Archive for Februar, 2015

Kirchenasyl II

Freitag, Februar 27th, 2015

Kürzlich lag mir während einer Recherche zum Kirchenasyl folgende Meldung vor: „…“Juristische Bedenken gegen das „Kirchenasyl“ hat der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) vorgebracht. Er halte dieses Instrument für „rechtlich problematisch“, sagte er am 6. November in einer Aussprache bei der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) in Dresden. Es fiele ihm leichter, dieses Instrument zu akzeptieren, wenn die Kirchen auch die finanziellen Folgekosten tragen würden. …“

Ich war etwas irritiert, also fragte ich Günther Beckstein, ob er erklären kann, wie er das konkret meint. Und wie er aktuell zu dem Konstrukt des Kirchenasyls steht – auch rechtlich.

Beckstein: „Ich halte das Kirchenasyl für rechtsstaatlich nicht richtig. Wenn durch alle Instanzen – manchmal bis zum Verfassungsgericht – die Gerichte bestätigt haben, dass dem Asylbewerber keine Verfolgung droht und er ohne Gefahr in sein Heimatland – oder den Drittstaat beim Schengenverfahren – zurück kann, dann muss auch die Kirchengemeinde dies hinnehmen. Und schließlich: Was wäre, wenn eine islamische Gemeinde – gegebenenfalls unter Hinweis auf die Scharia – Asyl böte? Der Hinweis auf Kosten: Wenn die Kirchengemeinde alle Kosten tragen würde, wäre das Interesse der Allgemeinheit an einer Aufenthaltsbeendigung geringer als wenn die – oft hohen – Folgekosten von den Sozialbehörden getragen werden.“

Kirchenasyl zwischen Recht und Barmherzigkeit

Mittwoch, Februar 25th, 2015

In einem offenen Brief hatte sich der Essener Rechtsanwalt Sigmund Polutta Ende Dezember an Unionsfraktionschef Volker Kauder gewandt. Mit dem Schreiben ging es ihm unter anderem darum, dass das Kirchenasyl als Schutzraum politisch unangetastet bleiben sollte. Ob er Gehör findet, könnte sich noch in dieser Woche zeigen: Ende Februar stehen erneut Gespräche zwischen Kirchen-Oberen auf der einen und Staatsvertretern auf der anderen Seite an. „Da die Kirche nicht die Aufgabe hat, gesetztes Recht zu verwirklichen, wird das Kirchenasyl immer in einer rechtlichen Grauzone bleiben“, hat Sigmund Polutta gegenüber Legal Tribune Online erklärt. Für das Online-Fachmagazin habe ich zum Thema Kirchenasyl recherchiert. Das Ergebnis der Recherchen ist hier nachzulesen.

Und wie stehen die Marbacher zu dem Thema Kirchenasyl? Wie wohltätig sollte Kirche bei diesem Thema sein, wie barmherzig? Oder sollte sie sich doch nur in dem Rahmen des gesetzten, staatlichen Rechts bewegen?

Gefährdung durch weiteren Verfall gestoppt?

Dienstag, Februar 24th, 2015

Aktualisierung siehe unten!

Gestern hat der Magistrat scheinbar tatsächlich die Ersatzvornahme beschlossen, ist zu hören. Damit wäre der Weg nun grundsätzlich frei, um das auch durch den Brand stark beschädigte Fachwerkhaus in der Brunnenstraße gegen weiteren Verfall zumindest zu sichern. Möglichst in Kürze und im besten Falle für einen mittleren fünfstelligen Betrag. Durch die Stadt.

Aktualisierung, 25.2.:

Wie Marburgs Bürgermeister Franz Kahle soeben gegenüber „Marbach direkt“ bestätigt hat, hatte der Magistrat am Wochenanfang beschlossen, dass das Haus im Wege der Ersatzvornahmen provisorisch zu sichern sei.

Nach Kenntnis der Stadt habe ein Gläubiger des Eigentümers das Zwangsvollstreckungsverfahren eingeleitet. „Momentan gehe ich nicht davon aus, dass die Stadt bei einer Zwangsversteigerung Teile des Vermögens ersteigern möchte“, so Franz Kahle. Hintergrund war die Frage, wie er die Alternative sieht, dass die Stadt das Gebäude, gar das gesamte Grundstück entlang der Brunnenstraße, „übernimmt“ und einem Nutzen zuführt. Vielleicht sogar so, dass das Objekt auch dem Gemeinwohl, den Bürgern, nutzen könnte.

Laut Kahle kann der Bürgersteig übrigens erst dann wieder freigegeben werden, wenn keine Gefahr mehr besteht. Dies sei, „hoffentlich nach Abschluss der provisorischen Sicherung in circa sechs bis acht Wochen der Fall“. Im Fall der „hoffentlich folgenden notwendigen Sanierung durch einen Erwerber“ müsse der Gehweg wahrscheinlich wieder in Anspruch genommen werden, heißt es aus dem Marburger Rathaus. Sprich: Dann wird wohl ein Zaun erneut sichern – und leider Passanten auch behindern.

Ältere dürfen nicht verschnaufen

Montag, Februar 23rd, 2015

Nur einen Platz zum Ausruhen suchen vor allem die Älteren. Wenn Sie zum Beispiel vom Einkauf zurück, nach Hause gehen. Oder wenn Sie von der Bushaltestelle kommen. „Marbach direkt“ berichtete vor einigen Wochen darüber. Es geht um zwei mögliche Standorte für Ruhebänke: auf den zehn Metern zwischen der Sparkasse in der Brunnenstraße und der Bushaltestelle neben dem Raumausstatter und/oder um einen Standort gegenüber – vor der Kinderkrippe „Froschkönig“.

Bewegung kommt nicht, ist in dieser Sache nicht in Sicht. Der doch so einfache Wunsch der älteren Menschen in der Marbach scheint zu verpuffen. Scheinbar sind für die Standorte verschiedene, städtische Stellen zuständig, Anwohner und Kita haben Bedenken, nicht genug Platz auf den Bürgersteigen und randalierende, lärmende Jugendliche und Andere könnten sich dort störend niederlassen – so zumindest lauten die verschiedenen Argumente, die gegen Ruhebänke in der Brunnenstraße vorgebracht werden. Was ist hier eigentlich los? Seit wann wehren sich Menschen dagegen, dass Ältere ganz selbstverständliche Rechte einfordern?

Wie wäre es etwa mit dieser Lösung: Drei Sitze nebeneinander, die ausklappen, wenn sich jemand darauf setzt. Der Vorteil wäre zumindest, dass sie weniger Platz auf dem Bürgersteig benötigen würden.

Marbacher ins Gericht

Donnerstag, Februar 19th, 2015

Damit auch Marbacher sich ein Bild von den, in der Regel, öffentlichen Verhandlungen machen können, hier einige der aktuellen Termine vor dem Amtsgericht Marburg (Woche vom 23. bis 27. Februar 2015, Quelle: Pressestelle):

Dienstag, 24. Februar

Schöffengericht / Strafrichter, Raum 154,

09.00 h Einbruchdiebstahl Okt. 2013 Marburg
Die beiden Angeklagten sollen in ein unbewohntes, weil im Umbau befindliches Gebäude eingestiegen sein und dort verschiedene Baumaterialen im Wert von ca. 120,- € mitgenommen haben. Etwa fünf Monate später soll einer der Angeklagten in eine Gaststätte eingebrochen sein, um dort ein in der Küche befindliches Sparschwein mit Bargeld (etwa 300,- €) an sich zu nehmen. Er soll auch einen Zigarettenautomaten aufgehebelt und Zigaretten wie Bargeld mitgenommen haben.
Geladen: 2 Angeklagte, Verteidiger, Zeugen
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Mittwoch, 25. Februar

Strafrichter, Raum 152

09.00 h Beförderungserschleichung Nov. 2013 Marburg
Der Angeklagte soll in zwei Fällen jeweils Züge der Deutschen Bahn benutzt haben, ohne im Besitz eines gültigen Fahrscheins gewesen zu sein.
Geladen: 1 Angeklagter,

09.30 h Unerl. Entfernen vom Unfallort Jul.2014 Marburg
Der Angeklagte soll beim Ausparken rückwärts gegen ein anderes Fahrzeug gestoßen sein und einen Schaden verursacht haben. Obwohl er den Unfall bemerkt haben soll, soll er, ohne seinen Pflichten zu genügen, davon gefahren sein.
Geladen: 1 Angeklagter, Verteidiger, Zeugen

Strafrichterin / Schöffengericht, Raum 154

09.30 h Erpressung u.a. Jun.-Okt.13 Marburg
Die drei Angeklagten sollen gemäß einem gemeinsamen Tatplan einen anderen erpresst haben, indem der eine Angeklagte wegen einer angeblichen Forderung von etwa 600.000,- € vom Opfer die Zahlung von mind. 300.000,- € verlangt haben soll. Die beiden weiteren Angeklagten sollen auf entsprechende Veranlassung des Dritten das Opfer aufgesucht und verbal eingeschüchtert haben, indem sie wiederholt Drohungen gegen ihn und die Familie ausgesprochen haben sollen. Auch sollen sie diverse Bürogegenstände zerstört sowie an den Fahrzeugen der Familie manipuliert haben.
Geladen: 3 Angeklagte, Verteidiger, Zeugen

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Donnerstag, 26. Februar

Strafrichterin, Raum 152

09.00 h Sachbeschädigung Sept. 2013 Marburg
Der Angeklagte soll mit der Faust eine Windschutzscheibe eines PKW zerschlagen haben. Einer hinzutretenden Zeugin, die die Polizei mittels ihres Handy’s verständigen wollte, soll er das Handy aus der Hand geschlagen haben, welches zu Boden gefallen ist.
Geladen: 1 Angeklagter, Verteidiger, Zeugen

11.30 h Einbruchdiebstahl Mai 2011 Marburg
Der Angeklagte soll in den Nachtstunden in ein Wohnhaus eingedrungen sein und eine Fotokamera sowie Zubehör an sich genommen haben. Er soll auch im Rahmen einer Wohnungsdurchsuchung unerlaubt Munition besessen haben.
Geladen: 1 Angeklagter, Zeugen

13.30 h BtmG Juli 2014 Cölbe
Der Angeklagte soll unerlaubt im Besitz von Betäubungsmittel (Cannabis) gewesen sein.
Geladen: 1 Angeklagter, Verteidiger, Zeugen

Strafrichter / Schöffengericht, Raum 154

Nur Bußgeldsachen

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Freitag, 27. Februar

Schöffengericht / Strafrichterin, Raum 159

09.30 h Erpressung u.a.
(Fortsetzung vom 25.02.2015)
Die drei Angeklagten sollen gemäß einem gemeinsamen Tatplan einen anderen erpresst haben, indem der eine Angeklagte wegen einer angeblichen Forderung von etwa 600.000,- € vom Opfer die Zahlung von mind. 300.000,- € verlangt haben soll. Die beiden weiteren Angeklagten sollen auf entsprechende Veranlassung des Dritten das Opfer aufgesucht und verbal eingeschüchtert haben, indem sie wiederholt Drohungen gegen ihn und die Familie ausgesprochen haben sollen. Auch sollen sie diverse Bürogegenstände zerstört sowie an den Fahrzeugen der Familie manipuliert haben.
Geladen: 3 Angeklagte, Verteidiger, Zeugen

Bevor der Förderzug davon rast

Dienstag, Februar 10th, 2015

Kommentar und Hintergrund zur Frühförderung – von Daniel Grosse:

Der Vortrag eines Neurobiologen hatte die Mutter überzeugt. Eine Kernaussage lautete, dass das muttersprachliche Zentrum durch frühes Lernen angeregt werde. Über eine Annonce fand sie dann vor rund zehn Jahren eine Spanisch-Studentin. Zugang zu fremden Sprachen sollte ihre kleine Tochter so finden. Die Kleine war damals zwei Jahre alt. Mit zwei befreundeten Müttern und deren Kindern traf sich die Runde fortan wöchentlich. Sie bastelten, sangen, Spanisch sollte so den Zweijährigen spielerisch vermittelt werden. Das war zumindest der Plan. Aber er ging nicht auf.

Der Spanisch-Unterricht hat sich nicht gelohnt, stellt die Mutter heute fest. Was war schief gelaufen? Wo doch frühe Förderung von Kleinkindern eigentlich so wichtig ist und einfach gehen könnte – meint man. Die Lösung wäre gewesen: jeden Tag lernen. Nur einfach basteln, reicht nicht. Aber ist das gesund? Für so Kleine?

Frühförderung ist nicht gleich Frühförderung

Zwei Worte in eine Internetsuchmaschine eingegeben, und nach 0,29 Sekunden findet das System 64.900 Ergebnisse. Die Suche nach „Frühförderung“ und „Kleinkinder“ liefert natürlich auch die Treffer, die sich auf Angebote für Kinder beziehen, deren Sinne oder der Körper tatsächlich beeinträchtigt sind, deren Seele oder Geist Hilfe benötigen. Aber deren Förderung ist hier nicht das Thema. Vielmehr geht es um die kleine Geige, um Mandarin, um mathematische Frühförderung zum Erlernen des Zahlenraums 0 bis 10, um Early Learning Center, aber auch um allzu verbissenes Abklappern von Pekip, Pikler, Babyschwimmen, Kinderyoga, Krabbel- und Kontaktgruppen, Kleinkindturnen zu Musik und ohne. Es geht um das, was Kindern gut tut – und um das, was Eltern befriedigt.

Ausnahme Wunderkind

Eine, die schon das Potenzial der 0- bis 2-Jährigen erkannt hat, ist Helen Doron. In ihrer „bunten Welt mit warmen Farben und bunten Materialien“, vertrauen Eltern seit knapp 30 Jahren auf die Helen Doron-Methode, ist zu lesen. „Mit ihr wenden die Kinder jeden Alters Englisch intuitiv an, ganz ohne Stress und das schulische Pauken“, schreibt sie. Und dabei sei es egal, in welchem Alter ein Kind zu ihr komme, es könne jederzeit in einen der Kurse einsteigen.

Mit dem richtigen Alter, um etwa mit dem Geige-Spielen anzufangen, beschäftigt sich Nils-Christian Engel auf seiner Seite violinorum.de und meint: „Wer sein Kind also erst im Grundschulalter zum Geigenunterricht schickt, muss kein schlechtes Gewissen haben – nicht zuletzt ist eine gute musikalische Früherziehung und viel Singen zu Hause und im Kindergarten auch als Vorbereitung für den Geigenunterricht äußerst nützlich.“ Wenn es stimmt, dass David Garrett mit drei erstmals spielte, seine erste Geige mit vier Jahren bekam, ebenso wie Hilary Hahn, oder Anne Sophie Mutter mit fünf, dann hat sich das für die Kinder heute gelohnt. Immerhin sind sie Stars geworden, berühmt und wahre Virtuosen ihres Fachs. Ob ihnen das Frühfördern bekommen ist, ihnen gut tat, bleibt fraglich. Immerhin wich David Garrett von seinem vorgezeichneten Weg zunächst ab. Mit 17 verlor er er seine Leidenschaft für die Musik. „Von einer Sinnkrise gepackt, fühlte er sich fremdbestimmt, gedrängt in ein Leben außerhalb seiner Generation“, heißt es in Medienberichten. Gegen den Willen der Eltern und seiner Plattenfirma zog er nach dem Abi nach New York. Das Ziel: eigene Wege gehen. Das Musikstudium folgte, selbst finanziert. Dort, so heißt es, erkannte er endgültig, dass er sich ein Leben ohne Geige und Musik nicht vorstellen könne.

Ein Test hilft

Geht es dort um einzelne Wunderkinder mit Ausnahmetalent, hat sich das frühe Kümmern längst schon zum Massenphänomen entwickelt. Frühförderung in jeder Form ist heute trendy. Vor allem die Vorschulkinder stehen im Fokus. Chemiekästen für Kleinkinder, Chinesisch in Kitas, Kinder-Unis für Grundschüler nennt Autor Salman Ansari beispielhaft als Mittel der Wahl und wendet sich sogleich gegen eine Akademisierung der Kindheit. „Rettet die Neugier“ lautet sein Appell und der gleichnamige Titel eines seiner Bücher. Kaum ein Elternpaar – zumindest nicht im bürgerlichen Milieu -, das seinen Nachwuchs nicht an irgendeinem Zeitpunkt in den frühen Jahren für hochbegabt und daher besonders förderungsbedürftig hielte, so Ansari. Chance und Gefahr zugleich ist, dass die Entwicklung von Kleinkindern abhängig ist von den Einstellungen, Überzeugungen und Entscheidungen der Erwachsenen, die für sie verantwortlich sind.

Zum Stichwort „naturwissenschaftliche Bildung in Kitas“ ein Test. Stellen Sie einem Kind dort Fragen wie: Brauchen Astronauten einen Raumanzug? Warum schwimmen Eisschollen auf dem Wasser? Wieso fliegt ein Ballon? Warum fällt der Mond nicht herunter? Wieso steigen Bläschen in der Limonade auf? Warum wird ein Hühnerei beim Erhitzen hart? Wenn sich schon Studenten der Physik, Chemie und Biologie im fortgeschrittenen Semester mit diesen Fragen schwer tun, wie Ansari beobachtet hat, dann fragt sich doch, was solche Fragen in der Kinderwelt zu suchen haben. Die Kleinen werden sie den Erwachsenen sicher nicht stellen, weil die Fragen schlicht keinerlei Bezug zu ihrer kindlichen Erfahrungswelt haben.

Talente durchaus fördern

Auch Psychologen fragen provokativ: Welches Motiv steckt dahinter, Kinder so früh wie möglich mit Fremdsprachen, Geigenunterricht und Malkursen zu konfrontieren? Geht es um eine Art Selbst-Schmückung mit besonderen Fähigkeiten des Kindes? Oder um die Angst, dass das Kind in unserer Leistungsgesellschaft nur mit ‚besten Voraussetzungen‘ bestehen kann? Nichts spricht wohl dagegen, wenn ein Kind in einem mehrsprachigen Umfeld die betreffenden Sprachen erlernt. Ebenso entwickeln Kinder in musikalischen, sportlichen oder anderweitig talentierten Familien schon früh ein Interesse an diesen Fertigkeiten. Allerdings sollten bei besonderen Förderbemühungen der familiäre Lebenskontext, die altersgemäßen Bedürfnisse und die Persönlichkeit des Kindes beachtet werden. Der psychologische Ansatz: Eltern sollten sich und ihr Kind nicht verbiegen. Also keine Förderung am eigentlichen Kind vorbei oder aus ’schräger‘ Motivationslage der Erziehenden.

Und Eltern sollten sich vielleicht klar machen: Die gesamte Entwicklung im Kindes- und Jugendalter ist durch enorm schnelle Veränderungen und Umbrüche gekennzeichnet. Das heißt, dass zwischen dem Entwicklungsstand von Zwei- bis Dreijährigen gegenüber Fünf- bis Sechsjährigen auf kognitiver, sozial-emotionaler sowie sprachlich-kommunikativer Ebene bereits Welten liegen.

Kraft des freien Spiels

Vielleicht hat Förderung auch etwas damit zu tun, Kinder dort zu lassen, wo sie schon sind. Weniger ist mehr. So stellen Erzieherinnen fest: Förderung ist, wenn man die Kinder annimmt, wo sie stehen. Es ist gut, jemanden anzunehmen, wie er ist. Die Bedürfnisse des Kindes seien zu achten, dazu genüge es oftmals schon, das Kind einfach „wohlwollend zu beobachten“, heißt es aus Erzieherkreisen. Dahinter steht ein zentraler Gedanke: Kleinkinder sollen spielen. Das Spiel hat einen Bildungsaspekt, der sich der Tendenz zur Verschulung und Wissensvermittlung im Kindergarten entgegenstellt.

Dazu dürfen die Kleinen das freie Spiel aber nicht verlernt haben, ab-erzogen bekommen haben. Wenn Kinder nicht mehr in der Lage sind, einfach für sich zu sein, überbehütet, verwöhnt und unengagiert sind, läuft etwas schief. Dann schwirren Helikopter-Eltern um ihre Kleinen herum, oftmals schon dem Förderwahn verfallen. Und es wird Zeit, zu fragen: Überfordern wir heutzutage unsere Kinder? Wo früher auf den Baum geklettert wurde, wird heute Frühenglisch gelernt – warum?

Das Tempo drosseln

Eltern müssen lernen, dass ihr Kind für alles seine eigene Zeit braucht. Eltern sollten dabei auf das Tempo ihres Kindes achten. Nichts zu übertreiben, scheint wichtig zu sein.

Literaturtipps:

Lasst die Kinder spielen, Herausgeber Albert Vinzens, Verlag Freies Geistesleben, 2011, 256 Seiten

Helikopter Eltern, Josef Kraus, Rowohlt Verlag, 2013, 221 Seiten

Rettet die Neugier, Salman Ansari, S. Fischer Verlag, 2013, 224 Seiten
Erkenntnisse zur Frühförderung von Kindern der Mittelschicht
Studie der Universität Freiburg:
http://www.unifr.ch/news/de/9516/

Warnung: Gefahr!

Freitag, Februar 6th, 2015

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Nun warnt auch die Stadt behördlich davor, das Gelände rund um die vom Brand zerstörte Fachwerk-Villa in der Brunnenstraße zu betreten.   Foto: Daniel Grosse

Kommentar von Daniel Grosse:

Am Absperrzaun hängen inzwischen rote Warntafeln, alle paar Meter eine. Die örtliche Tagespresse hatte kürzlich den 31. Januar als einen wichtigen Stichtag genannt, bis zu dem die Stadt Marburg, der Magistrat, Fördergelder beim Land Hessen beantragt haben müsste, um nicht nochmals eine längere Zeit zusätzlich auf eine Geldspritze warten zu müssen. Fördermittel-Beantragung im Rahmen der so genannten Ersatzvornahme, darum gehe es, schrieb die Oberhessische Presse (OP) und berief sich auf Auskünfte eines Mitglieds des Marburger Denkmalbeirats. Sicherung der Bausubstanz und Erhalt sind die Stichworte.

Was der 31. Januar als Termin für eine Frist für einen Sinn haben soll, auch was die Diskussion rund um den Denkmalschutz hier soll, sei allerdings nicht nachvollziehbar, ist aus Kreisen der Landes-Denkmalpflege-Behörde zu hören. Auch der Zweck der Diskussion könnte ganz andere Hintergründe haben.

Politische? Was ist hier los? Droht mit der, laut OP, Drohung gegenüber dem Marburger Bürgermeister, eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen ihn zu erheben, das einst schöne Fachwerkhaus in Marbachs Mitte zum Politikum zu werden? Oder sollte es nicht auch darum gehen, ernsthaft über Perspektiven für das Gelände an der Brunnenstraße nachzudenken – und dann zu handeln?

Sollte gar eine weitere, erneute Zwangsversteigerung anstehen, könnte das gut oder schlecht enden. Für Marbach und für Eigentümer. Wäre es nicht auch denkbar, dass das Gelände zumindest zum Teil in städtische Hand gelangt und es auf diesem Wege auch der Allgemeinheit nützen würde? Und was kann und möchte eigentlich der Eigentümer des Grundstückes und der Gebäude? Was war letztlich die Ursache für die Feuer-Zerstörung? Viele Fragen, zugegeben. Für politische Spielchen, Macht-Poker, sinnloses Daran-Festhalten sowie unsinniges Abwarten sollte jedenfalls kein Raum verbleiben. Dafür ist der Standort des Geländes der ehemaligen Gärtnerei in Marbachs Ortsmitte zu wichtig für den Ortsteil und die Menschen, die in diesem Stadtteil leben.

Fakt ist: Als Kulturdenkmal ist das betreffende Gebäude ausgewiesen. Eine Wiederherstellung wird nicht unmöglich sein. Wenn festgestellt werden sollte, dass eine zu große Substanzschädigung vorliegt, ist ein Abriss jedoch grundsätzlich nicht weiterhin ausgeschlossen. Was also tun? Vorerst wohl zumindest akzeptieren, dass der Bauzaun drumherum sichert – und behindert.

Lokaljournalismus lernen „Mit Stift und Block“

Donnerstag, Februar 5th, 2015

In eigener Sache: „Mit Stift und Block“ ist nun auf dem Markt, mein Ratgeber für Jungreporter.

So steht es auf der Verlags-Internetseite:

 Ansprechen soll „Mit Stift und Block“ die, die sich ein Bild von dem Alltag in den Redaktionen einer Lokal- oder Regionalzeitung machen möchten, weil sie dort als Nachwuchsjournalisten arbeiten wollen oder bereits erste Erfahrungen gesammelt haben. Dazu kommen die, die die ersten Monate als Reporter vor sich haben und sich mit angrenzenden Fachthemen auseinandersetzen möchten, insbesondere:
Redaktionspraktikanten, freie Mitarbeiter, Volontäre, (Journalistik-)Studenten, Abiturienten und Redakteure.
Worum geht es?
Trotz der Veränderungen des Medienmarktes werden die Regional- und Lokalzeitungen auch künftig häufig die ersten beruflichen Stationen von Journalisten sein. Dieses Werk ist ein Fachbuch, aber gleichzeitig auch ein Ratgeber. Denn „Mit Stift und Block“ richtet sich an „Betroffene“, an Menschen, die den Redaktionsalltag gerade erst kennen lernen, man aber gleichzeitig von ihnen erwartet, dass sie auf Terminen souverän und professionell arbeiten. Diese erste Zeit ist aufregend. Keiner, der als freier Mitarbeiter beginnt, weiß, wie er sich effektiv und richtig verhalten sollte. Wen soll ich ansprechen und so weiter? Der Journalist Daniel Grosse aus Marburg liefert Antworten.
Und wenn ich im Ratgeber “Mit Stift und Block” von “Freien” oder dem “Freien” schreibe, meine ich natürlich stets die freien Mitarbeiter und/oder Praktikanten. Nur selten verdienen diese mit der Zeilenschreiberei ihren kompletten Lebensunterhalt. Ausnahmen gibt es natürlich. Die klassischen Freien hingegen sind die Berufsschreiber – also die freien Journalisten.

Mehr zum Buch direkt beim Verlag und hier.

Tausche Glühwein gegen Interesse

Mittwoch, Februar 4th, 2015

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Vorstandsmitglied Michael Lachmann im Gespräch mit einer Passantin. In ihren Händen: die aktuelle Ausgabe der Marbacher Nachrichten. Auf dem unteren Bild informieren Marian Zachow (von links), Helene Fiege und Anneliese Rumpf.    Fotos: Daniel Grosse

Tausche Glühwein gegen Interesse – So ähnlich könnte das Motto gelautet haben, als der Marbacher Bürgerverein am vergangenen Freitagnachmittag zu Glühwein und Marbacher Brot eingeladen hatte. In der Brunnenstraße vor der Sparkasse stand der Vereinsvorsitzende Marian Zachow mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern an einem Info-Tisch und versuchte Vorbeigehende für den Bürgerverein zu begeistern – im besten Falle neue Mitglieder zu werben.

Das Schwierige war nur, dass die meisten wohl keine Zeit hatten, hieß es. Zachow merkte aber trotzdem an: „Als die Behringwerke Schichtwechsel hatten, kamen doch einige Leute mehr.“ Auch eine Studentin blieb stehen, kam ins Gespräch mit den Werbenden. Sie lobte den dörflich ruhigen Charakter Marbachs. Und warum nicht auch eine Mitgliedschaft im Bürgerverein? Das war wohl schon deshalb für sie keine Option, da sie in Kürze wegziehen möchte. Aber nicht, weil ihr die Marbach nicht gefiele, betonte sie, aus anderen Gründen.

Bereits zum zweiten Mal nach 2014 positionierte sich der Marbacher Bürgerverein auf diese Weise und informierte über seine Arbeit.