Posts Tagged ‘Marbach’

Neues aus dem Windwald

Mittwoch, Mai 4th, 2016

SAM_1983

SAM_1982

In der Dimension sicher übertrieben und nicht exakt platziert, steht dieser ins obige Bild montierte Mast, aus der Blickrichtung Höhenweg, im Wald zwischen Marbach und Michelbach. Die drei eingezeichneten Windräder (unteres Bild) markieren die möglichen Standorte der Anlagen.  Fotos: Daniel Grosse

Von Daniel Grosse

Das Thema Windkraft polarisiert immer. Viele Argumente sprechen dafür und dagegen. Aber da  haben die Menschen in Michelbach denen in der Marbach wohl trotzdem etwas voraus: Wissen – das immerhin meinungsbildend ist. Zumindest, wenn es um mögliche Standorte und mögliche Planungen geht. Drei gigantische Windräder könnten sich in Zukunft inmitten eines Fadenkreuzes zwischen Michelbach, Marbach, Dagobertshausen und Wehrda drehen. Wann konkret, das hängt von weiteren Verhandlungen und Verfahren, von finanziellen Fragen und eventuellen Bürgerbeteiligungen ab. Eine Ortsbeiratsitzung hatte bereits im Dezember 2015 das Thema umfangreich behandelt. Nicht in der Marbach, in Michelbach! Dazu unten mehr.

Wie bei Marbach direkt berichtet, entsteht ein Fadenkreuz, wenn man auf einem Plan oder einer Karte Marbach mit Michelbach sowie Dagobertshausen mit Wehrda, jeweils durch Striche, verbindet. Dort, wo sich die beiden Linien kreuzen, liegt jedoch kein Tatort. Es ist ein Waldgebiet von etwa 100 Hektar Größe mit Hunderten von Bäumen. 97 Hektar Mischwald. Fachleute des Regierungspräsidiums etwa haben dem Areal oberhalb Marbachs und Michelbachs einen Namen gegeben: mögliches Vorranggebiet zur Nutzung der Windenergie oder Windvorrangfläche, Nummer 3128.

Antworten sind wichtig auf diese Fragen: Wie ist der aktuelle Stand der Planungen? Um welche Dimensionen geht es bei dem geplanten Windpark (Anzahl und Höhe der Windräder, beanspruchte Fläche)? Und wann könnte mit einem Baubeginn gerechnet werden? Gegenüber Marbach direkt hatte Anfang Februar 2016 die Sprecherin eines Unternehmens aus Meißen bestätigt, dass dieses prüfe, ob es dort möglich sei, Windenergieanlagen zu planen. “In diesem Zusammenhang führten wir erste Gespräche mit den Flächeneigentümern und haben Kontakt zur Gemeinde aufgebaut. Mit den Grundbesitzern möchten wir Nutzungsvereinbarungen schließen”, hieß es. “Wir sind dabei auf eine positive Stimmung gegenüber Windenergieerzeugung bei Michelbach gestoßen.” Basierend auf diesen Gesprächen gehe es nun in die Planung. Zu genauen Standorten, Anlagenzahlen oder -typen mochten sich die Windkraftanlagen-Bauer im Februar jedoch noch nicht äußern.

Wer sich das Protokoll der Dezember-Sitzung des Michelbacher Ortsbeirats durchliest, stößt auf andere interessierte Investoren und er stößt auf diese Passagen, die Marbach direkt auszugsweise im Wortlaut veröffentlicht:

„…Betr.: Windkraftnutzung am Görzhäuser Hof ….Der Ortsvorsteher…klärt mit den Gästen ab, dass dies eine Vorab-Information für den Ortsbeirat sei; eine Bürgerbeteiligung müsse zu einem späteren Zeitpunkt auch erfolgen….“

„…Görzhäuser Hof. Nur letzterer ist momentan noch übrig geblieben und hier handele es sich nicht um staatliche (öffentliche) Flächen, sondern um Flächen, die in privater Hand (bzw. der Industrie) stehen. Der Eigentümer…und die Stadt Marburg haben ein großes Interesse daran, die Öffentlichkeit an dem geplanten Bauvorhaben zu beteiligen.  …Der Prokurist des Unternehmens K… stellt den geplanten Windpark am Görzhäuser Hof vor….“

„Zu Beginn waren vier Standorte am Görzhäuser Hof geplant, jedoch aufgrund von Untersuchungen hinsichtlich verschiedener Arten von Fledermäusen (u.a. der Mopsfledermaus) blieben nur noch drei mögliche Standorte für Windenergieanlagen übrig. Bei allen werden die Schattenwurfprognose von 30min/Tag, der Mindestabstand von 1.000 Meter und der Schallschutz eingehalten. …“

„Infolge der Anforderungen an den Artenschutz werden momentan Untersuchungen hinsichtlich der Vorkommen und Lebensräume von Großvögeln durch das Marburger Unternehmen…durchgeführt….“

„…informiert die Anwesenden dieser Veranstaltung darüber, dass pro Anlage ca. 3 MW Leistung erwartet werden; die Nabenhöhe der WEA (Windenergieanlage) bei ca. 140 Meter liegt und die Rotorspitze somit bei ca. 200 Meter. Für jeden Standort müssten ca. 2.500 – 3.000 m² Waldflächen dauerhaft gerodet werden, die Zufahrt würde über die „alte Weinstraße“ erfolgen, welche dann natürlich auf eine Breite von ca. 6 – 7 m ausgebaut werden müsste….“

„Zu einer womöglichen Zeitenplanung einer Bebauung…: Die Untersuchung der Großvögel wird im Sommer 2016 wahrscheinlich abgeschlossen sein, so dass anschließend eine Information der BürgerINNEN Michelbachs im Bürgerhaus erfolgen wird. Frühestens im Herbst 2017 oder im Frühjahr 2018 könnte mit dem Bauvorhaben begonnen werden, sofern alle Auflagen usw. rechtlich geprüft und eingehalten werden….“

„…möchte ein Statement des Ortsbeirates zu den geplanten Windenergieanlagen am Görzhäuser Hof haben, sollte in dem Gremium allerdings schon keine Mehrheit für das geplante Bauvorhaben zustande kommen, wird… das Projekt nicht mehr weiter verfolgen. Ebenso würde er verfahren, wenn sich bei einer geplanten Informationsveranstaltung der Michelbacher Bürger keine Mehrheit dafür finden würde. …“

Zum aktuellen Stand der Planungen in Kürze mehr – bei Marbach direkt. Bislang hat sich der weitere Investor gegenüber Marbach direkt noch nicht geäußert.

Ortsvorsteher oder eher Ortsversteher? – Kommentar

Freitag, April 29th, 2016

20140807_191956 (6)

Kommentar von Daniel Grosse zur Sitzung des Marbacher Ortsbeirats.   Foto: privat

Wären wir im Wilden Westen, würden wir ihn Sheriff, Häuptling oder Marshall nennen. Sind wir aber nicht, deshalb heißt er hier schlicht Ortsvorsteher. Und die Marbacher haben seit Dienstag einen neuen: Jürgen Muth.

Von Daniel Grosse

Sechs mal Ja und drei mal Nein, entschieden die Mitglieder des Ortsbeirates während der jüngsten Sitzung im Anbau des Bürgerhauses. Dann stand fest, dass Jürgen Muth künftig der starke Mann an der Spitze dieses kommunalen Gremiums sein soll. Als Nachfolger von Dr. Ulrich Rausch, nach fast zwei Jahrzehnten, in denen dieser als Ortsvorsteher für die für den Ortsbeirat (drei Worte nachträglich ergänzt!) Marbach gearbeitet hat.

Ja, gearbeitet. Denn dieses Ehrenamt darf auch weiterhin kein Posten sein, auf dem man verwaltet. Dieses Amt bedeutet Arbeit. Und davon wartet nun eine Menge auf den neuen Mann an der Spitze. Immerhin ist er als Ortsvorsteher laut Hessischer Gemeindeordnung Vorsitzender des Ortsbeirats. Und der Ortsbeirat ist immerhin zu allen wichtigen Angelegenheiten, die den Ortsbezirk betreffen, zu hören, insbesondere zum Entwurf des Haushaltsplans. Er hat ein Vorschlagsrecht in allen Angelegenheiten, die den Ortsbezirk angehen.

Was das für Angelegenheiten sind, was auch für den Ortsvorsteher Themen sein müssten, können wir täglich sehen, wenn wir durch die Marbach gehen oder fahren. Wir hören von Themen, wie Bänken, die fehlen, erfahren von Plänen zu Marbacher Wiesen und Äckern, auf denen künftig vielleicht mehrere Hundert Menschen leben könnten, lesen von Hoffnungen vieler Eltern, die sich eine Kinder- und Jugendfaschingsfeier im Bürgerhaus wünschen, sehen vor unserem geistigen Auge Windräder, die sich am Himmel über der Marbach drehen, wundern uns über eine verkohlte Ortsmitte, und wir freuen uns über eine Bürgerhauswiese mit dreizehn Wildbienen im neuen Insektenhotel sowie einen Kräutergarten und engagierte Kräuterfrauen. Und das ist längst nicht alles.

Der Ortsvorsteher sollte also auch so etwas wie ein Ortsversteher sein. Er muss zuhören können, offen sein für Vorschläge. Kreativ darf er sein und durchsetzungsstark. Muss ausgleichen und abwägen können. Hat gleichfalls eine Bringschuld, sprich, der Ortsvorsteher sollte einschneidende oder Gewinn-bringende Entwicklungen und Pläne den Marbachern mitteilen.

Der vergangene Dienstag und die Wahl Jürgen Muths stellt auch eine Zäsur dar. Ende, Einschnitt, Neuanfang – alles nur Begriffe, die aber gleichfalls verdeutlichen, wie wichtig dieses Amt ist. Weil es dazu dient, dass die Belange der Marbacher berücksichtigt werden. Ortsbeirat und sein Chef sollen Mittler zu den städtischen Behörden sein – ein helfender Vermittler. Wie sich der neue Ortsbeirat mit seinem neuen Ortsvorsteher an der Spitze künftig für die Marbacher engagiert, seinem gesetzlichen und moralischen Auftrag gerecht wird, müssen die kommenden Monate zeigen. Eines ist klar: Auch weiterhin sollte der neue Häuptling selten verwalten, umso häufiger kreativ arbeiten. Ich jedenfalls wünsche ihm dafür die viel zitierte Glückliche Hand.

Weitere Punkte, die der Ortsbeirat am Dienstag diskutierte:

  • Mehrere Mehrfamilienhäuser sollen am Steilhang unterhalb des Höhenwegs entstehen. Nicht zuletzt aufgrund des Schwerlastverkehrs und der Busse sowie der vielen Autos, die täglich den Höhenweg befahren, wird ein hoher Druck auf Straße und Hang ausgeübt. Das sollte bei einem künftigen Bau der Häuser und sämtlichen Planungen unbedingt berücksichtigt werden, hieß es. Die Gefahr von Hangrutschungen sei einfach zu groß. Die Stadt ist aufgefordert, dem Ortsbeirat die Pläne zukommen zu lassen.
  • Scheinbar soll nun doch ein Windrad nahe des Sellhofs am Oberen Rotenberg errichtet werden, keines von gewaltiger Dimension, eher ein kleineres. Lesenswert zur Meinungsbildung ist der Beitrag Marburg auf dem Weg zur innovationsfreien Zone.
  • Näheres zu diesen Punkten lesen Sie in Kürze hier bei Marbach direkt.

Überraschend groß und unheimlich, aber erklärbar

Donnerstag, Dezember 4th, 2014

Auf dem Werksgelände sind große Schlote zu sehen. Von Zeit zu Zeit dampft oder raucht es allerdings sehr stark. Weiß. Enorm. Wer im Stadtteil Marburg-Marbach auf beiden Seiten der „Behringwerke„, an dem Produktionsstandort in der Emil-von-Behring-Straße, vorbei spaziert, Richtung Wald, nach oben, kann immer wieder ein Phänomen beobachten und hören, das irritiert. Was hat es damit auf sich? Ist das gar gefährlich? Wir fragten nach.

Scheinbar harmlos ist das, was sich dort über dem Industriegelände ereignet – und leicht erklärbar. Die Rauchschwaden seien nichts weiter als kondensierender Wasserdampf, der im Wesentlichen aus zwei Quellen entstehe, heißt es von Unternehmensseite. Demnach seien dies zum einen die Schornsteine der werkseigenen Wärmeerzeugung – bestehend aus Dampfkesselanlage und Blockheizkraftwerk. Hier entstehen bei der Verbrennung von Erdgas die typischen Abgase. Was aber sichtbar werde, sei vor allem die Kondensation der im Abgas enthaltenen Feuchtigkeit, da diese durch die heute übliche Brennwerttechnik relativ kalt die Anlagen verlasse und direkt an der Schornsteinmündung kondensiere. „Den gleichen Effekt sehen Sie bei jeder modernen Gas-Brennwert-Therme im privaten Umfeld. Unsere Abgasüberwachung bestätigt fortlaufend den genehmigungskonformen Betrieb weit unterhalb der aufgelegten Grenzwerte“, so ein Experte vor Ort.

Als zweite Quelle für das Phänomen am Himmel nennt der Fachmann Kühltürme. Hier werde überschüssige Wärmeenergie aus den Produktionsprozessen abgeführt. Die dort entstehenden Schwaden seien dann reiner Wasserdampf. Besonders bei feuchtkalter Witterung entstehen die typischen großen ‚Nebelschwaden‘. „Vom Prinzip her der gleiche Effekt, wie wenn Sie im Winter ausatmen und eine ‚kleine Wolke‘ Ihren Atem sichtbar macht. Alle unsere Kühltürme werden regelmäßig untersucht, insbesondere um einen möglichen Befall mit Wasser-Keimen nachhaltig auszuschließen.“

Bleibt noch die Frage, warum es immer mehr ‚Dampfwolken‘ gibt. Dazu heißt es: Zum einen werden alte ineffiziente, zentrale Anlagen (mit hohen großen Schornsteinen) heute oft durch kleinere moderne und dezentrale Anlagen (mit kleinen niedrigeren Abgasleitungen) ersetzt, zum anderen seien früher die Abgastemperaturen deutlich höher gewesen, so dass es kaum zu einer sichtbaren Kondensation der enthaltenen Feuchtigkeit gekommen sei. „Dies ist heute jedoch aus Energieeffizienz-Gründen nicht mehr denkbar.“

Wenn die Beine schmerzen und die Luft wegbleibt

Donnerstag, Dezember 4th, 2014

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die schmerzen. Zum Beispiel eine fehlende Bank zum Sitzen und Ausruhen und Luftholen. Und genau diese Sitzgelegenheit vermissen viele ältere Menschen in der Marbach. Häufig die, die von ihren Einkäufen vor Ort oder von der nahen Bushaltestelle nach Hause gehen. Immer wieder ist die Frage zu hören, wann denn gegenüber der Sparkasse in der Brunnenstraße vor der Kita – und auch auf der anderen Seite neben der Bushaltestelle – eine Bank aufgestellt werde. Scheinbar prüfen die Verantwortlichen bei der Stadt die Sache, aber eine Bank, die fehlt noch immer.

Wenn Geschichten bei Spiegel, stern und Co. explodieren

Montag, November 24th, 2014

SAM_1102

Die verbrannte Ortsmitte    Foto: Daniel Grosse

Es sind Geschichten, die dann irgendwann explodieren. Überregional in einem der Medien wie Spiegel, stern oder Süddeutsche Zeitung. Dort sind die Explosionen zu hören. Mit den Augen. Es sind diese Geschichten hinter den Geschichten aus der Provinz, dem Lokalen. Einst immer wieder aufgegriffen von Reportern vor Ort, begleiten diese Geschichten ihre Leser. Und dann, wenn die Nachrichtenkriterien endlich übererfüllt sind, ziehen die Überregionalen nach. Genauso könnte es auch der Geschichte um den seit rund 20 Jahre währenden Verfall des Ortsmittelpunktes Marbach ergehen. Misswirtschaft, Familienschicksale und dann der Brand haben dort aus einer einst denkmalgeschützten Fachwerk-Villa mit imposantem Gelände einen öden Ort gemacht.

Ein verkohltes Dachstuhl-Gerippe überragt die vom stundenlangen Feuer geschundene Fassade, zerborstene Fensterscheiben erinnern an ein nächtliches Inferno, verkohlte Vorhangreste flattern hinter rußgeschwärzten Fensterrahmen. Beirut, Libanon, sind Worte, die Passanten sagen, wenn sie heute an der Bauruine in der Brunnenstraße vorbeigehen. Tatsächlich wie im Krieg. So sieht es dort aus. In dem ansonsten sehr ansehnlichen, gemütlichen Ortsteil Marbach am Rande der Uni-Stadt Marburg.

Gebrannt hat es am 15. August 2014. In der Nacht. Behörden, Feuerwehr, Polizeiermittler, Gerichte, Zwangsverwalter, Sachverständige und die Staatsanwaltschaft suchen seitdem nach Schuldigen, nach Hintergründen, sortieren Interessenlagen, sichern den Brandort und die Umgebung, planen weitere Schritte. Pikantes Detail: Gebrannt hat es in den vergangenen Jahren bereits in verschiedenen anderen Gebäuden des Eigentümers. Marbacher Bürger rätseln, verdächtigen und spekulieren. Suchen Zusammenhänge. Oberhessische Presse und Lokalreporter berichten. Weiträumige installierte Absperrgitter schützen Kinder, Blinde und andere Passanten vor maroden Gebäudeteilen, die herabstürzen könnten.

Eine Geschichte, die ganz sicher noch überregional in den Medien explodieren wird. Vielleicht spätestens dann, wenn zum Beispiel auf dem historischen Grund in bester Lage eventuell eine neue Immobilie wächst.

In Kürze mehr in der neuen Ausgabe der gedruckten Marbacher Nachrichten.