Archive for November, 2016

Über die ahnungslosen Marbacher – und warum Information so wichtig ist

Dienstag, November 15th, 2016

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In der Dimension sicher übertrieben und nicht exakt platziert, steht dieser, ins obige Bild montierte Mast, aus der Blickrichtung Höhenweg, im Wald zwischen Marbach und Michelbach. Archivfoto: Daniel Grosse

Von Daniel Grosse

Bürgerinitiativen sind sicher wichtig, zuweilen extrem, aber notwendig in einer Demokratie. Hier bei Marbach direkt aus Mitteilungen einer so genannten BI zu zitieren und auf diese zu verlinken, mag journalistisch fragwürdig sein, aber gerechtfertigt, wenn es um den Anspruch der Leser auf Information geht. Windräder oberhalb der Marbach waren hier im Blog zudem wiederholt ein Thema – und auch daher dieser Blogbeitrag:

„…dass das Gebiet „Görzhäuser Hof“ (VRG 3128) als Vorranggebiet beibehalten wurde. Dieses grenzt unmittelbar an einen Bestandteil des FFH-Gebiets 5017-305, der räumlich abgetrennt zu den übrigen Arealen liegt. Aus den von der Oberen Planungsbehörde herausgegebenen „Steckbriefen VRG WE“ (pdf) geht zudem hervor, dass die Obere Naturschutzbehörde ortsbezogen von einem hohen Konfliktpotenzial für Fledermäuse ausgeht und vorgeschlagen hat, zumindest die westliche Teilfläche des VRG 3128 zu streichen.

Was allerdings kaum jemand weiß, ist, dass die konkreten Umsetzungsplanungen für einen Windpark „Görzhäuser Hof“ bereits weit fortgeschritten sind. (Fettung eingefügt. Anmerkung der Redaktion von Marbach direkt!) In einer Beschlussvorlage des Magistrats der Stadt Marburg vom 5. Oktober 2016, mit der die Bauleitplanung der Universitätsstadt auf die Windkraftnutzung vor Ort eingerichtet werden soll, heißt es: „Für das Windvorranggebiet ‚Görzhäuser Hof’, das von der Stadtverordnetenversammlung für den Teil-Regionalplan Energie mit Beschluss vom 29.06.2012 vorgeschlagen worden ist, beabsichtigt der private Windkraftentwickler…in Kürze eine Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG-Antrag) zu beantragen. Diese Windkraftplanung soll auf Flächen der… realisiert werden. Sie wird von den großen Standortfirmen am Standort Görzhäuser Hof unterstützt und auch vom Ortsbeirat Michelbach positiv gesehen (Sitzung des Ortsbeirates Michelbach vom 19.01.2016).“

…betreibt auch die Windparkprojekte in Niederasphe und Rauschenberg. Dort entstehen Ansammlungen von Windkraftanlagen zwischen 217–229 m (Niederasphe) und 207 m (Rauschenberg) Höhe. Auch der Windpark „Görzhäuser Hof’“, gelegen in den Gemarkungen Marbach, Michelbach und Wehrda, wird – sollte er genehmigt werden – von weithin sichtbar sein. In den „Steckbriefen“ heißt es dazu, dass in den Blickbeziehungen zur Marburger Altstadt künftig die oberen Teile möglicher Windkraftanlagen an diesem Standort zusammen mit der Altstadt zu sehen seien und die „Erlebbarkeit“ der Anlagen insbesondere aus südlicher sowie nördlicher Richtung aus dem Lahntal gegeben wäre. …“

Quelle: BI Wollenberg

Damals hatte ich in meinem Blogbeitrag über die eventuellen Windräder geschrieben: „Das Thema Windkraft polarisiert immer. Viele Argumente sprechen dafür und dagegen. Aber da  haben die Menschen in Michelbach denen in der Marbach wohl trotzdem etwas voraus: Wissen – das immerhin meinungsbildend ist. Zumindest, wenn es um mögliche Standorte und mögliche Planungen geht. Drei gigantische Windräder könnten sich in Zukunft inmitten eines Fadenkreuzes zwischen Michelbach, Marbach, Dagobertshausen und Wehrda drehen.“

Was, und nun  kommt wieder der Journalist, zu hinterfragen ist, weshalb derlei Themen nicht auch in einer Ortsbeiratsitzung der Marbach auf die Tagesordnung kommen. Derlei Planungen betreffen die Menschen, die hier leben. Ganz gleich, ob man nun für oder gegen Windräder ist. Aber über Dimensionen und Planungsstände zu informieren, ist eine Pflicht der öffentlichen Organe. Zum Beispiel des Marbacher Ortsbeirats.

11.11. ohne ein Helau für die Kleinen

Freitag, November 11th, 2016

Von Daniel Grosse

Vor neun Monaten hatte ich im Blog MARBACH DIREKT geschrieben: „…Was Köln, Mainz und Düsseldorf schaffen, müsste doch auch in der Marbach funktionieren. Gut, dieses Jahr haben Wind und Regen in den NRW-Faschingshochburgen gewütet, große Umzüge mussten ausfallen. Auch der Marburger Umzug ist heute Morgen abgesagt worden. Die nächste Fünfte Jahreszeit beginnt aber in wenigen Monaten: am 11.11. Und es wäre doch eine Sensation, wenn die Marbacher dann lesen, “Kinder- und Jugendfasching im Bürgerhaus Marbach”. …“

Und, was ist in dieser Sache bislang geschehen? Nichts! Heute haben wir den 11.11., die Stadt Marburg gibt sich stolz, dass die diesjährige Kampagne wieder beginne, aber in der Marbach? Gähn! Dabei war die Resonanz, die positive, doch da, damals Anfang Februar 2016. Positive Kommentare hier im Blog waren zu lesen, bei Gesprächen auf der Straße befürworteten Marbacher Kinder- und Jugendfasching im Bürgerhaus, sogar der Bürgerverein war mal im Gespräch, als Zugpferd für Kinderfasching aufzutreten.

Wie ist eine solche Feier also zu stemmen? Müssten die Marbacher Vereine sich dort mehr engagieren? Oder der Ortsbeirat – hat er als gesetzlich installiertes Gremium für die Marbacher Bürger eine Idee in Sachen Kinder- und Jugendfasching? Warum nutzt nicht auch der Bürgerverein Marbach den Wunsch Vieler nach einem närrischen Nachmittag für die Kleinen? Immerhin will doch der Bürgerverein sich auch stärker für die Familien im Ortsteil engagieren. Fragen sind also da, Antworten fehlen bislang.

Aber noch ist ja Zeit. Einige Wochen zumindest. Dann rufen die Marbacher Kinder und Jugendlichen vielleicht tatsächlich: Helau, 2017.

Eiskalter Besuch an der Haustür

Donnerstag, November 10th, 2016

Von Daniel Grosse

Gegen den wohl künftigen Präsidenten der USA anschreiben zu wollen, nachrichtlich, ist nicht leicht in diesen Tagen. Zu präsent ist dieser höchst umstrittene Mann mit seinen „ungewöhnlichen“ Ideen. Zurückhaltend formuliert. Trotzdem ein Versuch mit einem eher zeitlosen Thema: Auch in der Marbach bestellen Studenten, Hausfrauen, Hausmänner, Geschäftsleute, Rentner und andere Marbacher hin und wieder bei den großen Versendern. Sie ordern Musikinstrumente, elektronische Geräte, ganze Küchen und was sonst noch alles. Und eben auch Lebensmittel. Sogar der Gigant unter den Versendern mit dem großen A am Anfang hat Lebensmittel im Angebot. Er ist erfolgreich. Aber wer wirklich die Zeichen der Zeit erkannt hat, und das schon vor vielen Jahren, sind zwei andere Versender, große Nummern im Direktvertrieb.

Und noch viel direkter als all die anderen Unternehmen: Diese zwei Tiefkühltruhen auf Rädern mit B und E am Wortanfang liefern Produkte wie Fritten, Schnitzel und Eis, heruntergekühlt auf eisige Minusgrade. Direkt ins Haus.

Und es gibt sie immer noch, diese zwei Unternehmen. Erstaunlich, wo doch inzwischen die Discounter dieser Welt spätestens nach 15 Autominuten deutschlandweit zu erreichen sind und auch selbst der Gigant unter den Versendern die leckere Eiskugel zur Haustür bringt. Welches Geheimnis macht diese zwei Relikte der Konsumwelt also so erfolgreich? Ist es das Umsorgen des Kunden? Funktioniert das Geschäftsprinzip der Tiefkühlprofis, weil sie Kunden bedienen, die den besonderen Service in Anspruch nehmen, weil sie das eben so schon seit Jahrzehnten machen? Zumindest scheinen die frostigen Direktvertriebler an ihrem Geschäftsmodell festzuhalten. Denn die Tiefkühltruhen auf vier Rädern rollen allwöchentlich durch die Marbach. Ein Mann mit Headset im Ohr und hektischem Gebaren springt aus seinem Fahrzeug, klingelt und händigt den Kunden zwei, drei oder fünf Beutel oder Pakete mit Tiefkühlkost aus. Ist das das Geschäftsgeheimnis? Sich als der mobile Tante-Emma-Laden zu gerieren, der eben persönlich kommt, die Ware auch ins Haus trägt, gerne auch über Jahrzehnte hinweg? Der einen schnellen Plausch führt. Der seine Kunden – oder eher Kundinnen – schon seit Jahren persönlich kennt, was auch daran zu erkennen ist, dass der Fahrer sie persönlich namentlich anspricht und die Nachbarschaft kennt?

Also, wir fassen zusammen: Was die Giganten der Versender machen, machen andere schon seit vielen, vielen Jahren. Scheinbar nur besser oder zumindest mit Ausdauer. Und in einem kleinen Bereich. Sie haben eine Nische gefunden – das Eisige. Und diese Nische bedienen sie konsequent.  Sie kommen und bringen die Ware ins Haus. Die Kunden dieser Direktvertrieb-Relikte sind… Ja, wer? Familien, Alleinstehende, Ältere, die ohne Auto? Und sind es auch die, die schlecht NEIN sagen können, zu dem, was sie schon seit Jahren umsorgt? Denn was wäre die Alternative, zumindest unter den Direktvertrieblern der Minusgrade-Branche zu wählen? B oder E? Denn das sind die zwei, die sich den eiskalten Markt teilen. Und ein Heraustreten aus diesem Umsorgtsein würde für Kunden zudem bedeuten, zu Discountern wie etwa A oder L zu wechseln. Aber die kommen eben nicht bis vor die Haustür. Noch nicht. Obwohl eine der Ketten doch immer wieder damit geworben hat, die des Supermarktimperiums mit dem R am Anfang. Wir liefern zu Ihnen nach Hause. Ab 30 Euro Einkaufswert. Kostenlos. Aber: Tiefkühlware ausgenommen. Das lässt also die rollenden Tiefkühltruhen der zwei eingangs beschriebenen Tiefkühldirektvertriebler kalt und wohl gleichzeitig vor Eifer glühen. Das ist ihr Markt und da sind sie stark. Und was kostet dieser Service und das Umsorgtsein? Selber fragen!

Was auf den ersten Blick wie eine PR-Nummer für B und E daherkommt, sind eher Gedanken um veränderte Konsumgewohnheiten, die natürlich auch vor der Marbach nicht Halt machen. In unserem Stadtteil leben viele Ältere und Familien. Teilweise schon seit Generationen. Und da ist es besonders interessant, zu beobachten, wie sich alte Geschäftsmodelle Nischen bedienen, eiskalter Nischen, deren Macher schon früh erkannt haben, wie wichtig es ist, nah am Kunden zu sein, statt ihn lediglich zu beliefern von irgendeinem Paketdienst. Direktvertrieb alter Schule? Staubsaugervertreter von V fällt mir da ein… Aber das ist ein anderes Thema.