteil wichtig sind für seine Bewohner – und damit die Leser.

„Wie geht gute Berichterstattung im Lokalen und Hyperlokalen? Welche multimedialen Möglichkeiten können gerade kleine Onlineseiten nutzen, die ohne eingefahrene verlegerische Strukturen arbeiten, um etwa Themen des Wahlkampfs aufmerksamkeitsstark zu erzählen? Ein paar engagierte Journalistinnen und Journalisten hatten sich mit eigens gegründeten Onlinemedien vor einigen Jahren daran gemacht, wieder stärker auf Themen vor Ort einzugehen und auch die schwierigen nicht auszusparen. Um zu überzeugen, braucht auch ein noch so kleines Medium ein scharfes Profil, das auf die Leserschaft, die Umgebung und die Konkurrenzsituation zugeschnitten ist.“ So hatten die Kollegen der drehscheibe/bpb zu Beginn der Berliner Redaktionskonferenz geschrieben.

Eine twitter-Rückschau ist hier zu sehen.

Also drei Ergebnisse: Nach Berlin ist vor Berlin. Und nur die systematische und nachhaltige Vernetzung der Hyperlokalen untereinander schafft letztlich den konsequenten Gegenentwurf zu etablierten Medien. Eine sich regelmäßig aktualisierende Seite im Internet sollte installiert werden, die einen Überblick über deutsche Online-Lokalmedien/Lokalblogs liefert.

MARBACH DIREKT in Berlin dabei

Mittwoch, April 26th, 2017

###Aktuell### Die Bundeszentrale für politische Bildung hat entschieden, dass dieses Lokalblog, MARBACH DIREKT, es wert ist, gemeinsam mit anderen lokalen Online-Medien Deutschlands an einer Redaktionskonferenz in der Hauptstadt teilzunehmen. Das ist eine gute Nachricht. Für die Marbacher Leser hoffe ich daher, dass ich in Kürze mit einem dicken Bündel neuer Ideen aus Berlin zurückkehre.

Der Name der Veranstaltung: „Gekommen, um zu bleiben.“

 

Einkaufsvorfreude im Konjunktiv

Montag, April 3rd, 2017

Kommt der Markt, oder kommt er nicht? Und was folgt eventuell noch nach, dort oben, am Oberen Rotenberg in Marbach? Entfaltet solch ein Markt einen Sogeffekt?   Foto: Daniel Grosse

Von Daniel Grosse

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Aktualisierung/Zusatzinfo, 9. April: Ob tegut nun baut – oder vielleicht auch nicht-, Blumen Philipps werde in jedem Falle weiterhin bestehen bleiben, so die Planung.
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Mit 1.500 Quadratmetern Ladenfläche weit mehr als doppelt so groß wie der Markt in der Ketzerbach, Ladenöffnungszeiten von 7 bis 21 Uhr, eine Raumhöhe von 6,50 Metern, eine Frischetheke, sogar Fisch soll es dort geben, eine Bankfiliale, eine Ruhezone, die Zufahrt auf den Parkplatz an gleicher Stelle wie bislang, so wie ihn die Gärtnerei-Kunden kennen, allerdings mit 90 Stellplätzen, vielleicht mit einer zusätzlichen Bushaltestelle in direkter Nähe, eine eventuelle zusätzliche Abbiegespur – 2019 könnten die ersten Bagger bei dem tegut-Projekt in Marburg-Marbach rollen. Sieben bis acht Monate Bauzeit könnten es dann schon werden.

Was die Zuhörer jüngst bei der Ortsbeiratsitzung im kleinen Saal des Marbacher Bürgerhauses erfuhren, waren Informationen, die alle Beteiligten auch ansonsten weitestgehend im Konjunktiv formulierten. Könnte, würde, sollte. „Wir sind noch in einem sehr frühen Stadium“, so Bürgermeister Dr. Franz Kahle. Und trotzdem, die tegut-Pläne haben vergangene Woche ein Gesicht bekommen.

Da irritiert es zwar etwas, dass tegut etwa mit seiner Stamm-Bäckerei bereits gut versorgt sein müsste, trotzdem aber auf die Frage, ob es eventuell eine Kooperation mit den Bäckereien rund um die Tankstelle in Marbachs Mitte geben könnte, der tegut-Mann verkündete: „Genau das ist der Plan.“ Und könnte es denn auch eine Poststelle im Markt geben? „Da rennen Sie bei uns offene Türen ein.“ Irgendwie alles etwas zu positiv. Spätestens an dieser Stelle wandelte sich die Präsentation im Bürgerhaus in eine Werbeverkaufsveranstaltung. Schon zuvor hatte der tegut-Vertreter die Besucher auf einen gedanklichen Rundgang durch den eventuell dann existierenden tegut-Markt mitgenommen. Am Ende des Rundganges angekommen, folgte der Bereich, „der uns natürlich am liebsten ist: die Kassenzone. Denn es muss natürlich auch Geld verdient werden.“

Weitere Knackpunkte kamen zur Sprache. Natürlich werde es mehr Verkehr geben, aber der werde sich im Rahmen halten. 3,3 Anlieferungen hat tegut als tägliches Mittel für den Markt am Oberen Rotenberg errechnet, für einen eventuellen Markt. Über die Wege der künftigen Kunden lässt sich natürlich nur spekulieren. Höhenweg, Köhlersgrund, Landstraße aus Richtung Wehrshausen und der Rotenberg sind die möglichen Zufahrtstraßen. Von Wehrshausen kommend, am Sellhof vorbei, könnte ein kombinierter Rad-Fußweg gebaut werden. Könnte. Ein kleinklimatisches Gutachten müsste bei einem Supermarktbau vorliegen.  Eine Alternative zum simplen Ableiten von Abwasser in die Kanalisation wäre ein Rückstau und eine Versickerung auf dem Grundstück. Das erwartete Einzugsgebiet des Marktes umfasst 8.000 Menschen. Altglascontainer nahe des Marktes sieht tegut eher kritisch, zu groß sei die Gefahr, dass dann Schmutzecken entstehen. Eine Alternative könnte ein Unterflurcontainer für Altglas darstellen. Die Idee kam von Kahle.

Spätestens Mitte 2018 könnte es zu Konkretisierungen der Planungen kommen. Und eine Baugenehmigung werde eh erst erteilt, wenn Planreife da ist, wie es Kahle formulierte. Spontan ließ der Bürgermeister bei der Sitzung im Bürgerhaus abstimmen. 18 Besucher votierten pro tegut, drei contra tegut und neun enthielten sich. „Ich, als Stadt“, war übrigens die schönste Aussage an diesem Abend. Sie kam? Natürlich, von Kahle.

Wen es beruhigt: Sollte tegut kommen, kommt wenigstens ein Supermarkt mit einem biologisch-grünen Öko-Anstrich und einem Gedanken der Nachhaltigkeit sowie einem Herz für den regionalen Anbau. Dass tegut inzwischen mit Amazon kooperiert, um den erfolgreichen Online-Vertriebskanal mit seinem effizienten Logistiknetzwerk zu nutzen, sei nur am Rande erwähnt. Wie war das? 3,3 Anlieferungen täglich? Hinzu kommen in Kürze in der Marbach dann noch die Lieferwagen der Paketdienste mit dem tegut-Trockensortiment von Nudeln bis Zahnpasta. Egal, ob tegut auf dem Philipps-Gelände nun baut – oder eben nicht.

Marbacher ehren ihren berühmten Forscher

Montag, April 3rd, 2017

Der Bürgerverein überreicht einen Blumenstrauß an der Gedenktafel von Emil von Behring im Bürgerhaus Marbach (von links: Heinz Muth, Irmgard Sedlacek, Andreas Lauer, Manfred Keller vom Vorstand des Bürgervereins und Daniel Grosse vom Redaktionsteam der „Marbacher Nachrichten“).
Foto: Bernd Duve-Papendorf

Am 100. Todestag von Emil von Behring hat der Bürgerverein Marbach im Bürgerhaus des Marburger Stadtteils an der Gedenktafel zu Ehren Behrings an das Wirken des Nobelpreisträgers erinnert.

Am vergangenen Freitag haben die wissenschaftliche Welt, die Behring-Nachfolgefirmen, die Universität und die Stadt des 100. Todestags des Nobelpreisträgers Emil von Behring gedacht, der mit nur 63 Jahren verstorben war.

Durch sein Wirken als Militärarzt und Assistent Robert Kochs an der Berliner Charité hat er die Bekämpfung von Infektionskrankheiten revolutioniert. In Marburg setzte er seine Forschungen fort und kaufte Gelände, wo er Pferde zur  Serumgewinnung hielt. Mit dem Geld des Nobelpreises (208000 Goldfranken) erwarb er in der Marbach den Schneiderschen Gutshof (Brunnenstraße) mit umfangreichen Ländereien. Das 1904 gegründete Behringwerk wurde 1914 zur GmbH erweitert und 1920 zur Aktiengesellschaft.

Sein Wirken stand in engem Zusammenwirken mit Stadt, Universität und Gutsverwaltung. Seit der Eingemeindung Marbachs 1974 zählen die Behringwerke neben der Universität zum größten Arbeitgeber der Stadt.

In den Nachrufen zu seinem Tod wurde Behring im In- und Ausland als der größte Wohltäter der Menschheit gewürdigt. Max von Gruber schreibt in seiner Gedenkrede: „Nur ein Mann von seltener Tüchtigkeit und Ausdauer konnte diese Leistung vollbringen“. Auch noch heute braucht die Menschheit Ärzte wie Emil von Behring. Ohne ihn wäre die Entwicklung und hohe Lebensqualität von Stadt und Universität nicht möglich gewesen, so Manfred Keller vom Bürgerverein Marbach.

Einkaufen in Marbach – tegut präsentiert sein Konzept

Donnerstag, März 30th, 2017

Viele Bilder, viele Skizzen – so könnte es am Oberen Rotenberg in etwa zwei Jahren aussehen, wenn tegut seine Pläne auf dem Gärtnerei-Gelände umsetzen kann und darf.    Fotos: Daniel Grosse

Von Daniel Grosse

Biegt man am Höhenweg an der Ampel nach rechts, fährt man noch hundert Meter an Häusern vorbei, dann wird es immer grüner. Rechts das Gärtnerei-Gelände von Blumen-Philipps, anschließend Felder, Wiesen und Feldwege. Wer diese kurze Fahrt in zwei Jahren unternimmt, könnte, sollte alles laut tegut-Plan funktionieren, dann nach rechts blicken und an einem großen Parkplatz mit 90 Stellplätzen und einem Flachdach-Supermarkt mit 1.500 Quadratmetern Verkaufsfläche vorbeifahren. Gestern stellten Vertreter von tegut und der Projektverantwortliche die derzeitigen Pläne im Bürgerhaus Marbach vor. Auch der fürs Bauliche zuständige oberste Vertreter der Stadt war vor Ort: Bürgermeister Dr. Franz Kahle. Eingeladen hatten die Ortsbeiräte Marbach und Wehrshausen. Der Einladung gefolgt waren auch 30 bis 40 Besucher – darunter viele aus der Marbach und Wehrshausen.

Stimmen der Zustimmung waren zu hören, viele Besucher stellten aber auch kritische Fragen, die sich etwa um den zu erwartenden Verkehr durch Lieferfahrzeuge und Marktkunden, die Flächenversiegelung, die Anbindung des Marktes an das Busliniennetz, die Erreichbarkeit auf einem neuen Fuß- und Radweg und andere Themen drehten. Auch ob und inwiefern mit einer Bebauung auf den Wiesen hinter der Gärtnerei zu rechnen sei, wurde thematisiert. Kahle äußerte sich zurückhaltend. Auch habe der eventuelle Bau des Marktes keinen Einfluss auf eventuelle weitere Erschließungen. Kahle: „Bei einem Wohngebiet dahinter, das hydrologisch in den Griff zu bekommen, da hat es schon große Fragezeichen gegeben.“

Näheres zur Ortsbeiratsitzung in Kürze!

 

Vernissage kommt an und verzaubert

Mittwoch, März 29th, 2017

Daniel Grosse liest im grün-bunten Ambiente, während die Musiker Pause haben.   Foto: privat

Von Daniel Grosse

Wow, was für ein Nachmittag! Am Samstag besuchten etwa 50 Besucher die Vernissage am Oberen Rotenberg. Bei Blumen Philipps im Glashaus hingen und standen weit über 20 Acrylgemälde von Barbara Grosse, Heidi Wollmer und Frank Hinrichs. Leila Grosse sang, Yvonne Zörner spielte – auf ihrer Gitarre. Das Gesamtpaket komplettierte dann eine ganz junge Sängerin, die mit 99 Luftballons ihr Konzertdebüt gab. Auch die Lesung von Daniel Grosse aus seinem Marbach-Krimi „Plausch am Ententeich“ erreichte rund 30 Zuhörer.

Gut möglich, dass weitere Veranstaltungen rund um Blumen, Kunst, Musik und Literatur im Glashaus des Marbacher Traditionsbetriebes folgen.

Programm für Vernissage steht

Dienstag, März 21st, 2017

„Im Glashaus“ – Vernissage in der Marbach.   Foto: Daniel Grosse

Nun steht das Programm für die Vernissage bei Blumen Philipps am Samstag, 25. März, am Oberen Rotenberg 70 in Marburg-Marbach. Blumen und Mehr (Philipps), Acrylmalerei (Künstler: Barbara Grosse, Heidi Wollmer, Frank Hinrichs), Gesang (Leila Grosse), Gitarre (Yvonne Zörner), Literatur-Lesung (Daniel Grosse, Marbach-Krimi).

  • 14 Uhr Begrüßung durch die Künstler
  • anschließend ein Gitarrenstück
  • dann stellen sich die Künstler vor
  • bis 14.30 Uhr Gitarrenbegleitung im Hintergrund
  • 15 Uhr zwei Gitarrenstücke
  • direkt anschließend Krimi-Lesung
  • später zum Abschluss „99 Luftballons“

Warum Herr Holzmann keine E-Mails liest

Montag, März 13th, 2017

In diesem Blog soll es um Lokales, um Marbacher Themen, gehen. Manchmal müssen hier aber auch Beiträge erscheinen, die so gar nichts mit der Marbach zu tun haben, aber sich fast jeder Marbacher Leser angesprochen fühlen müsste. Und wir haben mit den Behringwerken und seinen international aktiven Unternehmen gleichzeitig immerhin tausende Mitarbeiter vor Ort. Die machen eben eines ständig: E-Mails lesen – oder eben nicht.

Deshalb ist es schon spannend, was Ernst Holzmann auf seinem Blog und in der Gruppe „Arbeit. Zeit. Leben.“ im Business-Netzwerk Xing damit meint, wenn er schreibt: „Übrigens: Ich lese keine emails!“

Für das Erscheinen des Beitrags auf Marbach direkt hat Holzmann sein Okay gegeben. Der Beitrag:

Ernst Holzmann: „Übrigens: Ich lese keine emails!“ Kaum hatte ich diesen Satz ausgesprochen, wurde es mucksmäuschenstill im Raum. In den Augen der Anwesenden sah ich ungläubiges Staunen, in manchen sogar fassungsloses Entsetzen. Am Ende meiner kurzen Vorstellung am ersten Arbeitstag bei meinem neuen Arbeitgeber.

Schon als ich am frühen Morgen weit vor den anderen eintraf, spürte ich, was los war. Schmale Flure, mit grauen, undurchsichtigen Türen als Zugang zu kleinen Büroräumen. Meine neue „Heimat“, mein Büro am Beginn des Flurs, mit einer starken Metalltür ausgestattet, offiziell nur durch ein entsprechendes Vorzimmer zu erreichen. Und dieses natürlich auch „bewacht“ durch eine entsprechende Dame, meine zukünftige Assistentin.

Bei den Vorstellungsgesprächen vor ein paar Wochen gab man mir zu verstehen, was meine Aufgabe beinhaltete. Den Geschäftsrückgang stoppen, neue Geschäftsfelder erschliessen und die Kundenzufriedenheit verbessern. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen, Distributoren und Händlern schien im Argen zu liegen. Natürlich sollte auch die Produktivität meines neuen Bereiches deutlich gesteigert werden, die präsentierten Ergebnisse zur Mitarbeiterzufriedenheit liessen entsprechendes Potential erkennen. So wurde meine Aufgabe auch in einem internen Rundschreiben angekündigt und entsprechend war auch das erste Meeting mit meinem neuen, bunt gemischten Team. Junge Mitarbeiter/innen, gerade frisch nach dem Universitätsabschluss eingestellt, aber in der Mehrzahl „alte Hasen“, darunter auch drei Führungskräfte.

Die alle schon mit dem Schlimmsten gerechnet hatten, auch mit der direkten Aushändigung ihrer Kündigung. Aber dass jemand keine emails liest, das konnten sie sich wohl überhaupt nicht vorstellen. Ich wiederholte deswegen noch einmal meinen letzten Satz: Ja, ich lese keine emails, aber ich bin immer für sie zu erreichen. Tag und Nacht, sieben Tage die Woche. Wann immer sie mich brauchen, sprechen sie mich an. Kommen sie in mein Büro, die Türe steht ab sofort immer für sie offen. Apropos Türe: Die bisherige wird gegen eine Glastür ausgetauscht, der Investitionsantrag ist schon unterwegs. Genauso, wie der für den Austausch der anderen Bürotüren hier auf dem Flur. Wenn ich nicht im Büro bin und sie mich brauchen sollten, rufen sie mich einfach an, meine Handy-Nr. steht ja auf meiner Visitenkarte, die ich ihnen vorher gegeben habe.

Um zu unterstreichen, dass ich keine emails lesen konnte, holte ich meinen „Knochen“ aus der Tasche und hielt ihn stolz in die Höhe. Mein Nokia 6310, immer noch in Original-Ausführung, zwar mit ähnlichen Dellen wie sein Besitzer, aber immer noch genauso zuverlässig, unverwüstlich und Alltagstauglich, wie dieser. Jetzt war die Verblüffung komplett, jetzt hatte es auch der/die Allerletzte verstanden: Der Typ kann tatsächlich keine emails lesen, wie denn auch?

Gibt es noch Fragen, die wir besprechen und klären sollten? Nachdem es (wie erwartet) darauf keine Antwort gab, stellte ich den Fahrplan für die nächsten Tage vor. Ich möchte so schnell wie möglich unseren Markt und unsere wichtigsten Kunden kennenlernen. Damit wir keine Zeit verlieren, fangen wir gleich morgen damit an. Dazu bitte ich die Aussendienst-Mitarbeiter um Abstimmung, bei wem ich schon morgen mit zu Kundengesprächen fahren kann und wie wir das dann in Zukunft regeln. Wenn sie so weit sind, bitte einfach bei mir vorbeikommen, damit wir die entsprechenden Details regeln können.

Die nächsten Tage möchte ich dann auch mit jedem von ihnen in Ruhe besprechen, wie wir gemeinsam Erfolg haben können. Was aus ihrer Sicht besser gemacht werden kann, wo Potential brach liegt, welche Ideen von ihnen bisher nicht aufgegriffen wurden und was wir als Erstes anpacken sollten, um die größtmögliche Wirkung für unseren Umsatz und das Geschäftsergebnis zu erzielen. Ihre entsprechenden Ideen und Vorschläge diskutieren wir dann im Team und legen die davon abzuleitenden Massnahmen und Verantwortungen entsprechend fest. Jeden Freitag ab 13:00 Uhr bei einem gemeinsamen Mittagessen, welches wir auch zur Durchsprache der abgelaufenen und zur Vorbereitung der nächsten Woche nutzen werden. Bitte richten Sie ihren Terminkalender entsprechend ein, dies ist ein Pflichttermin und hat oberste Priorität.

Damit schloss ich das Meeting und ging in mein Büro, gespannt, was passieren würde, meine Assistentin begleitete mich. Kaum hatte ich auf meinem Stuhl Platz genommen, stand sie schon in der Tür und fragte, ob ich zwei Minuten Zeit für sie hätte. Natürlich, Frau Meier (nennen wir sie einfach für einen Moment so), was kann ich für sie tun? Wegen dem Meeting an jedem Freitag antwortete sie, wie soll das ablaufen? Bisher haben wir uns nur alle 3 Monate getroffen und das Protokoll zum letzten Treffen ist noch gar nicht abgestimmt und verteilt. Und wenn ich jetzt jede Woche das Meeting vorbereiten und das Protokoll führen soll, das ist schon eine zusätzliche Belastung. Da machen Sie sich mal keine Sorgen, Frau Meier, das kriegen wir schon hin, beruhigte ich sie. Wir fangen einfach bei „Null“ an, vergessen die letzten Protokolle, schreiben auch keines mehr und vertrauen einfach auf die Einhaltung der besprochenen Vereinbarungen. Schliesslich sind wir alle erwachsen, ein kleines Team, bei dem sich jeder auf den anderen verlassen kann und auch muss. Wir brauchen dann auch keine Zeit mit unnützen Abstimmprozeduren verschwenden, sondern können uns mehr um unsere Kunden kümmern.

Mit einem großen Fragezeichen auf der Stirn verliess mich meine Assistentin und ich begann mich in meinem Büro einzurichten. Eine gute Stunde später stand dann Herr Schulze* in der Tür, die ich vorsorglich aufgelassen hatte, den Umweg über das Vorzimmerbüro hatte er sich gleich gespart. Ich bin für das Reklamationsmanagement verantwortlich, so begann er seine Vorstellung. Und ich bräuchte ihre Entscheidung bezüglich der Gutschrift an die Firma Kleindienst*, es geht um knapp 50 Euro wegen einer verspäteten Lieferung. Wenn sie ein paar Minuten Zeit haben, dann kommen Sie doch herein und trinken eine Tasse Kaffee mit mir. So meine Antwort, mit der ich Herrn Schulze sichtlich in Verlegenheit brachte, der aber dann doch in mein Büro kam und sich mit durchgedrücktem Rücken auf die äusserste Ecke des Besucherstuhls setzte.

Wie soll ich den Vorgang eigentlich seriös bewerten, ich kenne den Inhalt und das Profil des Kunden doch nicht? Wie würden Sie denn entscheiden, wenn Sie auf meinem Stuhl sitzen würden? Fragend blickte ich Herrn Schulze an und war gespannt auf seine Antwort. Mit hochrotem Kopf begann er zu erklären: Ich würde ja die Gutschrift erteilen, weil sie von der Sache her vollkommen in Ordnung ist, von dem betreffenden Kunden leider halt nur drei Tage zu spät gestellt wurde. Nach den bei uns geltenden Vorschriften müsste ich diese jetzt ablehnen, beziehungsweise habe gar keine Entscheidungsvollmacht darüber. Die Fakten dazu und meine Stellungnahme zu diesem Fall habe ich vorbereitet und extra ausgedruckt, da sie ja keine emails lesen. Sie können mir ja dann ihre Entscheidung mitteilen. Mit dieser Abschlussbemerkung legte Herr Schulze den Vorgang auf den Tisch und wollte schon gehen.

Wissen Sie was, Herr Schulze, bleiben sie doch noch ein bisschen und erzählen sie mir etwas mehr über unsere Geschäft. Sie sind doch schon viele Jahre bei unserem Unternehmen, ein ausgewiesener Fachmann, haben jede Menge Erfahrung und kennen doch bestimmt unsere Kunden ganz genau. Mit dieser Bitte, die Tasse Kaffee war jetzt auch frisch eingeschenkt, brachte ich Herrn Schulze zum weiteren Bleiben. Warum sollte ich eine Entscheidung zu Sachverhalten treffen, von denen ich keine Ahnung habe? Und wie ist das denn so mit unseren Kunden und den Reklamationen, wie haben sich diese denn in den letzten Jahren entwickelt?

Da begann Herr Schulze zu erzählen und auf meine Fragen entsprechend zu antworten. Dass aus seiner Sicht viele unserer Produkte veraltet und nicht wettbewerbsfähig seien. Das Vertriebsgebiet für die einzelnen Verkäufer zu groß wäre und die Vorgaben aus seiner Sicht unrealistisch und nicht zu erreichen. Auch, dass nach seiner Beobachtung viel zu viele (gerade auch sehr große) Kunden verloren wurden, weil man bei Reklamationen zu wenig Kulanz gezeigt hatte, zu sehr die damit verbundenen Kosten scheute und sich nach dem Vertragsabschluss einfach nicht richtig um die Kunden kümmerte. Und dass jeder im Team sein „eigenes Ding“ durchzieht, ohne großartige gegenseitige Unterstützung. Hauptsache, man macht keine eigenen Fehler und man fällt nicht negativ auf.

Hmmm, da haben wir ja jede Menge zu tun, ich danke ihnen sehr für ihre Offenheit! So leitete ich meine Antwort an Herrn Schulze ein, der jetzt schon viel entspannter und bequemer auf seinem Stuhl sass. Und wissen Sie was, mit dem „Tun“ fangen wir gleich an. Ihr Entscheidungsspielraum für Gutschriften wird auf 100 Euro erhöht, ich vertraue Ihnen, Sie werden das schon richtig machen. Und damit wir unsere Beziehungen zu unseren wichtigsten Kunden verbessern, schlage ich vor, dass Sie einmal die Woche mit einem Kollegen des Aussendienstes unterwegs sind. Das können wir dann gleich bei unserem nächsten Team-Meeting am Freitag mit den Kollegen abstimmen, was halten Sie davon? Na ja, versuchen können wir es ja mal, den ein oder anderen Ansprechpartner beim Kunden würde ich wirklich gerne auch mal persönlich kennenlernen und nicht nur am Telefon oder über die elektronische Korrespondenz. Sagte Herr Schulze, nahm seine Unterlagen und verabschiedete sich. Nicht mehr verkrampft wie am Beginn unseres Gesprächs, sondern gelöst und sogar mit einem kleinen, zufriedenen Lächeln im Gesicht.

Ich machte mir noch einige Notizen für den Freitag, es gab wirklich viel zu besprechen und zu regeln. Dann schaltete ich den Computer ein, um endlich die email meines neuen Chefs zu beantworten. Schliesslich hatte er schon drei Mal bei meiner Assistentin angerufen, ob ich denn seine Nachricht nicht erhalten hätte…

Quelle: Ernst Holzmann auf seinem Blog und im Business-Netzwerk Xing

Windkraft in der Marbach – Die Fakten sprechen lassen

Montag, März 6th, 2017

Zwei Windräder bei Wehrda gehören längst zum Landschaftsbild. Ob sich auch zwischen Marbach und Michelbach dieses bald verändert, ist derzeit fraglich – aber nicht unwahrscheinlich.  Foto: Daniel Grosse

Von Daniel Grosse

Was Hunde und Windkrafträder oder -anlagen gemeinsam haben? Sie polarisieren. Das war es dann aber schon mit den Gemeinsamkeiten. Ästhetik, Nutzen, Kosten, Ertrag, Tier- und Naturschutz sowie Standort sind Stichworte, die schon seit Jahrzehnten mit der Windenergie eng verzahnt sind. Derzeit überschwemmen über E-Mails, Blogs, Presseberichte und das Internet, im Allgemeinen, ständig Meldungen über den Windpark Görzhäuser Hof die Marbacher Leserschaft. Da ist die Rede von Petitionen, Plakataktionen und scheinbar vom Untergang des Abendlandes. Hinzu kommen die Kanäle der Gerüchteküche. Nun gilt es, sich nicht blind von Aktionismus vereinnahmen zu lassen, sondern den Fakten zu folgen.

Auf der Homepage eines regionalen Windenergieunternehmens ist zum Stichwort Windpark Görzhäuser Hof zu lesen, dass es beim Standort konkret um das so genannte Vorranggebiet 3128 nahe des Behring-Standorts Görzhäuser Hof gehe. Vier technische Anlagen, sprich Windkrafträder vom Typ Siemens SWT 3.15 mit einer Nennleistung von 3,15 MW und einer Nabenhöhe von 165 Metern sowie einem Rotordurchmesser von 142 Metern seien der Stand der Planung. Und laut der Michelbach-Homepage habe der potenzielle Investor erklärt, dass er nach Prüfung aller Bedenken vier Windräder mit einer Nabenhöhe von 165 Metern bauen möchte – mit einer Gesamthöhe mit Rotor von immerhin 236 Metern. Zum Vergleich: der Eiffelturm in Paris hat eine Gesamthöhe von 324 Metern. Das Windenergieunternehmen weiter: Seit 2013 habe es Gespräche mit dem Grundstückseigentümer und der Stadt Marburg gegeben. Zu einer Einigung mit dem Eigentümer sei es dann Ende 2016 gekommen. Bis Ostern solle ein Antrag auf eine so genannte BundesimmissionsSchutzgesetz-Genehmigung erfolgen.

Und eine weitere Informationsveranstaltung zu dem Projekt hat es in Michelbach mit dutzenden von Besuchern am 7. Februar gegeben. Marburgs Bürgermeister Dr. Franz Kahle und Stadtplaner Bernd Nützel waren demnach vor Ort. Wie das Windenergieunternehmen weiter mitteilt, sollen umfassende Informationen und Beteiligungen für die Bürger aller anliegenden Ortsteile im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung folgen. Sobald die Immissionsgutachten für den neuen Anlagentyp aktualisiert seien, werden diese öffentlich gemeint, lautet das Versprechen.

Die Oberhessische Presse will, das war Mitte Februar, herausgefunden haben, dass angeblich auf dem Bergkamm zwischen den Werksgebieten Marbach und Görzhausen ebenfalls einige Anlagen gebaut werden sollen. Mehrere private Grundstückseigentümer hätten schon Bereitschaft signalisiert, Verträge unterschrieben, um ihre Flächen einem sächsischen Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Aus Meißen.

Und siehe da, gegenüber dem Blog „Marbach direkt“ hatte bereits Anfang Februar 2016 die Sprecherin eines Unternehmens aus Meißen bestätigt, dass dieses prüfe, ob es dort – in besagtem Waldgebiet – möglich sei, Windenergieanlagen zu planen. „In diesem Zusammenhang führten wir erste Gespräche mit den Flächeneigentümern und haben Kontakt zur Gemeinde aufgebaut. Mit den Grundbesitzern möchten wir Nutzungsvereinbarungen schließen”, hieß es damals. „Wir sind dabei auf eine positive Stimmung gegenüber Windenergieerzeugung bei Michelbach gestoßen.” Basierend auf diesen Gesprächen gehe es nun in die Planung. Zu genauen Standorten, Anlagenzahlen oder -typen mochten sich die Windkraftanlagen-Bauer damals gegenüber „Marbach direkt“ jedoch noch nicht äußern. Und auch aktuell zitiert die Oberhessische Presse eine Unternehmenssprecherin mit den zurückhaltenden Worten: Das Projekt befinde sich noch in der Entwicklungsphase. Standortbedingungen und Naturschutzbelange werden überprüft.

Zurück zu den Hunden und den Windrädern. Beide Themen polarisieren immer. Viele Argumente sprechen dafür und dagegen. Aber da hatten die Menschen in Michelbach denen in der Marbach wohl trotzdem bislang etwas voraus: Wissen – das immerhin meinungsbildend ist. Zumindest, wenn es um mögliche Standorte und mögliche Planungen geht. Und dann kam doch noch Ende Februar das Thema auf den Tisch, sogar in der Marbach, während der jüngsten Ortsbeiratssitzung. Wie zu hören ist, allerdings nur ganz am Rande. Viel Substanzielles soll dort nicht zu erfahren gewesen sein.

Mehrere gigantische Windräder könnten sich in Zukunft inmitten eines Fadenkreuzes zwischen Michelbach, Marbach, Dagobertshausen und Wehrda drehen. Wann konkret, und ob, das hängt von weiteren Verhandlungen und Verfahren, von finanziellen und rechtlichen Fragen und eventuellen Bürgerbeteiligungen ab. Energie brauchen wir. Und zusätzlich auch Fledermaus- oder den Vogelschutz? Denn der wird massiv ins Feld geführt. Immerhin gebe es keinen einzigen Standort in Deutschland oder in anderen Ländern, an dem Windräder keinen immensen Schaden an Brut- und Zugvögeln sowie anderen Organismen anrichteten, ist in einer Einschätzung zum Thema zu lesen. Und der Schreiber geht noch weiter: „Als einzigen ungefährlichen Standort sehe ich den Mond an!“

Viele Interessen, viel Emotion, viele Sachfragen – die Windkraft wird für die Marbacher ein Thema bleiben, mit dem sich die Menschen hier auseinandersetzen werden müssen. Egal, ob sie dafür oder dagegen sind, dass sich Rotoren in ihrer Heimat drehen.