In der Dimension sicher übertrieben und nicht exakt platziert, steht dieser ins obige Bild montierte Mast, aus der Blickrichtung Höhenweg, im Wald zwischen Marbach und Michelbach. Die drei eingezeichneten Windräder (unteres Bild) markieren die möglichen Standorte der Anlagen. Fotos: Daniel Grosse
Von Daniel Grosse
Das Thema Windkraft polarisiert immer. Viele Argumente sprechen dafür und dagegen. Aber da haben die Menschen in Michelbach denen in der Marbach wohl trotzdem etwas voraus: Wissen – das immerhin meinungsbildend ist. Zumindest, wenn es um mögliche Standorte und mögliche Planungen geht. Drei gigantische Windräder könnten sich in Zukunft inmitten eines Fadenkreuzes zwischen Michelbach, Marbach, Dagobertshausen und Wehrda drehen. Wann konkret, das hängt von weiteren Verhandlungen und Verfahren, von finanziellen Fragen und eventuellen Bürgerbeteiligungen ab. Eine Ortsbeiratsitzung hatte bereits im Dezember 2015 das Thema umfangreich behandelt. Nicht in der Marbach, in Michelbach! Dazu unten mehr.
Wie bei Marbach direkt berichtet, entsteht ein Fadenkreuz, wenn man auf einem Plan oder einer Karte Marbach mit Michelbach sowie Dagobertshausen mit Wehrda, jeweils durch Striche, verbindet. Dort, wo sich die beiden Linien kreuzen, liegt jedoch kein Tatort. Es ist ein Waldgebiet von etwa 100 Hektar Größe mit Hunderten von Bäumen. 97 Hektar Mischwald. Fachleute des Regierungspräsidiums etwa haben dem Areal oberhalb Marbachs und Michelbachs einen Namen gegeben: mögliches Vorranggebiet zur Nutzung der Windenergie oder Windvorrangfläche, Nummer 3128.
Antworten sind wichtig auf diese Fragen: Wie ist der aktuelle Stand der Planungen? Um welche Dimensionen geht es bei dem geplanten Windpark (Anzahl und Höhe der Windräder, beanspruchte Fläche)? Und wann könnte mit einem Baubeginn gerechnet werden? Gegenüber Marbach direkt hatte Anfang Februar 2016 die Sprecherin eines Unternehmens aus Meißen bestätigt, dass dieses prüfe, ob es dort möglich sei, Windenergieanlagen zu planen. “In diesem Zusammenhang führten wir erste Gespräche mit den Flächeneigentümern und haben Kontakt zur Gemeinde aufgebaut. Mit den Grundbesitzern möchten wir Nutzungsvereinbarungen schließen”, hieß es. “Wir sind dabei auf eine positive Stimmung gegenüber Windenergieerzeugung bei Michelbach gestoßen.” Basierend auf diesen Gesprächen gehe es nun in die Planung. Zu genauen Standorten, Anlagenzahlen oder -typen mochten sich die Windkraftanlagen-Bauer im Februar jedoch noch nicht äußern.
Wer sich das Protokoll der Dezember-Sitzung des Michelbacher Ortsbeirats durchliest, stößt auf andere interessierte Investoren und er stößt auf diese Passagen, die Marbach direkt auszugsweise im Wortlaut veröffentlicht:
„…Betr.: Windkraftnutzung am Görzhäuser Hof ….Der Ortsvorsteher…klärt mit den Gästen ab, dass dies eine Vorab-Information für den Ortsbeirat sei; eine Bürgerbeteiligung müsse zu einem späteren Zeitpunkt auch erfolgen….“
„…Görzhäuser Hof. Nur letzterer ist momentan noch übrig geblieben und hier handele es sich nicht um staatliche (öffentliche) Flächen, sondern um Flächen, die in privater Hand (bzw. der Industrie) stehen. Der Eigentümer…und die Stadt Marburg haben ein großes Interesse daran, die Öffentlichkeit an dem geplanten Bauvorhaben zu beteiligen. …Der Prokurist des Unternehmens K… stellt den geplanten Windpark am Görzhäuser Hof vor….“
„Zu Beginn waren vier Standorte am Görzhäuser Hof geplant, jedoch aufgrund von Untersuchungen hinsichtlich verschiedener Arten von Fledermäusen (u.a. der Mopsfledermaus) blieben nur noch drei mögliche Standorte für Windenergieanlagen übrig. Bei allen werden die Schattenwurfprognose von 30min/Tag, der Mindestabstand von 1.000 Meter und der Schallschutz eingehalten. …“
„Infolge der Anforderungen an den Artenschutz werden momentan Untersuchungen hinsichtlich der Vorkommen und Lebensräume von Großvögeln durch das Marburger Unternehmen…durchgeführt….“
„…informiert die Anwesenden dieser Veranstaltung darüber, dass pro Anlage ca. 3 MW Leistung erwartet werden; die Nabenhöhe der WEA (Windenergieanlage) bei ca. 140 Meter liegt und die Rotorspitze somit bei ca. 200 Meter. Für jeden Standort müssten ca. 2.500 – 3.000 m² Waldflächen dauerhaft gerodet werden, die Zufahrt würde über die „alte Weinstraße“ erfolgen, welche dann natürlich auf eine Breite von ca. 6 – 7 m ausgebaut werden müsste….“
„Zu einer womöglichen Zeitenplanung einer Bebauung…: Die Untersuchung der Großvögel wird im Sommer 2016 wahrscheinlich abgeschlossen sein, so dass anschließend eine Information der BürgerINNEN Michelbachs im Bürgerhaus erfolgen wird. Frühestens im Herbst 2017 oder im Frühjahr 2018 könnte mit dem Bauvorhaben begonnen werden, sofern alle Auflagen usw. rechtlich geprüft und eingehalten werden….“
„…möchte ein Statement des Ortsbeirates zu den geplanten Windenergieanlagen am Görzhäuser Hof haben, sollte in dem Gremium allerdings schon keine Mehrheit für das geplante Bauvorhaben zustande kommen, wird… das Projekt nicht mehr weiter verfolgen. Ebenso würde er verfahren, wenn sich bei einer geplanten Informationsveranstaltung der Michelbacher Bürger keine Mehrheit dafür finden würde. …“
Zum aktuellen Stand der Planungen in Kürze mehr – bei Marbach direkt. Bislang hat sich der weitere Investor gegenüber Marbach direkt noch nicht geäußert.