Als Verstorbener im All
Wie und warum ein Unternehmen Asche in die Stratosphäre transportiert
von Daniel Grosse
Felix Baumgartner ist gesprungen. Lebendig runtergekommen. Und die Asche Verstorbener schwebt in Richtung Weltall. Welch Gegensatz. Und was hat es mit der Asche auf sich? Ein Start-Up aus der Schweiz bringt sie dorthin. 30 Kilometer nach oben. Sechs Bestattungen gab es bislang. Wie kamen Sie auf die Idee mit der Himmelsbestattung? Die Antwort von einem der Macher hinter dem Projekt: „In den letzten Jahren hat sich ein regelrechter Wetterballon-Hype entwickelt. Da wurden schon die unterschiedlichsten Dinge in die Stratosphäre transportiert. Man findet im Internet zahlreiche Videos mit Legofiguren, Robotern, Modellraumschiffen, Bierdosen und Papierfliegern. Aber Asche wurde bislang noch nicht in diese Höhe transportiert.“
Hinter dem Projekt Himmelsbestattung stehen Sacha Belfiglio (40) und Simon Gravschitz (39). Ihr Unternehmen: swiss space hub agency SSHAG himmelsbestattung in Reinach in der Schweiz. Das interessierte mich und ich fragte nach.
Herr Belfiglio, im Handelsregister steht zu Ihnen: „Betrieb eines Transportunternehmens, Import und Export von Waren aller Art, Kauf und Verkauf von Immobilien sowie Erbringung von sämtlichen in diesem Zusammenhang stehenden Dienstleistungen.“ Wie passt das mit der Bestattung im All zusammen?
Sacha Belfiglio: Wir sind kein Bestattungsunternehmen, wir sind ein Transportunternehmen, welches die Asche in Empfang nimmt und diese bei Bedarf in die Schweiz überführt. Sind wir im Besitz der Asche, transportieren wir diese in die Stratosphäre. Deshalb ist der Handelsregister- Eintrag auch als Transportunternehmen und nicht als Bestattungsinstitut eingetragen.
Wie kamen Sie auf die Idee mit der Himmelsbestattung?
Sacha Belfiglio: In den letzten Jahren hat sich ein regelrechter Wetterballon-Hype entwickelt. Da wurden schon die unterschiedlichsten Dinge in die Stratosphäre transportiert. Man findet im Internet zahlreiche Videos mit Legofiguren, Robotern, Modellraumschiffen, Bierdosen und Papierfliegern. Aber Asche wurde bislang noch nicht in
diese Höhe transportiert. So entstand die Idee zu Beginn des Jahres 2012.
Wie viele Bestattungen haben Sie bis heute auf diese ungewöhnliche Weise schon übernommen?
Sacha Belfiglio: Bisher haben wir sechs Bestattungen durchgeführt.
Dürfen Sie auch Deutsche im All „beerdigen“?
Sacha Belfiglio: Ja, selbstverständlich. Unsere deutsche Kundschaft übermittelt den Wunsch an den beauftragten Bestatter, welcher uns dann die Asche zustellt. Oder die Kunden können uns damit beauftragen, damit wir die Asche beim Bestatter anfordern können. Wir besorgen den Transport der Asche in die Schweiz und füllen diese in der Schweiz in die Asche-Kapsel um. Je nach Bestellung werden die Kunden über das Startdatum informiert, damit diese an der Zeremonie teilnehmen können.
Wie lange dauert es zeitlich ab dem Auftrag an Sie gerechnet bis zur tatsächlichen Bestattung im All? Denn sicher müssen erst Genehmigungen bei der Luftfahrtbehörde eingeholt werden, oder?
Sacha Belfiglio: Das Steigenlassen eines Wetterballons mit einem Ladegewicht von maximal zwei Kilogramm benötigt keine besondere Genehmigung. Wir informieren die Flugsicherheit bei jedem Start, benötigen aufgrund des Startplatzes aber keine spezielle Bewilligung. Wartefristen entfallen somit. Sobald wir im Besitz der Asche sind, kann die Bestattung innerhalb des folgenden Tages durchgeführt werden. Montag bis Samstag muss der Start vor acht Uhr erfolgen, an Sonntagen muss der Start bis spätestens um zehn Uhr durchgeführt sein.
Was kostet die günstigste Variante der Himmelsbestattung bei Ihnen?
Sacha Belfiglio: 1.200 Euro. Wir transportieren die Asche in der Asche-Kapsel in die Stratosphäre, beim Premium-Paket wird eine zweite Kapsel mit der Technik hinzugefügt, damit die Aufnahmen geborgen werden können.
Hintergrund:
Maximal drei Stunden benötigt der Spezialballon mit der Asche-Kapsel für den Aufstieg. Nach der Verstreuung der Asche schwebt die SSHAG-Kapsel an einem Fallschirm zurück zur Erde. In dieser Kapsel steckt die ganze Technik, wie Kameras und ein Ortungssystem. Experten der Swiss Space Hub Agency suchen und bergen diese. Das Besondere für die Hinterbliebenen: Filme vom Aufstieg und dem Verstreuen der Asche im All. Dazu gibt es eine DVD und ein Fotobuch.