Archive for Juli, 2015

Im Sog der Rennstrecke

Donnerstag, Juli 30th, 2015

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Nicht nur auf der Höhe des Marbacher Bürgerhauses wird der Schwerlastverkehr immer störender – und gefährlicher.   Foto: Daniel Grosse

Von Daniel Grosse

Wenn tonnenschwere Lastwagen die Emil-von-Behring-Straße hinab oder hinauf donnern, heißt es: Luft anhalten und hoffen, dass das gut geht. Jeden Tag aufs Neue. Im Sog der dicken Brummer. So ergeht es vor allem Passanten auf den Bürgersteigen und Wartenden an Ampeln und der Bushaltestelle bei den Bäckern. Zwei Kitas und die nahe gelegene Grundschule sind Ziele von Kindern und Eltern. Und wechselt das Licht der Ampel zwischen Bürgerhaus und Tankstelle von Grün auf Gelb, wird Bremsen für die Schwerlast-Kolosse nachvollziehbar zum Problem. Also besser aufs Gaspedal treten. Auch um noch über die Kreuzung zu kommen.

Vor allem ein Teilstück der Emil-von-Behring-Straße verführt also als breite Ausfallstraße Auto- und Lastwagenfahrer dazu, weit mehr als 50 Stundenkilometer zu fahren: der gerade Abschnitt zwischen der evangelischen Kindertagesstätte und der Kreuzung vor der Tankstelle. So thematisierte einer der Tagesordnungspunkte der jüngsten Ortsbeiratsitzung als TOP 5 auch die Verkehrsführung in der Emil-von-Behring-Straße. Der Ortsvorsteher zeigte den Anwesenden eine erste Skizze, wie die Straße künftig aussehen könnte. Er sprach von Parkplätzen, die dort entstehen könnten, um die Fahrbahn zusätzlich zu verengen. Das Ziel: Der Verkehr wird langsamer. Details sollen jedoch Fachleute der Stadt bei einer der nächsten Ortsbeiratsitzungen erklären.

Marburgs künftiger Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies hatte jüngst den Marbacher Nachrichten gegenüber geäußert: „Der Verkehr in der Marbach ist ein schwieriges Dauerthema – schon 1998 habe ich selbst mal einen Antrag gegen den Schwerverkehr in der Marbach ins Stadtparlament eingebracht. Konsequente Geschwindigkeitsbegrenzung ist ein wichtiges Instrument – und einen ‚Blitzer‘ am Bürgerhaus finde ich sinnvoll. Die Verringerung des Schwerlastverkehrs sollte – wie bisher durch Egon Vaupel gehandhabt – in Absprache mit den Behring-Werke-Nachfolgefirmen erfolgen. Gemeinsam muss man an Lösungen arbeiten, die den Schwerlastverkehr über die auch für Lastwagen günstigere, großräumige Umfahrung Marbachs zum Logistikzentrum in Michelbach leiten – auch ein Problem ‚billiger‘ Navigationsgeräte, die den kürzesten für den besten Weg halten.“

Bleibt abzuwarten, ob und inwieweit sich Spies während seiner künftigen Amtszeit an seine Äußerungen gebunden fühlt – und entsprechend handelt.

Weitere Berichte über die jüngste Ortsbeiratsitzung folgen.

Knallrotes Nachdenksignal

Dienstag, Juli 28th, 2015

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Ein Schild mit zwei Aussagen.   Foto: Daniel Grosse

Von Daniel Grosse

Mitten in der Marbach, Ecke Brunnenstraße/Am Engelsberg, klebt seit Monaten ein Aufkleber auf einem knallroten Stop-Schild: Tierversuche. Na und, denken manche. Andere überlegen vielleicht kurz. War da nicht etwas? Marburg-Marbach ist immerhin seit Jahrzehnten ein traditioneller Standort pharmazeutischer Unternehmen. Und die Pharmaindustrie gehört zweifellos zu einer Branche, die keinesfalls unumstritten ist. Trotz ihrer Verdienste um die Gesundheit der Menschen. Grund genug, sich vor allem als Marbacher mit dem Thema „Tierversuche“ auseinanderzusetzen.

Auch Autorin Anna Hohle hat das jüngst in ihrem Beitrag „Forschen ohne Tierversuche“ getan. In der Ausgabe 21/2015 der Online-Fachzeitschrift Pharmazeutische Zeitung steht im Vorspann: „Zellkulturen, Biochips, Computermodelle: Wissenschaftler haben sich in den vergangenen Jahren einiges einfallen lassen, um Medikamente und Chemikalien nicht länger an Tieren testen zu müssen. Trotzdem sind einige Forscher der Meinung, dass medizinischer Fortschritt ohne Tierversuche nicht möglich ist. Andere kritisieren diese Haltung: Ihnen zufolge wird jedes einzelne Versuchstier unnötig gequält.“

Die Autorin schreibt von 3 Millionen Tieren, die in Deutschland jedes Jahr für wissenschaftliche Versuche eingesetzt werden. Hauptsächlich Ratten und Mäuse, außerdem Kaninchen, Meerschweinchen, Vögel, Fische, sogar Hunde und Katzen, müssen nach wie vor als Testobjekte für Substanzen oder medizinische Eingriffe herhalten.

Dabei darf doch gemäß den Bestimmungen des Tierschutzgesetzes niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen. Dieses Verbot wird unter anderem von weiteren Regelungen des Tierschutzgesetzes sowie der Tierschutz-Versuchstierverordnung näher konkretisiert. Für die Durchführung des Gesetzes und der auf Grund des Gesetzes erlassenen Verordnungen seien die Behörden der Länder zuständig. Diese prüften in jedem Einzelfall die Zulässigkeit von Tierversuchen auf der Grundlage der Bestimmungen des Tierschutzrechts. Die zuständige Behörde erteile die Genehmigung nur dann, wenn alle Voraussetzungen gemäß dem Tierschutzrecht vorliegen und die einschlägigen Anforderungen erfüllt werden, hieß es jüngst in der Antwort der Bundesregierung auf eine so genannte „Kleine Anfrage“ der Abgeordneten Nicole Maisch, Kai Gehring und Harald Ebner sowie weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Drucksache 18/4479).

Stopp! Erstaunlich, was ein doch so unscheinbarer Aufkleber auf einem Straßenschild bewirken kann. Zumindest ein Nachdenken. Und vielleicht weitere Recherchen.

Nachtrag: Ein Hersteller äußert sich auf seiner Internetseite zum Thema. Auch ist dort zu lesen: „Langfristig möchten wir ganz auf den Einsatz von Labortieren verzichten und erforschen daher Alternativen.“

Hilfe für Flüchtlinge + Verlautbarungserklärung

Montag, Juli 20th, 2015

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Helfende Hände statt helfende Münzen oder Banknoten brauchen die Flüchtlinge in Cappel.   Foto: Daniel Grosse

Weil dringend ehrenamtliche Helfer für Aufgaben rund um das Flüchtlingscamp in Cappel gesucht werden, kündigt die Pressestelle der Stadt Marburg einen Termin an: Marburger, die den Flüchtlingen des Zeltcamps helfen wollen, können sich am Mittwoch, 22. Juli, ab 17 Uhr im Bürgerhaus Cappel über Details informieren. Welche Einsatzbereiche gibt es für Ehrenamtliche? Welche Gruppen übernehmen was? Welche Absprachen sind nötig, um mit der Arbeit zu starten? Um diese Fragen geht es unter anderem.

Zum Hintergrund: Die Stadt Marburg eröffnet eine soziale Camp-Anlaufstelle unter anderem mit Alltagstraining, niedrigschwelligen Sprachangeboten, Kinderbetreuung, Kontaktladen und Treffpunkt für Flüchtlinge sowie für Bürger in der Nachbarschaft zum Zeltcamp. Es geht damit um eine Notfallaußenstelle der Erstaufnahme. In der Anlaufstelle „Im Rudert 2“ soll ein Platz entstehen für Hilfe und Begegnungen, ein Ort, wo Ehrenamtliche ihre Hilfe anbieten können. Die dort ansässige Praxis Klinik hat die Räume zur Verfügung gestellt.

Wer es nicht schafft, beim Informationsabend am Mittwoch dabei zu sein, der kann sich auch online informieren und seine Hilfe anbieten. Dazu auf der Internetseite der Stadt Marburg einfach rechts das blaue Feld anklicken, dann öffnet sich im Textverarbeitungsprogramm ein Fragebogen für ehrenamtliche Helfer. Kontakt zur Flüchtlingskoordinatorin: g.fleck-delnavaz@marburg-stadt.de oder 06421/201-1857.

Weitere Informationen, auch zum Thema Sachspenden, finden Sie auf der Facebookseite der Stadt Marburg.

Verlautbarungserklärung: Ich weiß, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, Pressemitteilungen von Pressestellen auch über andere Quellen, wie Tageszeitung und Lokalmagazin zum Beispiel, erhalten können. Dafür brauchen Sie „Marbach direkt“ also eigentlich nicht. Sollen Sie doch hier über das lesen, was Sie durch andere Medien eben nicht erfahren. Und trotzdem nutze auch ich sie für dieses Blog: die Pressemitteilungen. Und wenn ich dies mache, dann versuche ich, das deutlich im Text zu erwähnen. Manche Pressemitteilungen als Verlautbarungen dienen nämlich schlicht der Information der Lesenden. Das dürfen und sollen sie auch. Manchmal eben auch hier im Blog. Dafür eignen sie sich gut. Aber es bleibt dabei: Pressemitteilungen und PR haben in der Regel auf diesem Lokalblog nichts verloren, stoßen – und dieses gerne – ansonsten aber weitere Recherchen an.

Gelage, Haltestellen und Ehre

Freitag, Juli 17th, 2015

Ende Juni tagte der Marbacher Ortsbeirat. Thematisiert wurden, laut Protokoll, zum Beispiel Gelage „im Bereich der Tankstelle“ sowie Ruhestörung und Bedrohung der Anwohner. Das Ordnungsamt und die Polizei sollten häufiger eingeschaltet werden.

Der Ortsbeirat Marbach fasst folgenden Beschluss:
– Die Bereiche „Am Berg“, „Köhlersgrund“ und „Sonnenhang“ sollen über Anruf-Sammel- oder Anruf-Linientaxis besser versorgt werden.
– Die Linie 20 soll ganzjährig und kürzer getaktet fahren. Dies auch wegen der Wohnbebauung am Elisabethenhof mit vielen neuen Anwohnern.
Auch sprach sich der Ortsbeirat für folgende Dinge aus:
Bessere Ausstattung der Haltestellen mit Sitzgelegenheiten, Überdachung, Beleuchtung, größerer Druck der Fahrpläne, Optimierung der Umsteigemöglichkeiten, Barrierefreiheit.

Zum Punkt Brandruinen in der Brunnenstraße – Erhalt und Planung – zeigte sich der Ortsbeirat laut Protokoll unzufrieden mit dem Fortgang, der Planung, der Sanierung. Das Thema stehe daher immer wieder auf der Tagesordnung. Das Gutachten ziehe sich hin. Ein Grund dafür, der in der Sitzung wohl vorgebracht wurde, sei eine derzeitige Überlastung des Gutachters. Im Denkmalschutzbeirat werde das Thema eventuell behandelt, heißt es im Protokoll.

Und über die Verleihung des Ehrenbriefes des Landes Hessen informierte der Ortsbeirat. Diesen erhalten Anke Balzer, Ruth Heinz und Gustav Smolinka. Am Montag, 20. Juli, um 16 Uhr im Historischen Saal des Marburger Rathauses.

Der Ortsbeirat Marbach tagt wieder am Dienstag, 28. Juli, ab 19.30 Uhr.

Gegen den Verfall

Donnerstag, Juli 16th, 2015

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Blumen bringen Farbe – auch auf den Marbacher Friedhof. Und vielleicht ist dort für künftige Grabpaten noch mehr zu tun.    Foto: Daniel Grosse

Von Daniel Grosse

Historische Grabdenkmale und jahrzehntealte Grabsteine verfallen bald. Kommunen und Kirchengemeinden wollen das verhindern, suchen dafür aber Helfer: ehrenamtliche Grabpaten, die sich um die letzte Ruhestätte längst Verstorbener kümmern. Das freiwillige Engagement zu Lebzeiten kann sich lohnen. Wie das Freiwilligenportal Volunation berichtet, besteht die Möglichkeit, sich später auf „seiner“ Grabstätte selbst beerdigen zu lassen.

Grabpaten kümmern sich um den Erhalt der Grabsteine, Inschriften und Engelsfiguren, sie pflegen Grabpflanzen oder renovieren sogar Grabstätten wie etwa ein Mausoleum.

Gibt es auch in der Marbach, für die Marbacher, die Möglichkeit, sich als Grabpate zu engagieren – wie oben skizziert? Und wenn ja, in welcher Form? Derzeit besteht eine Grabpatenschaft für eine Grabstätte auf dem Hauptfriedhof Marburg. Bei dieser Grabpatenschaft unterhalten die Paten die gesamte Anlage, das heißt die Bepflanzung und Instandhaltung des Grabdenkmals. Weitere Anfragen haben Stadt und Friedhofsverwaltung noch nicht erhalten, stehen Grabpatenschaften aber positiv gegenüber.

Wer also eine Idee für eine Grabpatenschaft, auch auf dem Friedhof in der Marbach, hat, sollte bei der Friedhofsverwaltung nachfragen. Und sich auch erkundigen, ob, und in welchen Fällen, das freiwillige Engagement gar finanziell unterstützt wird.

Irdische Hilfe von oben

Freitag, Juli 10th, 2015

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Beim Ausstieg des Glockenturms der Markuskirche gab es eine undichte Stelle. Am Mittwoch stiegen die Arbeiter deshalb hinauf in luftige Höhen. Mit Erfolg. Der Turm ist wieder dicht, beruhigt der Pfarrer.   Foto: Daniel Grosse

Ursache für Brand weiterhin unklar

Mittwoch, Juli 8th, 2015

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Zumindest nicht mehr verkohlt, könnte man meinen. Die Folie verdeckt auch die Brandnarben am Bauwerk.   Fotos: Daniel Grosse

Von Daniel Grosse

Inzwischen scheint die Mitte 2014 vom Brand zerstörte Fachwerkvilla in der Brunnenstraße 15 gegen weiteren Verfall gesichert zu sein. Eingezogene Balken und Latten im Dachstuhl, und eine darüber gespannte blaue Folie gegen Regen, lassen das zumindest vermuten. Auch Passanten können wieder gefahrlos den Bürgersteig nutzen. Kein Absperrzaun behindert mehr. Was aus der Marbacher Brandruine werden wird, bleibt aber weiterhin unklar. Auch die Ermittlungen dauern an.

Inwiefern können Sie etwas zu etwaigen weiteren Ermittlungsergebnissen sagen, zur Ursache des damaligen Brandes und/oder zu einer eventuellen Täterschaft? Oder sind die Ermittlungen eingestellt worden? Denn das Thema beschäftigt die Menschen in Marbach weiterhin sehr. Das habe ich die für Presseauskünfte zuständige Staatsanwältin gefragt. Noch keine großen Neuigkeiten könne sie mir dazu mitteilen, lautete die ernüchternde Antwort. Allerdings gehe sie davon aus, dass die Ermittlungen bald abgeschlossen sein werden. „Hinweise auf ein Fremdverschulden konnten bisher nicht festgestellt werden“, so die Vertreterin der Staatsanwaltschaft. Anfang August kann sie eventuell Genaueres sagen.

Das wäre dann ein Jahr nach der verheerenden Brandnacht im August 2014.