Auf dem Werksgelände sind große Schlote zu sehen. Von Zeit zu Zeit dampft oder raucht es allerdings sehr stark. Weiß. Enorm. Wer im Stadtteil Marburg-Marbach auf beiden Seiten der „Behringwerke„, an dem Produktionsstandort in der Emil-von-Behring-Straße, vorbei spaziert, Richtung Wald, nach oben, kann immer wieder ein Phänomen beobachten und hören, das irritiert. Was hat es damit auf sich? Ist das gar gefährlich? Wir fragten nach.
Scheinbar harmlos ist das, was sich dort über dem Industriegelände ereignet – und leicht erklärbar. Die Rauchschwaden seien nichts weiter als kondensierender Wasserdampf, der im Wesentlichen aus zwei Quellen entstehe, heißt es von Unternehmensseite. Demnach seien dies zum einen die Schornsteine der werkseigenen Wärmeerzeugung – bestehend aus Dampfkesselanlage und Blockheizkraftwerk. Hier entstehen bei der Verbrennung von Erdgas die typischen Abgase. Was aber sichtbar werde, sei vor allem die Kondensation der im Abgas enthaltenen Feuchtigkeit, da diese durch die heute übliche Brennwerttechnik relativ kalt die Anlagen verlasse und direkt an der Schornsteinmündung kondensiere. „Den gleichen Effekt sehen Sie bei jeder modernen Gas-Brennwert-Therme im privaten Umfeld. Unsere Abgasüberwachung bestätigt fortlaufend den genehmigungskonformen Betrieb weit unterhalb der aufgelegten Grenzwerte“, so ein Experte vor Ort.
Als zweite Quelle für das Phänomen am Himmel nennt der Fachmann Kühltürme. Hier werde überschüssige Wärmeenergie aus den Produktionsprozessen abgeführt. Die dort entstehenden Schwaden seien dann reiner Wasserdampf. Besonders bei feuchtkalter Witterung entstehen die typischen großen ‚Nebelschwaden‘. „Vom Prinzip her der gleiche Effekt, wie wenn Sie im Winter ausatmen und eine ‚kleine Wolke‘ Ihren Atem sichtbar macht. Alle unsere Kühltürme werden regelmäßig untersucht, insbesondere um einen möglichen Befall mit Wasser-Keimen nachhaltig auszuschließen.“
Bleibt noch die Frage, warum es immer mehr ‚Dampfwolken‘ gibt. Dazu heißt es: Zum einen werden alte ineffiziente, zentrale Anlagen (mit hohen großen Schornsteinen) heute oft durch kleinere moderne und dezentrale Anlagen (mit kleinen niedrigeren Abgasleitungen) ersetzt, zum anderen seien früher die Abgastemperaturen deutlich höher gewesen, so dass es kaum zu einer sichtbaren Kondensation der enthaltenen Feuchtigkeit gekommen sei. „Dies ist heute jedoch aus Energieeffizienz-Gründen nicht mehr denkbar.“