Wirklich wahr?
Von Daniel Grosse
Es sind diese Meldungen, die selbst langgediente Beamte ins Grübeln bringen. Immerhin sollte folgende Pressemitteilung nach Auskunft der Marburger Polizei eigentlich nicht veröffentlicht werden. Weil jedoch an diesem Tag im Präsidium eine Umbesetzung erfolgte und ein Polizeianwärter den PC-Arbeitsplatz des eigentlichen Pressesprechers übernahm, gelangte die Meldung ins Netz. Bei Facebook wurde sie bereits 6.985 mal mit einem Like versehen. Um was geht es?
Am vergangenen Wochenende wurden die Marburger Beamten zu einem Einsatz gerufen. Gegen 23 Uhr ging die telefonische Meldung bei der Zentrale ein. Ein Anwohner einer Seitenstraße der Europabadstraße meldete verdächtige Bewegungen an dem Appartmenthaus am Standort des ehemaligen Europabads. Leicht bekleidet sollen dort zwei Männer mittleren Alters „unter erhöhter Kraftanstrengung“, so der Originaltext, an der Tür im Erdgeschoss, vorne, gerüttelt haben. Der Anrufer sprach von Tritten gegen die Tür. Auch Aussagen wie, „Wir wollen schwimmen!“, seien zu hören gewesen.
Als die Beamten vor Ort waren, fanden sie, der Meldung zufolge, „zwei in sich zusammengesunkene Gestalten“ vor. Beide trugen tatsächlich nur Badehosen und rote Kappen mit den Initialen des Marburger Schwimmvereins. Aufgrund von Temperaturen im einstelligen Bereich wickelten die Beamten die Männer in Decken und brachten sie zunächst in Gewahrsam. Wie sich herausstellte, waren die Männer hochgradig toxisch verseucht. In ihrem Blut fand ein Amtsarzt Rückstände von Chlorschwimmogen. Aufgrund des Befunds verbrachten die Kollegen die beiden in das Marburger Klinikum auf den Lahnbergen. Ein Entzug wurde angeordnet.
Nach Rücksprache mit der Pressestelle der Polizei Marburg, gehe es den Männern, den Umständen entsprechend, gut. Zu ihrer Tat befragt, hätten sie ausgesagt, sie seien Leistungsschwimmer des Vereins und nach einer Feier mit Vereinskollegen zunächst ziellos durch die Marbach geirrt. Da habe sich der ältere der beiden an seine Jugend erinnert und an das „tolle, hydraulisch bewegliche Sprungbrett und den netten Bademeister“. Und da sie ihre Schwimmsachen wegen einer Erotik-Wette bereits getragen hätten, seien sie so bekleidet zu dem ehemaligen Schwimmbad gegangen. Den Männern droht nun ein Verfahren wegen Hausfriedensbruchs.