Überraschung im Briefkasten

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Das Schreiben.     Foto: Daniel Grosse

In diesen Tagen lag sie in den Briefkästen wohl Dutzender Marbacher Bürger: eine vierseitige Postwurfsendung eines Marbachers. Auch ich habe eine solche erhalten. Der Absender hat dieser ein ausführliches Schreiben an den Magistrat der Stadt Marburg beigefügt. Datum: 4. Mai. Auf vier DIN A 4-Seiten setzt sich der Autor der Postwurfsendung mit einem Vorentwurf eines Bebauungsplanes auseinander, mit der NR. 24/4 10. Änd. „Am Engelsberg“ und der Möglichkeit der Stellungnahme bis zum 13. Mai. Beigefügte Detailskizzen verdeutlichen die Planungen.

Unter anderem rügt der Verfasser in seiner Postwurfsendung massive Mängel des Bebauungsplanes, äußert sich zur Zulässigkeit von Festlegungen, kritisiert die Informationspolitik von Ortsbeirat bzw. Stadt bei derlei Planungen, geht auf Baurechtliches und auf Kosten, auf Bepflanzungen und fehlende Rettungswege etc. ein.

Inwiefern werden sich die Verantwortlichen der Stadt Marburg zu diesem Vorfall „Postwurfsendung“ äußern?, habe ich die Chefin der Pressestelle gefragt. Bürgermeister Franz Kahle hat geantwortet, ihm selbst liege die Stellungnahme des Postwurfsendungsverfassers noch nicht vor. „Daher können wir uns dazu auch momentan nicht äußern. Generell ist es aber auch so, dass wir alle Stellungnahmen sammeln, die Anregungen/Einwände prüfen und dann den städtischen Gremien zur Entscheidung vorlegen und den Einwendern das Ergebnis unserer Prüfung mitteilen“, so Franz Kahle. Es sei unüblich, bereits im laufenden Verfahren öffentlich zu einzelnen Einwänden seitens des Magistrats Stellung zu nehmen.

Ergänzend teilt der Bürgermeister mit, dass der Absender des besagten Schreibens in der Vergangenheit bereits häufiger Planungen in Marbach und Marburg ausführlich kommentiert habe. Er sei auch häufiger bei städtischen Gremiensitzungen zu Gast. Dass Verdichtungen und die Bebauung innerstädtischer Flächen anstelle solcher an den Randlagen inzwischen alltäglich geworden sind, ist scheinbar eine neue Entwicklung. Früher zumindest, so Kahle, sei das im Stadtgebiet und den Stadtteilen vielerorts noch undenkbar gewesen.

Nachtrag – Kommentierende Ergänzung von mir: Von welcher Seite man es auch betrachtet (Ämter, Behörden, Stadt, Nachbarn, Postwurfsendungsverfasser, am Bau Interessierte) – in einem Wirtschaftsunternehmen wäre diese Informationspolitik in Sachen Bauliches Großprojekt ein PR-Desaster und würde eine Krisenkommunikation nach sich ziehen. Frühzeitige Kommunikation und Transparenz hingegen fühlen sich meist besser an. Und es geht auch nicht um Sinn oder Unsinn einer Postwurfsendung. Es geht um Nachbarschaftliches, Rechtliches – und scheinbar letztlich auch um dringend zusätzlich benötigten Wohnraum versus Beeinträchtigungen, Kosten und eventuelle Folgeschäden. Ein Dilemma?

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