Archive for Mai, 2017

Marbacher streiten sich – oder?

Mittwoch, Mai 17th, 2017

Von Daniel Grosse

Kommentar:

Maschendrahtzaun – ja, der Stefan Raab hat das vergaukelnd damals gesungen. Aber dazu später. Zunächst zur Marbach. Da gibt es die Menschen, die auf der sonnendurchfluteten Seite der Marbach leben: Oberer Eichweg und so weiter Richtung Elsenhöhe.  Und da gibt es die Menschen im alten Dorf und in der so genannten Jakoo-Siedlung nahe des Wieselackers. Alle eint, dass sie doch eigentlich in Frieden miteinander leben möchten.

Sicher ragt mal eine Hecke etwas zu weit hinaus, stört vielleicht den Nachbarn, aber dann setzen die sich zusammen und finden eine Lösung. Oder ein Marbacher grillt jedes Wochenende, die Holzkohle glüht, und die Rauchschwaden treiben dem Nachbarn Tränen ins Gesicht. Ja, dann setzt man sich zusammen und findet eine Lösung. Liebe Marbacher, das ist ein Appell, die Kirche im Dorf zu lassen, wenn in der Nachbarschaft etwas kneift.

Wenn ihr das nicht schafft, findet euch garantiert Stefan Raab, und was dann geschehen kann, weiß ja wohl jeder!

Das Video!

Übrigens: Ab sofort könnt ihr im IKEA WETZLAR einkaufen, wenn ihr auf Nicht-Vollholz steht!

Flugblatt zu Gewerbegebiet in Marbach – Konfrontation oder Lösungen?

Freitag, Mai 12th, 2017

Auch um dieses Marbacher Gebiet geht es.  Archivfoto: Daniel Grosse

Von Daniel Grosse

Journalisten sollen nicht einseitig berichten. Sie sollen mindestens zwei Quellen überprüfen – aber sie sollen auch das weitergeben, was sich ereignet. Vor allem im Lokalen. Und das ist manchmal solch etwas wie dieses, zum Thema tegut, Gewerbegebiet und Bebauung am Oberen Rotenberg, was mich zur Nachtzeit per E-Mail erreicht hat: Nachbarn einer Marbacherin haben eine Nachbarschaftsinitiative (Marbacher Nachbarn) gegen ein eventuelles Gewerbegebiet und eventuelle Baumaßnahmen am Oberen Rotenberg und den Marbacher Wiesen gegründet. In diesem Beitrag in MARBACH DIREKT zitiere ich aus einem gemailten Flugblatt zum Thema, das die Initiative schon nach eigenen Angaben verschiedentlich verteilt habe. Zudem hat „Marbacher Nachbarn“ auf change.org eine Petitition aufgelegt: Naturareal am Marburger Rücken retten: Gewerbegebiet und Bebauung verhindern!“

Das Flugblatt in Auszügen:

„Planungen zu Gewerbegebiet, Windkraft und Wohnbebauung bedrohen die „Grüne Lunge“ am Marburger Westrand….Das Naturareal um den Sellhof, die Alte Weinstraße und den Marbacher Wiesengrund am Westrand Marburgs wird von Planungen zu einem großen Gewerbegebiet, Windkraftanlagen und Wohnbebauung bedroht:
▪ Großer Marktkomplex geplant (tegut, Bäckerei, Cafe, Dienstleistungs-zentrum: gesamt ca. 2200 qm) auf der westlichen Hälfte des Gärtnereigeländes am Oberen Rotenberg. Das Gärtnereigelände ist kein Gewerbegebiet, sondern landwirtschaftliche Fläche mit Sondernutzung (Bauamt Stadt Marburg), Umwidmung in Gewerbefläche notwendig. Zulässige Verkaufsflächen am Stadtrand laut Regionalplan Mittelhessen max. 800 m2, aus gutem Grund: keine Dezentralisierung der Städte. Genehmigung der Abweichung durch Regierungspräsidium Giessen notwendig. … Auch für östliche Hälfte des Gärtnerei-Grundstücks liegt eine Kaufoption für tegut vor (laut Projektentwicklungsfirma, öffentliche Ortsbeiratssitzung Marbach am 29.3.17), das hieße: Erweiterung (Verdoppelung) der Gewerbegebiets-fläche. Konkrete Pläne existierten nicht. Ist die Ansiedelung weiterer Anbieter wie in anderen Gewerbegebieten denkbar? … Wohnbebauung der Marbacher Wiesen in Verlängerung des Gärtnerei-Areals geplant, Flächenumwidmung notwendig. Planungen zum Einkaufsmarkt und Wohnbebauung Marbacher Wiesen bedingen einander laut Vertretern der Stadt Marburg (Diskussion Ortsbeiratssitzung Marbach 29.3.17). Welche Bedenken haben wir?  Gefährdung eines wichtigen Naherholungsgebiets für ganz Marburg. Nur ein erster Schritt zu weiterer Bebauung und langfristig Zerstörung dieses wunderschönen und schützenswerten Naturareals. … Großes Gewerbegebiet (kein „kleiner Supermarkt“): erhebliches Verkehrs-aufkommen, insbesondere durch LKW (realistisch sind laut Branchenkennern 7-10 LKW-Hinfahrten plus Rückfahrten pro Tag, besonders früh morgens). Zu erwartende LKW-Anfahrt über Marbach („Im Köhlersgrund“ oder „Brunnenstraße“); … Versiegelung großer Flächen oberhalb des Ortsteils Marbach: erhebliche Zunahme der Wassermengen, die den Stadtteil Marbach belasten. Mögliche Folgen für Straßen und ggf. auch Wohnbebauung in der Marbach. … Freie Flächen zwischen Marbach, Wehrshausen und Ockershausen sind einewichtige Frischluftschneise für ganz Marburg. Zubauen dieser Flächen kann die Luftqualität weiter Teile der Stadt verschlechtern. … Eine Zunahme des PKW-Verkehrs in und aus diesem Gebiet ist für die Marbachund Marburger Innenstadt schwer zu verkraften; schon jetzt massive
Überlastung des nördlichen Innenstadtbereichs während der „Rush hours“. … Im angrenzenden Gebiet der Bauplanungen: Vielzahl bedrohter, geschützterTierarten, insbesondere seltene Vogelarten. Störung vor allem in der Brutzeitdurch Lärm, ständig laufende Abluft-/Kühlanlagen und nächtliches Licht…..  Einkaufsmöglichkeiten im Stadtteil Marbach wünschenswert, sinnvoller im Dorfkern oder in Nähe der Behringwerke; wichtig: Schutz der ortsansässigen Bäckereien. Ein einmal begonnener Eingriff in die Natur dieses Bereichs, der Beginn der
Umwidmung von landwirtschaftlicher Fläche in Gewerbefläche zieht mittel- und langfristig weitere Bebauung nach sich, wie die Erfahrung in anderen Stadtteilen zeigt….“

…Kontakt: marna-marburg@t-online.de

Für die weniger medienkundigen Leser: Es geht nicht um einseitige Berichterstattung, hier geht es  vielmehr darum, über Menschen  und Meinungen zu berichten, die sich mit Marbacher Themen auseinandersetzen. In welche Richtung auch immer. Die Diskussion ist eröffnet.

Lesezeit: 30 Sekunden – Digitalisierung

Mittwoch, Mai 10th, 2017

Von Daniel Grosse

Mir geht dieser Digitalisierungswahn gehörig auf den Sender. Entschuldigt, liebe Kolleginnen und Kollegen. Auch dieses Lokalblog ist natürlich eine Folge der Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet. Zugegeben.

Zu publizieren ist, dank der Technologien und des Internet, einfacher geworden. Auch ich publiziere über Books on Demand. Auch ich schreibe für Medien über Recht, die Juristen und wie sie mit Legal Tech erfolgreicher werden. Sinnvoll? Aber darum geht es nicht. Die Häufung und die Lobpreisung, mit der Digitalisierung medial hinaus gepustet wird, stört mich. Wir lesen über faceebook und darüber, wie Gedanken Prozesse steuern sollen. Wir hören von Implantaten, die Körper wieder beweglicher machen. Medien dürfen nicht mehr crossmedial arbeitend bezeichnet werden, weil das den Stand vor zehn Jahren beschreibe. Da entsteht ein schiefes Bild. Das ist mir zu einseitig. Muss Digitalisierung überhaupt sein, oder wie viel davon, und wo? So arbeiten zum Beispiel Unternehmerinnen auf der Schwäbischen Alb schon seit Jahren erfolgreich, beschicken und betreiben ihre Wochenmärkte, ohne Internet, teils sogar ohne E-Mail. Von einem Oliven-Online-Shop ganz zu schweigen. Steinzeit? Nein. Kundennähe? Ja. Zu den Wochenmarktkunden und den Lieferanten. Und was ist mit Branchen, in denen Menschen sich mit einem Tuch neben Bettlägrige setzen, ihnen den Speichel vom Mund wischen? Altenpflege eben. Da kommen leider auch auch schon Online-Digital-Geräte zum Einsatz, die die Takt- und Pflegezeiten vorgeben, aber die dienen eben nicht dem Menschen, sondern den Arbeitgebern und Krankenkassen. Nur zwei ganz kleine Beispiele.

Dass lange nach der Dampfmaschine die Digitalisierung gefolgt ist, mag ja logisch erscheinen. Aber dass das immer so gesund und sinnvoll ist, ist eine andere Frage. Und die ist unpopulär. Gut so. Übrigens, im Wald singen noch immer Vögel – vollkommen undigital.

Mein Vorschlag für das Unwort des Jahres: Digitalisierung.

Frische Ideen oder stirbt das Lokalblog?

Dienstag, Mai 2nd, 2017

Gekommen, um zu bleiben. Foto: Daniel Grosse

Von Daniel Grosse

Zurück aus Berlin, wo ich in den vergangenen Tagen rund 30 Blogger, Journalisten, Wissenschaftler und andere interessante Menschen getroffen, gehört und gesprochen habe, werden ab sofort frische Ideen in dieses Lokalblog MARBACH DIREKT einfließen. Um was es in Berlin ging, und was das mit den Marbacher Lesern zu tun hat? „Gekommen, um zu bleiben – Neue Ideen für lokale Onlinemedien“ hieß die Redaktionskonferenz/das Seminar, veranstaltet von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb).

MARBACH DIREKT einfach offline stellen, die Kanäle kappen, tschüss zu sagen, das war kürzlich die Option. Die Marbach ist schließlich klein, wir sprechen hier also von hyperlokalem Journalismus für rund 4.000 Marbacher. Kann so etwas funktionieren? Oder leiden wir in unserem Mikrokosmos schlicht an Themenarmut? Keineswegs. Nicht zuletzt nach der Berlin-Konferenz bin ich mir daher sicher: Ja, das funktioniert, das mit MARBACH DIREKT, und ist wichtig als Gegenöffentlichkeit für angestammte Medien wie etwa die Oberhessische Presse oder andere.

MARBACH DIREKT macht also auch weiterhin in der Regel keinen Terminjournalismus. Wenn doch, dann sind Termine Startschuss oder Beschleuniger für langfristige Berichterstattung. MARBACH DIREKT liefert einen anderen Blick auf Themen, die in unserem Stadtteil wichtig sind für seine Bewohner – und damit die Leser.

„Wie geht gute Berichterstattung im Lokalen und Hyperlokalen? Welche multimedialen Möglichkeiten können gerade kleine Onlineseiten nutzen, die ohne eingefahrene verlegerische Strukturen arbeiten, um etwa Themen des Wahlkampfs aufmerksamkeitsstark zu erzählen? Ein paar engagierte Journalistinnen und Journalisten hatten sich mit eigens gegründeten Onlinemedien vor einigen Jahren daran gemacht, wieder stärker auf Themen vor Ort einzugehen und auch die schwierigen nicht auszusparen. Um zu überzeugen, braucht auch ein noch so kleines Medium ein scharfes Profil, das auf die Leserschaft, die Umgebung und die Konkurrenzsituation zugeschnitten ist.“ So hatten die Kollegen der drehscheibe/bpb zu Beginn der Berliner Redaktionskonferenz geschrieben.

Eine twitter-Rückschau ist hier zu sehen.

Also drei Ergebnisse: Nach Berlin ist vor Berlin. Und nur die systematische und nachhaltige Vernetzung der Hyperlokalen untereinander schafft letztlich den konsequenten Gegenentwurf zu etablierten Medien. Eine sich regelmäßig aktualisierende Seite im Internet sollte installiert werden, die einen Überblick über deutsche Online-Lokalmedien/Lokalblogs liefert.