Wirklich wahr?
Von Daniel Grosse
Rechtsanwaltskanzleien und die Bundesrechtsanwaltskammer haben ein Problem: irgendetwas stimmt nicht mit diesem Postfach. Es nennt sich beA und ist sogar ein besonderes elektronisches Anwaltspostfach. Aber beA machte nicht das, was es sollte. Also nahm die Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK) diese Technologie kurz vor Weihnachten 2017 wieder vom Netz. Das geschah aus Sicherheitsgründen, wie wiederholt das Fachblatt BRAK-Mitteilungen mitteilte. Nun suchen alle Beteiligten nach einer Lösung.
„Warum brauchen die so lange?“, fragten kürzlich mehrere Top-Juristen ihren Wirt, als der sich gerade umdrehte, um gespülte Gläser ins Regal zu stellen. Jus Dillon-Wurst setzte als Senior Partner der Großkanzlei „Cornwall and more“ noch einen drauf: „Alle Fahrradreifen sind platt. Unsere Kuriere kollabieren und die Mandanten stöhnen. Sogar Amazon geht in die Knie.“ Natürlich hatte der Wirt auch keine Ahnung, wie die Anwaltschaft nach diesem grauenvollen Kollaps des beA künftig ihre Briefe, Mitteilungen und andere Postsachen verschicken soll.
„Brieftauben“, murmelte der nur und umwickelte einen Schlauch mit Isolierband, damit nicht noch mehr Bier aus seiner Zapfanlage auslief. Als Vordenker und kluger Kopf sagte Dillon-Wurst sogleich: „Das ist die Lösung!“ Der Wirt legte den Kopf schief. „Natürlich, ich nehme immer Isolierband, wenn es sutscht.“ Aber da war der Cornwall-Jurist schon längst wieder im Gespräch mit seinen Kollegen. Weil jedoch der Wirt ein Neugieriger war, schrieb er mit, was er da so hörte. Gegen 23 Uhr rief er seinen Freund bei der Lokalzeitung an, der soeben noch nach einer Meldung für die Spätnachricht suchte. Nun hatte der Zeitungsmann seine Meldung.
Am nächsten Morgen saß Jus-Dillon Wurst in seinem gläsernen Büro bei Croissant und Latte Macchiato, überflog die Meldungen im Internet – und verschluckte sich. Seiner Yucca-Palme las er mit heiserer Stimme vor:
„Brieftauben könnten schon bald zu Tausenden Boten der Anwaltschaft werden. Wie die Landzeitung berichtet, habe es gestern ein Treffen prominenter Vertreter verschiedener Großkanzleien gegeben. Weil ein neuartiges elektronisches Postfach nicht funktioniere, seien die Vögel nun die letzte Rettung, um den massiv gestiegenen Postverkehr der Juristen untereinander und mit den Gerichten abzuwickeln. Weil jedoch Pakete und großformatige Sendungen die Tauben überforderten, sollte diese Tiere anderes Gefieder ausbilden. Bussarde und große Adlerarten könnten zum Einsatz kommen. Die zuständigen Rechtsanwaltskammern seien noch skeptisch, ist zu hören, die Bundesrechtsanwaltskammer verhandelt jedoch scheinbar bereits mit Wildparks und Vertretern von Gerichten.“