Wirklich wahr?
Von Daniel Grosse
„Erlauben Sie mir die Feststellung, dass Sie einfach ein bedauernswertes dummes Arschloch sind.“ – „Derartige Äußerungen“, so ist von Anwaltsseite zu lesen, „pfeffern sich im persönlichen Streit befindliche Anwälte um die Ohren. “ Nun musste der Bundesgerichtshof (BGH) entscheiden, ob der Kläger als tituliertes „bedauernswertes dummes Arschloch“ Ansprüche auf Unterlassung und Geldentschädigung geltend machen kann. Es ging hin und her in dem Rechtstreit, gekämpft wurde mit harten Bandagen – verbal. Und das ist wahr. Nachzulesen im Urteil des BGH vom 14. November 2017, Aktenzeichen VI ZR 534/15.
„Unerträglich“, findet Jus Dillon-Wurst. Der Senior-Partner der Großkanzlei „Cornwall and more“ ist am Boden zerstört. Er schäme sich, wie er sagt, für seine Berufskollegen. Früher, als er ein junger Jurist war, hätten sich seine Kollegen noch duelliert, sie wären abends in die Kneipe gegangen, um zu wetten, wer nach so und so vielen Schnäpsen schneller vom Keipenhocker fällt. Und nicht selten krachten Fäuste auf Nasenbeine. Dillon-Wurst erklärt im Interview die Hintergründe.
Herr Dillon-Wurst, was passt Ihnen nicht an diesen verbalen Attacken?
Jus Dillon-Wurst: Die heutigen Kollegen, vor allem die jungen, sind einfach peinlich.
Das ist zu pauschal.
JDW: Sie wollen es mal wieder genau wissen, oder? Na gut. Das sind Weicheier. Schreien kann jeder, argumentieren auch, wenn er halbwegs klar im Kopf ist. Aber seinen Mann stehen, wenn er es muss, das ist eine Kunst.
Eine, die Sie damals beherrscht haben?
JDW: Sie Schleimer. Aber ja, ich konnte tatsächlich austeilen. Nicht selten trafen wir uns als junge Anwälte abends im Stadtpark. Wir waren Gegner, weil unsere Mandanten Gegner waren.
Sie benutzten Waffen?
JDW: Naürlich! Die zwei, die Sie auch haben: Fäuste.
Wie primitiv.
JDW: Sie Weichei! Glauben Sie wirklich, Fäuste seien nur dafür da, um sie im Winter in Handschuhe zu stecken? Mitnichten. Die können sie sogar argumentativ einsetzen. Und das beste Argument sitzt noch immer an derselben Stelle wie das Nasenbein.
Sind Sie nun Mediziner oder Jurist?
JDW: Sie sind ein hoffnungsloser Fall. Kommen Sie heute Abend in den Stadtpark. Dort zeige ich Ihnen, wo Ihr Nasenbein sitzt. Und danach sagen Sie mir, wer recht hat.
Darf ich auch ein Kamerateam und eine Reporterin aus der Redaktion mitbringen?
JDW: Bringen Sie mit, wen Sie möchten, aber unbedingt einen Verbandskasten.