Archive for the ‘Allgemein’ Category

Badespaß im Marbacher Regenrückhaltebecken

Dienstag, März 13th, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies gibt sich gerne zurückhaltend volksnah. Das hat er insbesondere in der Marbach schon etliche Male bewiesen, wenn er bei Veranstaltungen der Vereine im Bürgerhaus nicht als prominentes Stadtoberhaupt, sondern als privater Gast vor Ort war.

So verwundert es auch nicht, dass man den Marburger Stadtchef hin und wieder durch die Straßen Marbachs gehen sieht. Weder irgendwelche Personenschützer, noch eine schwarze Dienstlimousine, begleiten dann den OB. Am Weltfrauentag etwa saß Spieß geschlagene zwei Stunden auf einer der zwei Bänke am Regenrückhaltebecken. Passanten berichten, er habe in einer Zeitschrift oder einem ähnlichen Schriftstück gelesen. Aus der Ferne beobachtet, könnte es sich um Themen wie Bäder, Wasser oder Freizeitspaß gehandelt haben. Da sich die Vorbeigehenden aufgrund der Prominenz des Oberbürgermeisters nicht getraut hatten, diesen anzusprechen, war zunächst nichts weiter bekannt geworden.

Auf Nachfrage im Rathaus, wollte die Pressestelle zunächst nichts zu der Sache sagen. Das sei privat, hieß es. Nach mehrmaligem Nachfragen, konnten die Sprecher des OB jedoch nicht mehr ausweichen, da im selben Moment der Stadtchef auf dem Weg zur Teeküche war und von dem Telefonat Bruchstücke mitbekam. Ja, er habe in einem Katalog für Freizeitaktivitäten gelesen, räumte er ein. Schließlich sei das Regenrückhaltebecken entlang des Höhenwegs für die Marbacher ein zentraler Ort, der aufgewertet werden müsse. Da liege der Gedanke nahe, das Schilf radikal zu entfernen, die Böschungen in Ufernähe zu befestigen und eventuell sogar zwei Startblöcke zu bauen. Die bislang fehlende Wassertiefe könnte durch Aushebungsarbeiten ausgeglichen werden. Von einem Freibad wollte Spies nicht sprechen, eher von einem Schwimmteich, wie er schon längst auf vielen Privatgrundstücken vorzufinden sei.

Geschützte Tiere, wie Enten und Reiher, sowie Molche, müssten im Zuge der Maßnahme umgesiedelt werden, sollten sie sich nicht mit der Situation arrangieren. Die Funktion als Regenrückhaltebecken soll die Teichanlage behalten. Gewährleisten soll dies unter anderem, dass die Zahl der Badegäste niedrig gehalten wird, damit durch die zusätzliche Verdrängung des Wassers durch Badende, der Wasserstand im Normbereich bleibt.

Eintritt in Kirchen wird kostenpflichtig

Dienstag, März 13th, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Kirchenaustritte beschäftigen seit jeher die beiden großen Kirchen in Deutschland. Wenn sich Mitglieder einer Konfession dazu entschließen, diesen Schritt zu gehen, geschieht das in vielen Fällen aus pekuniären Gründen – also des Geldes wegen. Mit Immobilienverkäufen allein ist dieser Weggang an zahlenden Gläubigen langfristig nicht zu verkraften. Die Landeskirchen suchen daher schon seit Längerem nach Lösungen mit nachhaltigem Effekt. Marburg könnte ein Vorreiter sein auf dem Weg einer soliden Finanzierung der Gotteshäuser und des Personals.

Mit dem Stadtteil Marbach nimmt die Markuskirche an einem Pilotprojekt teil, das zeigen soll, welche Wege gangbar sind. So ist geplant, nicht nur Kirchgänger stärker in die Finanzierung einzubinden. Auch Besucher anderer Veranstaltungen in der Markuskirche sollen großzügiger ihre Geldbeutel öffnen, heißt es in einer Mitteilung. Was bedeutet das konkret? Es werden demnach im Laufe des Frühjahrs an beiden Eingängen der Kirche Lesegeräte installiert, die, wie beim bargeldlosen Bezahlen, bei jedem Betreten des Gebäudes einen vorher festgelegten Betrag von den EC-Karten der Besucher abbuchen. Einmal jährlich wird dieser jeweilige Betrag der Kirchenverwaltung gemeldet. Wer an dem Verfahren nicht teilnimmt, hat die Möglichkeit, etwa beim Herumgehen des Kollektebeutels, den Betrag nachzumelden. Gleiches gilt für Besucher sonstiger Veranstaltungen in den Kirchenräumen.

Damit die Nachmeldungen reibungslos funktionieren, werden die Konfirmanden nach und nach mit Geräten ausgestattet, die sich bereits bei den Zugbegleitern in den Bahnen seit Jahren bewährt haben.

Mit welchen Beträgen zu rechnen ist, konnten bislang weder das zuständige Pfarramt noch Vertreter der Landeskirchen sagen. Ob das Vorhaben erfolgreich ist, hängt auch davon ab, wie viele Menschen weiterhin in die Gottesdienste gehen. Bei zehn bis 15 Besuchern an gewöhnlichen Sonntagen könnte es schwierig werden. Ostern und Weihnachten hingegen sind Kassenschlager, ebenso Taufen und Hochzeiten – erst recht Basare und andere offene Veranstaltungen.

Marbach direkt ist gescheitert – und erfindet sich neu

Montag, März 12th, 2018

Von Daniel Grosse

Marbach direkt ist gescheitert. Zumindest in der Online-Variante, die hin und wieder „reale Nachrichten und Hintergründe“ liefert. Was folgt?

Bereits bei den vergangenen beiden Seminaren der Bundeszentrale für politische Bildung in Berlin zu lokalem, hyperlokalem Journalismus, war mir deutlich geworden, dass der Wert an Berichterstattung steigt, und zwar mit der Anzahl an Bewohnern in Stadt und Stadtteil. Wir haben hier in der Marbach rund 4.500 Einwohner. Wir haben zwei Bäcker, eine Apotheke, eine Tankstelle, einige Ärzte und viele Privatmenschen. Und wir haben die Behringwerke, die natürlich längst gesplitted sind in Siemens, CSL etc.

Das reicht nicht. Da passiert nichts. Zumindest nicht das, was real nachrichtlich online ins Blatt gehoben werden könnte. Die journalistischen Nachrichtenkriterien sind nicht erfüllt. Deshalb: Wirklich wahr?

Ihr könnt diese Rubrik immer daran erkennen, dass Wirklich wahr? ganz oben erscheint.

Und wenn ihr glaubt, dass Wirklich wahr? das Niveau von POSTILLON oder STREIFLICHT der SZ erreicht hat, freue ich mich auf eine Nachricht.

Aber: Wenn neben euch ein Mensch umfällt, die Bäckerei explodiert, der Nachbar irre Dinge tut, Bürgermeister oder Ortsvorsteher sich verhaltensauffällig verhalten, Behring-Manager und andere Menschen seltsames Zeug verkünden, dann spätestens ist es an der Zeit, eine Mail an Marbach direkt zu senden. info (at) dgrosse.de

Der Behring-Tunnel kommt – Anwohner können aufatmen

Montag, März 12th, 2018

In beide Richtungen donnert derzeit – hier auf Höhe des Bürgerhauses – noch der Verkehr auf der vielbefahrenen Emil-von-Behring-Straße sowie auf dem Marbacher Weg.   Archivfoto: Daniel Grosse

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Der Behring-Verkehr ist zum Synonym geworden für den mehrmals täglich entstehenden Kollaps auf den beiden Marbacher Hauptverkehrsstraßen Marbacher Weg und Emil-von-Behring-Straße. Wenn tausende von Mitarbeitern des Werks, Lieferanten, Zubringer für Ware der Unternehmen und Märkte im Gebiet Lahntal und Hinterland – und zusätzlich noch privat fahrende Marbacher dieses oberirdische Nadelöhr nutzen, stockt er nicht nur, der Verkehr ruht.

Bereits vor Jahrzehnten war immer wieder der Behring-Tunnel im Gespräch, wurde heiß diskutiert, in den Folgejahren wieder als gute Idee aufgegriffen, aber nie umgesetzt. Er soll eine unterirdische Verbindung für Fahrzeuge schaffen, die aus Richtung Marbach in Richtung Innenstadt sowie zurück unterwegs sind.

Der erste Spatenstich für dieses Jahrhundertprojekt könnte bereits im Mai erfolgen. Bislang waren die Arbeiten auch daran gescheitert, dass nahe des künftigen Tunneleingangs enorme Mengen von Pyrit, auch Katzengold genannt, in einer Tiefe von zehn bis 15 Metern die Umsetzung des Projekts unmöglich machten. Da Pyrit wegen seiner besonderen Eigenschaften als Metall auf der Liste der geschützten Metalle steht, hatten sich Organisationen wie der Europäische Rat für Edelmetall sowie der BUND vereint gegen das Projekt stark gemacht.

Wie erst kürzlich von Seiten mehrer Mitarbeiter der Behringwerke, die namentlich nicht genannt werden möchten, zu erfahren war, hätten Forscherkollegen nämlich herausgefunden, dass Pyrit die Eigenschaft habe, bei Berührung mit anderen Metallen explosive Wirkungen zu entfalten. Konkret würden im schlimmsten Falle also Tunnel-Bohrmaschinen oder Bagger mit ihren metallischen Arbeitswerkzeugen Explosionen erzeugen. Die Folgen wären dramatisch. Einstürzende Häuser entlang der Emil-von Behring-Straße, im schlimmsten Falle gar eine Explosion auf dem nahen Werksgelände. Schäden in Millionenhöhe.

Nun ist es jedoch gelungen, Wasser aus dem nur wenige hundert Meter entfernten Regenrückhaltebecken, in der Marbach auch Ententeich genannt, chemisch so zu bearbeiten, es zu verändern, dass es beim Bohren eingespritzt, das Pyrit in eine harmlose weiche Masse verändert, die mittels Absaugvorrichtungen an anderer Stelle wieder in den Naturkreislauf rückgeführt werden kann. Nachdem sowohl der Europäische Rat für Edelmetall sowie der BUND bei einem Ortstermin ihr Einverständnis gegeben haben, steht dem Projekt Behring-Tunnel wohl nichts mehr im Wege. Mit Widersprüchen der Bürger werde nicht gerechnet, heißt es aus dem Rathaus. Die einmonatige Frist dafür beginnt am 28. März.

Mit Windkraft satte Gewinne machen

Donnerstag, März 8th, 2018

Testanlagen für Windkraft hinter der ehemaligen Gärtnerei?    Foto: Daniel Grosse

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Die Bebauung der Wiesen hinter der ehemaligen Gärtnerei Philipps in Marburg-Marbach ist zum wiederholten Mal Thema der städtischen Gremien gewesen. Wie zu erfahren ist, haben sich die Verantwortlichen noch nicht abschließend zu einem Konzept durchringen können. In den vergangenen Monaten war teils die Rede von mehreren Dutzend Mehrfamilienhäusern, die auf Basis des sozialen Wohnungsbaus dort entstehen könnten.

Nun hat sich ein Investor eingeschaltet. Er ist einer der größten Industriellen im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Bei einer Ortsbegehung, mit Vertretern der Stadt Marburg, wurden erste Pläne bekannt. Das Gelände hinter der Gärtnerei eignet sich demnach „bestens, um dort Testanlagen für Windkraft zu installieren“. Mit diesen Plänen, so sie denn umgesetzt werden können, wäre das Wohnthema vom Tisch. Immerhin haben die Experten ermittelt, dass die Windmasse in dem oberen Teil Marbachs Richtung Wehrshausen massiv angestiegen sei in den vergangenen Jahren. Das ließe hoffen auf gewaltige Mengen an Energie, die dort in Strom umgewandelt werden könnten.

Als Grund für die Zunahme an Wind wurde der vermehrte Fahrzeugverkehr genannt. Durch die weitere Bebauung in Dörfern wie Wehrshausen und den enormen Anstieg des Schwerlastverkehrs mit großen LKWs entlang der Verbindung Marburg und Michelbach, sind den Experten zufolge durch den Fahrzeugverkehr extreme Luftverwirbelungen enstanden, die sich im Tagesverlauf nicht abbauten. Diese Winde treffen auf Luftmassen, die sich ohnehin bereits in Richtung Marburg und das Tal bewegen. Knotenpunkt sind die Wiesen oberhalb Marbachs.

Eine Antwort auf die Frage, in welcher Form auch die Marbacher von diesem – in energetischer Hinsicht – Standortvorteil profitieren können, blieb bei dem Ortstermin noch offen. Sollte jedoch das Testanlagen-Projekt als Aktiengesellschaft an den Start gehen, wäre eine bevorzugte Suche nach Anteilseignern in dem Marburger Stadtteil naheliegend.

Milliardär aus Marbach pflegt grünen Gedanken

Mittwoch, März 7th, 2018

Wirklich wahr?

Von Daniel Grosse

Forbes hat heute die Reichsten der Welt präsentiert. Jeff Bezos ist demnach die Nummer 1. Bis 1000 reicht die Liste. US Präsident Donald Trump belegt einen einsamen Platz im hinteren Viertel. Medial vergessen ist jedoch der Gründer der Naturfreundehäuser, die es inzwischen in 42 Ländern weltweit gibt. Einst als Hort für Vagabundierende erdacht, haben sich die Unterkünfte inzwischen längst zu Einrichtungen entwickelt, die Gruppen vielfältige Naturerlebnisse ermöglichen. Das erste seiner Art steht in Marburg-Marbach, nahe der Behringwerke.

Der Gründer der Naturfreundehäuser, Bertol Nau, hat kürzlich bei einem Treffen mit dem Marburger Oberbürgermeister Thomas Spies nochmals bekräftigt, wie wichtig das Naturerleben sei. Nau, der im Marbacher Saalegrund aufgewachsen ist, rangiert auf der Forbes-Liste der Milliardäre auf dem 223. Platz. Er möchte den Naturgedanken ausbauen.

Dem Vernehmen nach gibt es Gespräche mit der Stadt Marburg und dem Ortsbeirat Marbach, dass künftig das Bürgerhaus in dem Marburger Stadtteil ausschließlich von Gruppen gebucht werden darf, die sich offen zum grünen Gedanken bekennen. Wie dieses Versprechen überprüft werden könne, sei noch nicht geklärt, heißt es. Bertol Nau verhandelt nach eigener Aussage inzwischen mit den Verantwortlichen vor Ort und plant, das Bürgerhaus in eine private Stiftung zu überführen. Dann hätte er, als Hausherr, das Sagen und könnte tatsächlich den angedachten grünen Gedanken umsetzen.

Auto explodiert in Quedstadt – Verletzte gab es keine – Trotzdem ermittelt der Staatsschutz

Dienstag, März 6th, 2018

In Quedstadt haben der Polizei bekannte Zeugen ein Auto vorgefunden. Es bestand aus 2013 Einzelteilen. Verstreut lagen diese auf einer Wiese nahe eines Feldwegs. Eine Explosion hatte am frühen Dienstagmorgen das komplette Fahrzeug zerlegt. Ein zufällig vorbei kommender Landwirt sah das Inferno und informierte die Behörden. Laut der Nachrichtenagentur XPA waren drei Männer mit Kopftüchern weggerannt, als der Landwirt sich dem Tatort näherte. Der Landwirt soll noch zu seiner Frau und seiner Tochter gesagt haben: „Merkt euch deren Hautfarbe und dass sie ein Kopftuch tragen.“ Die Polizei ermittelt.

Individuelle Kurzgeschichten für Kinder

Dienstag, Dezember 19th, 2017

Schreiben ist Handwerk. Und eine Kurzgeschichte bringt es auf den Punkt.   Foto: Daniel Grosse

Immer wieder die gleiche Situation beim abendlichen Zubettgehen. Sie möchten Ihrem Kind oder den Kindern etwas vorlesen, aber alle Bücher sind schon mehrmals dran gewesen, das Neue ist noch nicht im Haus, Ihre Kinder wollen Abwechslung – zum freien Erzählen haben Sie heute partout keine Lust. Jetzt können Sie punkten mit etwas, das Ihre Kinder noch nicht kennen: mit einer individuellen Kurzgeschichte, die genau das erzählt, was Ihr Kind mag. Ich schreibe diese Kurzgeschichten für Kinder zwischen 6 und 10 Jahre.

Die individuelle Kurzgeschichte für Ihr Kind:
– Schreiben Sie mir 5 Sätze zum Inhalt, die für die Geschichte wichtig sind
– Ich benötige das Alter Ihres Kindes
– Planen Sie zwei bis drei Wochen ein
– …und Sie bekommen eine Kurzgeschichte mit einer Länge von 10.000 Zeichen – zu einem Festpreis

Sprechen Sie mich einfach an. Oder schreiben Sie mir eine Mail an info (at) dgrosse.de
Weiteres können wir besprechen, und schon bald lesen Sie Ihrem Kind seine Geschichte vor. Liest ihr Kind selbst und kommt auf den Geschmack, möchte gar selber Geschichten schreiben, berate ich Sie gerne.

Zum Fest

Dienstag, Dezember 19th, 2017

Liebe Leserinnen und Leser, Marbacherinnen und Marbacher, Kundinnen und Kunden, liebe Freunde und Bekannte, Ihnen und euch wünsche ich ein wunderschönes Weihnachtsfest mit vielen Schleifen um die Päckchen, keinen Knoten und Klebestreifen! Warum? Na, weil…

Ahoi,

Ihr und euer Daniel Grosse

Für Marbacher ein Muss – Kinofilm Streiflicht irritiert und kommt gleichzeitig galant daher

Donnerstag, November 16th, 2017

Weich gezeichnet und überblendet, fast in der Anonymität verschwindend, agieren Thomas Rösser (rechts) und sein Streiflicht-Komponist Markus Metzler, auf der Bühne vor dem Glitzervorhang des Marburger Kinos „Studio“ im Capitol. Gleich beginnt der Film. Es ist Mittwochabend im gefühlt ausverkauften Kinosaal.     Foto: Daniel Grosse

Von Daniel Grosse

Eine Kurzkritik

Die gute Nachricht ist: Das alte Marbacher Europabad kommt in dem Film Streiflicht sehr gut weg. Die schlechte: dazu später. Gestern präsentierte der Macher, Regisseur und Drehbuchautor des Kinofilms, Thomas Rösser, im Marburger Kino „Studio“ eine weitere Vorstellung – eine Sonderveranstaltung.

So stiegen Rösser und der Komponist der Streiflicht-Filmmusik, Markus Metzler, gemeinsam vor Beginn auf die Bühne. In unterhaltsamer Wechselrede sprachen beide über die Entstehung der Musik. Dutzende Orchestermusiker machten diese letztlich erst möglich. Das Ergebnis: eine brillante Untermalung, Verstärkung und Begleitung dessen, was die Zuschauer auf der Leinwand zu sehen bekommen.

Und der Film selbst, das Visuelle? Ja, er ist gut. Streiflicht ist interessant. Langsam kommt er daher, tatsächlich, ganz so, wie Rösser ihn eingangs auch angekündigt hatte. Streiflicht erinnert an Filmkunst aus den späten 50ern, an die 60er. „Wenn die Gondeln Trauer tragen“, ist zu spüren. Dieser Film aus den 70ern mit Donald Sutherland wird als Thriller/Drama gelistet. Rösser macht es ebenso in seiner Werbung für sein Werk Streiflicht. Zufall? Das ist nicht entscheidend, wichtiger erscheint die Bildsprache, wie Streiflicht mit Farben spielt. Szenen sind mal optisch überzeichnet, fast grell, insgesamt aber sehr weich gehalten, matt. Sparsam waren die Macher beim Schnitt. Das tut gut, so folgt das Auge in aller Ruhe dem, was geschieht – oder eben nicht geschieht. Die Längen tun gut. Zehntelsekunden kurze Momente, in denen ETWAS aufblitzt, etwas Unheimliches, würzen den Film, ohne ihn doch wieder eher hektisch werden zu lassen.

Die Geschichte im Ganzen ist in sich logisch, wenn auch an zwei Stellen, nach dem erstmaligen Anschauen, irgendetwas nicht ganz stimmt. Vielleicht löst sich das beim mehrmaligen Betrachten auch auf. Und entpuppt sich als Irrtum des Kritikers. Nicht nur das Europabad kommt im Film gut weg. Marburger erkennen Dutzende markante Orte in der Uni-Stadt wieder. Besonders schön: der Eis-schleckende Hauptdarsteller in der Rolle des Wilko vor dem Café Klingelhöfer im Marburger Südviertel. Nur ein Beispiel.

Ja, Wilko. Und da kommt das Aber. Zumindest gleich. Wunderbar ist, dass Rolle und Schauspieler dem Betrachter Zeit geben, zu verstehen, was Wilko wie sagt. Das unterscheidet übrigens sämtliche Dialoge in Streiflicht auf angenehme Weise von denen, die in Sendungen wie „Tatort“ oder anderen Filmen, meist im Fernsehen, bisweilen ganz selbstverständlich, gesprochen werden. Und zwar schnell und undeutlich. Ganz anders also in Streiflicht. Auch Wilkos Mimik in Rössers Film ist klar, sie ist verständlich, unterstreicht das Gesprochene. Aber: Der Hauptdarsteller spricht seinen Text hölzern. Verzeihung. Vielleicht mag das ein Stilmittel des Films sein. Vielleicht ein Markenzeichen des Schauspielers, aber irgendetwas an der Rolle und dem Wilko-spielenden Menschen irritiert. Auf jeden Fall ist es seine Sprache, wie er Worte betont. Da fehlt die Lässigkeit. Liegt es am Schauspieler, an der Rolle des Wilko oder an dem Regisseur?

Insgesamt ist Streiflicht – und wieder ein Aber – aber ein ansprechender Kinofilm mit angenehmen Längen, der seine Betrachter galant durch Marburg und das Umland mitnimmt. Und für Marbacher ein Muss. Allein deshalb, weil viele dort Schwimmen gelernt, jede Wand- und Bodenfliese sowie die Treppe zur Schwimmhalle hinauf sicher noch exakt im Gedächtnis haben, weil sich viele bestimmt gerne ans Kassenpersonal, an andere Mitarbeiter und den Bademeister erinnern, wie er ohne Murren stets das Sprungbrett mal hoch, mal runter hat fahren lassen (war stufenlos verstellbar). Und der Film ist wichtig, weil das Europabad so wenigstens weiterhin sichtbar bleibt. Wenn auch „nur“ in einem Film.